Warum erhöhen Private Versicherer die PKV Beiträge?

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Susanne Schimke
11. Dezember 2016
Warum erhöhen Private Versicherer die PKV Beiträge?
Wir könnten ja schon fast ein „permanent“ in die Überschrift einfügen und müssten sagen „warum erhöhen die privaten Krankenversicherer permanent” die Beiträge der Versicherten? Es gibt verschiedene Faktoren. Grundsätzlich wir ja alles teurer. Das ist oberflächlich betrachtet auch die richtige Diagnose. Dennoch gibt es Parameter, die jeder PKV-Versicherte wissen sollte.

Ihr PKV-Tarif ist beitragsstabil – sagt der Verkäufer

Das ist auch richtig. So lehren es zumindest die Versicherer in den Verkaufsschulungen. PKV-Tarife werden so kalkuliert, dass die Beiträge ein Leben lang stabil bleiben können. Theoretisch. Doch in der Praxis zeigt sich immer wieder, dass Beiträge steigen. Wo dran liegt es?

Kalkulation der Beiträge

Die Grundlage jeder Versicherung ist eine Kalkulation. Der Versicherer stellt verschiedene Merkmale fest und kalkuliert daraus Ihren Beitrag. Ihr Eintrittsalter ist relevant, Ihr Gesundheitszustand ebenfalls und natürlich die gewünschten Leistungen. Dabei gelten folgende Feststellungen:
  • Je jünger bei Beginn, desto günstiger der Beitrag.
  • Je gesünder bei Beginn, desto weniger Zuschläge gibt es.
  • Je mehr Leistungen Sie wünschen, desto teurer der Beitrag.

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Stehen diese Punkte fest, kalkuliert er Versicherer Ihre Beiträge. Bei der Kalkulation werden weitere Parameter zu Grund gelegt. Ihre statistische Lebenszeit ist eine Grundlage. Dazu noch die wahrscheinlichen Kosten, die Sie in der Vertragslaufzeit verursachen werden. Die Kosten des Versicherers spielen auch eine Rolle. Aus der Sammlung dieser Parameter resultieren letztlich auch Beitragserhöhungen. Die größte Schwierigkeit in der Kalkulation stellt die Tatsache dar, dass wir Menschen permanent älter werden und medizinisch versorgt werden müssen. Durch unser Altern steigt das Risiko des Versicherers, dass wir erkranken und dieser die Kosten tragen muss. Aus diesem Grund beinhaltet jeder PKV-Vertrag sogenannte Alterungsrückstellungen.

Wie funktionieren Alterungsrückstellungen?

Versicherer versichern Risiken und verdienen damit Geld. Steigt ein Risiko, steigt auch die Prämie für die Absicherung. Beispiel KFZ-Versicherungen: Die Anbieter von KFZ-Policen fragen die jährliche Fahrleistung ab. Je mehr Fahrleistung Sie angeben, desto höher ist Ihre Prämie. 10.000 KM jährliche Fahrleistung sind günstiger als 20.000 KM. In der PKV ist es genauso. Das Risiko sind wir Menschen, denn wir werden älter. Wir werden jedes Jahr älter. Deshalb müsste der Versicherer jedes Jahr die Prämie anheben. Damit er aber nicht jedes Jahr die Prämie anheben muss, kalkulieren die Versicherer zu den Kostenfaktoren die Alterungsrückstellungen hinzu. Im allgemein heißt es: In jungen Jahren mehr bezahlen, und im Alter dafür nicht mehr so viel. Dieser Satz ist häufig falsch interpretiert. Eine falsche Interpretation führt dazu, dass wir lesen, was wir hoffen. Wir hoffen nämlich, dass die PKV im Alter nicht so teuer ist. Und deswegen glauben Sie auch, dass Ihre PKV im Alter nicht so teuer sein wird, weil Sie ja Alterungsrückstellungen haben – gebildet haben. Alterungsrückstellungen haben aber ziemlich wenig mit Ihrem Rentenalter oder Ihrem generellen Alter zu tun. Zumal jeder Mensch das „Alter“ anders definiert. Wann beginnt denn „dieses Alter“? Das Alter beginnt gar nicht, sondern das läuft bereits. Folglich brauchen Sie auch nicht auf einem finanziellen Vorteil zu Ihrem undefinierten Rentenbeginn zu hoffen. Sie genießen den Vorteil der Alterungsrückstellungen permanent. Die Versicherer kalkulieren die kosten für Ihr gesamtes Leben und teilen diesen Wert auf die Monate von Beginn bis Ende. So entsteht Ihr Beitrag. Und dieser Beitrag steht ein ganzes Leben fest.  Deshalb ist die Aussage, dass der Beitrag in der privaten Krankenversicherung ein Leben lang gleich bleibt, richtig. Wobei eine lebenslange Kalkulation Abweichungen enthalten kann. Und diese Ungewissheiten sorgen dafür, dass Beiträge steigen.

