Kreuzbandschwierigkeiten betreffen meist das vordere Kreuzband (VKB/ACL) und gehören zu den häufigsten Knieverletzungen – vor allem in Sportarten mit abrupten Richtungswechseln, Landungen und Stop-and-Go wie Fußball, Handball, Basketball, Volleyball oder Skifahren. Auslöser ist oft ein Verdrehtrauma ohne Gegnereinwirkung; deutlich seltener ist das hintere Kreuzband (HKB/PCL) betroffen, etwa nach stumpfer Gewalteinwirkung („Dashboard-Injury“) oder Hyperflexion. Medizinisch unterscheidet man Überdehnungen und Teilrisse mit noch vorhandener Reststabilität von vollständigen Rupturen mit klarer Instabilität, häufig begleitet von Meniskus- oder Knorpenschäden.
Therapeutisch stehen zwei Wege zur Verfügung: konservativ (ruhigstellen, Physiotherapie, neuromuskuläres Training, ggf. Orthese) bei Dehnungen/Teilrissen, geringem Instabilitätsgefühl oder niedriger Belastung; sowie operativ bei vollständigen Rissen mit Instabilität, höherem Aktivitätsanspruch oder relevanten Begleitläsionen. Standard ist die Rekonstruktion mit körpereigenem Sehnenmaterial (z. B. Semitendinosus/Gracilis, Patellarsehne/BTB, Quadrizepssehne); in ausgewählten proximalen Rissformen kommt auch eine Naht mit „Internal Bracing“ in Betracht. Die Rehabilitation erfolgt frühfunktionell mit sukzessivem Belastungsaufbau; die Rückkehr in Sport/Volllast liegt meist im Bereich von sechs bis zwölf Monaten.
Versicherer werten eine (vordere) Kreuzbandruptur als orthopädischen Vorschaden. Entscheidend sind OP-Art und -Zeitpunkt, der Verlauf von Reha/Physio, die objektivierbare Stabilität (z. B. klinische Tests/Befunde), das aktuelle Aktivitätsniveau sowie vor allem eine ausreichend lange Beschwerde- und Behandlungsfreiheit. Je länger stabil und unverändert, desto eher ist eine Annahme möglich – häufig mit Risikozuschlag, mitunter ohne Ausschluss.
Unser Fall: Wir betrachten eine vordere Kreuzbandruptur mit Rekonstruktion im Jahr 2021. Im Anschluss erfolgten MLD/KG/MT; die letzte dokumentierte Maßnahme datiert vom im August 2024. Seither besteht Behandlungs- und Beschwerdefreiheit, alltags- und berufliche Belastbarkeit sind unauffällig dokumentiert. Unter diesen Voraussetzungen ist – vorbehaltlich der medizinischen Nachweise und je nach Gesellschaft – mit einer Annahme zu rechnen, eher mit moderatem Zuschlag als mit pauschalem Leistungsausschluss.
Praxisfall Kreuzband – PKV (anonymisiert)
Die Versicherte ist 42 Jahre alt ist bereits seit 2020 selbständig. Nach einer vorderen Kreuzbandverletzung erfolgte 09/2021 die operative Versorgung. Der Verlauf ist stabil, seit2024 besteht Behandlungs- und Beschwerdefreiheit. Für die medizinische Einordnung und die Risikoprüfung sind insbesondere folgende Punkte relevant:
- 09/2021: vordere Kreuzband-OP (VKB-Rekonstruktion).
- Reha/Physio: MLD, KG, MT – letzte Einheit am 26.08.2024.
- Status seit 26.08.2024: beschwerde- und behandlungsfrei.
- Erstereignis: 09/2021 (kein erneutes Traumereignis dokumentiert).
- Unterlagenhinweis: Viele Versicherer verlangen verbindlich einen aktuellen Arzt-/OP-Bericht (inkl. Stabilitätsbefund).
Unsere Empfehlung nach einer Ausschreibung der PKV Anbieter – Top 5 (Kreuzband-Fall)
Kriterien: niedrigster Risikozuschlag bei Annahme + vorgelegter Arzt-/OP-Bericht; Leistungs-/Tarifdetails im Einzelfall prüfen.