Ungewissheit 1: Kalkulation der Alterungsrückstellungen.

Der Versicherer nimmt die kalkulierten Rückstellungen und spart diese an. Damit Ihre hohen, zukünftigen Kosten finanziert sind. Dazu muss der Versicherer die Rückstellungen verzinsen. Zinsen sind aktuell ein Problem. PKV Verträge sind von der Versicherungsart her die Schwester der Lebensversicherung. Lebensversicherungen kennen Sie. Dass Sie die Versicherungen, die aufgrund er geringen Zinsen keiner mehr haben möchte. Bei den Lebensversicherungen wurde in den letzten Jahren die Zinsen deutlich gesenkt. Das liegt an der aktuell herrschenden Niedrigzinsphase. PKV-Verträge können in den Beiträgen steigen, wenn die Zinsen nicht erwirtschaftet werden.

Ungewissheit 2: Kalkulation der medizinischen Kosten.

Wenn wir krank sind, möchten wir gesund werden. Natürlich am liebsten anhand der neuesten medizinischen Entwicklungen. Können Sie sich vorstellen, wie schwer die Kalkulation von zukünftigen medizinischen Entwicklung ist? Das grenzt an Hellsehen. Steigende medizinische Kosten verursachen Beitragserhöhungen.

Ungewissheit 3: steigende Lebenserwartung.

Wir werden älter. Und das permanent. Bei Vertragsbeginn wurde Sie maximal im Durchschnitt 80 Jahre. Acht Jahre später liegt die Lebenserwartung Ihres Jahrgangs plötzlich bei 82 Jahren. Die längere Lebenserwartung führt zu steigenden Beiträgen. Als Grundlage dienen bei der Kalkulation die sogenannten Sterbetafeln.

Ungewissheit 4: Wettbewerb zwischen den Versicherern.

Erinnern Sie sich noch, warum Sie sich privat versichert haben? Viele sagen jetzt, weil das System der privaten Versicherung günstiger als das gesetzliche System war. Dazu kommt noch, dass jeder Versicherer seine Tarife selber kalkuliert und möglichst viele neue, junge und gesunde Kunden gewinnen will. Je mehr Leistungen ein Tarif hat und je günstiger dieser ist, desto mehr Kunden versichern sich. Am Ende sind wir Opfer unseres eigenen Spardrangs. Sind Ihre Beiträge zu günstig kalkuliert, müssen zwangsläufig die Beiträge steigen. Können Sie zu günstige Tarife erkennen? Ja. Private Krankenversicherung sind Sparverträge mit medizinischen Leistungen im Krankheitsfall. Ist ein solcher Vertrag in Ihren Augen „preiswert“, ist der Tarif wahrscheinlich zu günstig.
  • Je günstiger ein Tarif kalkuliert ist, desto mehr Kunden versichern sich
Zusätzlich können Profis einfach darstellen, wie die Unterschiede finanziell aussehen. Leider verkaufen viele Berater über den Preis: günstig läuft einfach gut. Deshalb bieten viele Berater einfach nur günstige Tarife an. Beispiel der Beiträge, Jahrgang 1976 (40 Jahre), Zweibettzimmer, 500 – 600 Euro Selbstbehalt, offener Hilfsmittelkatalog:
  • Hanse-Merkur, TarifKVS1, PSV, PVN: 218,35 Euro.
  • ARAG, K600, PVN: 260,08 Euro
  • Barmenia, einsA expert2+, PVN: 282,78 Euro
Alle Tarife haben ähnliche Leistungen. In der Kalkulation sind aber deutliche Unterschiede sichtbar. Welcher Tarif sieht für Sie interessant aus? Der Tarif der Hanse-Merkur könnte zu günstig kalkuliert sein. Viele Faktoren führen zu Beitragssteigerungen. Gerade die Niedrigzinsphase führt zu starken „Korrekturen“ am Markt. Das ist aber auch gut so. Die Lage ist nun mal so, dass es kaum noch Zinsen gibt. Deshalb gehören alle PKV-Verträge korrigiert. Sie profitieren ja auch an derer Stelle von den niedrigen Zinsen. Erinnern Sie sich noch an Baukredite mit 9% Zinsen Ende der Neunziger Jahre? Grundsätzlich sollte Sie einplanen, dass sich der Beitrag jedes Jahr um drei bis fünf Prozent verändert. Planen Sie Ihre Krankenversicherung in Ihre Altersvorsorge ein. Langfristig betrachtet schlägt die private Versicherung immer das gesetzliche Modell. Nur ohne Altersvorsorge ist die gesetzliche Kasse immer besser.

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