1. AXA – Gesund Extra 3U | Zuschlag: 0 % – Annahme ohne Zuschlag; Arztbericht vorgelegt
2. LKH – A120 | Zuschlag: 7 % – Sehr niedriger Zuschlag; OP-/Arztbericht vorgelegt
3. AXA – ActiveMe | Zuschlag: 8 % – Niedriger Zuschlag; Arztbericht vorgelegt
4. LKH – S200 | Zuschlag: 13 % – Immer noch moderat; OP-/Arztbericht vorgelegt
5. Hallesche – – | Zuschlag: ca. 20 % – Stabiles Votum bei guter Dokumentation
Hinweis: Empfehlungen vorbehaltlich finaler Tarif-/Leistungsprüfung (SB, Bausteine, Beihilfe/Ergänzungen, Beitragsentwicklung).
Ergebnisse unserer anonymen PKV-Voranfragen (alphabetisch)
| Versicherer | Entscheidung | Risikozuschlag | Besonderheiten |
| Allianz | Annahme | ca. 150 € | Arztbericht vorgelegt |
| ARAG | Annahme | ~93 € (≈ 17 %, je SB) | K-Serie; Arztbericht vorgelegt |
| AXA | Annahme | ActiveMe 8 % · Gesund Extra 1U 11 % · Gesund Extra 3U 0 % | Arztbericht vorgelegt |
| Barmenia | Rückfrage | — | Arztbericht angefordert |
| BBKK | Ablehnung | — | nach Bericht |
| Continentale | Annahme | 172 € | Tarif Comfort-U; Arztbericht vorgelegt |
| DKV | Rückfrage | — | Arztbericht angefordert |
| Gothaer | Annahme | 33 % | MediCompact Premium 960; Arztbericht vorgelegt |
| Hallesche | Annahme | ca. 20 % | Arztbericht vorgelegt |
| LKH | Annahme | A120: 7 % · S200: 13 % | OP-Bericht vorgelegt |
| Münchener Verein | Ablehnung | — | — |
| Nürnberger | Annahme | 26 % | TOP 6; Arztbericht vorgelegt |
| R+V | Rückfrage | — | Arztbericht angefordert |
| SDK | Annahme (Bausteine) | ~60 € ambulant, ~25 € stationär | Arztbericht vorgelegt |
| SIGNAL IDUNA | Annahme | Komfort-SI 2: 35 % · Exklusiv-SI 2: 33 % | Arztbericht vorgelegt |
Risikozuschläge, Ablehnung und (mögliche) Ausschlüsse – was bedeutet das beim Kreuzband?
Bei Kreuzbandvorgeschichte (insbesondere VKB-Rekonstruktion) schauen Versicherer sehr genau auf Verlauf und Stabilität. Ablehnungs- oder Zuschlagsrisiken entstehen vor allem dann, wenn weiterhin Beschwerden bestehen, klinisch eine Instabilität nachweisbar ist, noch Behandlungen laufen oder High-Risk-Sport betrieben wird; ebenso heikel ist eine lückenhafte Dokumentation. Typische Warnsignale sind z. B. wiederkehrende Schmerzen/Schwellungen, positive Stabilitätstests (Lachman, vordere Schublade, Pivot-Shift), Orthesen- oder Infiltrationsbedarf, geplante Diagnostik/OPs sowie sportliche Aktivitäten mit Sprung-, Kontakt- und Richtungswechselbelastung (Fußball, Handball, Ski/Board, Kampfsport). Fehlen schließlich aktuelle Facharztberichte oder ein klarer Nachweis der Beschwerde- und Behandlungsfreiheit, sinken die Annahmechancen zusätzlich.
Strategisch gehen wir deshalb mehrstufig und evidenzbasiert vor – ohne gleich Daten „zu verbauen“. Zunächst erfolgt eine anonyme Risikovoranfrage statt eines Direktantrags, um den medizinischen Rahmen (Annahme normal, Zuschlag, Ausschluss) vorab sauber abzustecken. Parallel schärfen wir die Aktenlage zu einem kompakten medizinischen Dossier mit wenigen, aber belastbaren Bausteinen:
- Aktueller orthopädischer Status inkl. Stabilitätstests, Seitenbandprüfung, Ergussfrei-Status und dokumentiertem Bewegungsumfang (ROM) sowie Kraftprofil.
- Belastbarkeit im Alltag/Sport (Treppen, langes Gehen/Stehen, Hocken/Knien; Art, Häufigkeit, Intensität des Sports).
- Verlaufsnachweis: OP-Art/-Datum, Reha (MLD/KG/MT) und Beschwerde-/Behandlungsfreiheit; idealerweise mit aktuellem Arzt-/OP-Bericht, ggf. Bildgebung.
Auf dieser Basis vergleichen wir gezielt Anbieter – nicht nur tariflich, sondern auch hinsichtlich Annahmepolitik bei VKB-Historie, typischer Zuschlagshöhen, eventueller Beobachtungsfristen, Leistungsdetails (ambulant/stationär/Zahn, Heil-/Hilfsmittel ohne Zusatz-SB, GOÄ-Spielräume, Psychotherapie, Reha/Physio) und der Beitragsstabilität/Unternehmensqualität. Entsteht dabei kein attraktives Voll-PKV-Fenster, bleibt eine pragmatische Brückenlösung: GKV plus hochwertige Zusatzbausteine und später – bei weiterhin stabiler Beschwerdefreiheit und vollständiger Dokumentation – eine erneute anonyme Voranfrage (z. B. in 12–24 Monaten). So kombinieren wir maximale Annahmewahrscheinlichkeit mit möglichst wenig dauerhaften Einschränkungen.
Unterlagen, die deine Chancen verbessern können
- OP-/Entlass-/Verlaufsbericht Knie (VKB) inkl. OP-Technik, Begleitläsionen, Reha-Verlauf.
- Aktueller Facharztbericht: Stabilität (Lachman/Pivot-Shift), volle Belastbarkeit, keine Rezidive/Ergüsse.
- Physio-Abschluss/Trainingsstatus: letzte Behandlung 26.08.2024, seither ohne Behandlung/Beschwerden.
- Alltag/Sport: realistisches Aktivitätsniveau ohne Einschränkungen.
Fazit & nächster Schritt
Eine PKV nach Kreuzband-OP oder mit einer ausgeheilten Kreuzbandverletzung ist machbar. Die Bandbreite reicht – je nach Tarif und Dokumentenlage – von Ohne Erschwernis bis zu hohen Risikozuschlägen. Mit sauberem Arztbericht und stabiler Beschwerdefreiheit lassen sich vernünftige Konditionen erzielen. Wir holen diese anonym für dich ein und verhandeln prüfbare Zuschläge.
FAQ
Ja. In vielen Fällen ist eine Annahme möglich, meist mit Risikozuschlag. Kritisch wird es bei nachgewiesener Instabilität, anhaltenden Beschwerden oder laufender Behandlung – dann tendieren Versicherer zu Ablehnung oder zu hohen Zuschlägen.
Als guter Richtwert gelten 12–24 Monate stabile Beschwerde- und Behandlungsfreiheit. Das senkt Zuschläge deutlich. In unserem Fall liegt Beschwerde-/Behandlungsfreiheit seit 26.08.2024 vor.
– OP-/Arztbericht (OP-Art, Datum, ggf. Begleitläsionen)
– Aktueller orthopädischer Status inkl. Stabilitätstests (Lachman, vordere Schublade, Pivot-Shift), ROM/Kraft, kein Erguss
– Reha-/Physioabschluss (kurzer Verlauf, z. B. MLD/KG/MT; letzte Einheit datiert)
– Aktivitäts-/Sportprofil (Art, Intensität, ggf. Verzicht auf Hochrisiko-Sport)
Nicht zwingend. Ein unauffälliger klinischer Status durch den Orthopäden reicht häufig aus. Ein MRT wird nur dann sinnvoll, wenn neue Beschwerden bestehen oder der Versicherer es explizit verlangt.
Viele Gesellschaften arbeiten mit Zuschlägen (bei stabiler LageZiel unserer Voranfrage ist es, Zuschläge ohne pauschale Ausschlüsse zu erhalten – abhängig von Befundlage und Versicherer.
Das ist verhandelbar, aber nicht garantiert. Häufig prüfen Versicherer nach 3–5 Jahren Behandlungs- und Beschwerdefreiheit. Voraussetzung sind die vollständige Genesung mit einem bestätigten Befund. Dann sind Senkungen bis hin zum Wegfall möglich.
Ja. High-Risk-Sport (z. B. Fußball, Handball, Ski/Board, Kampfsport) erhöht tendenziell Zuschläge. Moderate Aktivitäten und dokumentierte Stabilität wirken positiv. Wettkampfniveau oder häufige Pivot-Bewegungen sollte man offen, aber strukturiert darstellen (ggf. mit Orthese-/Präventionskonzept).
Empfehlung: Anonyme Risikovoranfrage mit sauberem Dossier (s. o.). So bekommen wir belastbare Voten, ohne einen Direktantrag zu „verbauen“. Ist das Ergebnis unattraktiv, kann man zeitlich warten (bis z. B. 12–24 Monate Beschwerdefreiheit voll sind) oder alternativ vorübergehend GKV + Zusatz wählen und später neu anfragen.



