Die Bundesregierung hat auf Anfrage der Fraktion DIE LINKE Daten von privaten Krankenversicherern veröffentlicht. Daraus lässt sich unter anderem entnehmen, wie die privaten Krankenversicherer in den letzten 6 Jahren die Beiträge erhöht haben. Wir fassen das Ergebnis zusammen.

Es ist seit 2016 die zweite Anfrage zu diesem Thema und dieses Mal werden mehr Daten veröffentlicht. Den genauen Wortlaut der Anfrage finden Sie hier:

http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/004/1900423.pdf

Knapp 6 Wochen später hat die Bundesregierung geantwortet. Die Antwort finden Sie hier:

http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/007/1900746.pdf

Warum ist diese kleine Anfrage interessant?

Der Zeitraum der letzten 6 Jahre ist besonders relevant für PKV-Kunden. Denn wir befinden uns wohl im Höhepunkt, bzw. Tiefpunkt der Niedrigzinsphase. PKV-Verträge sind nach Art der Lebensversicherung kalkuliert und brauchen deshalb Zinserträge, um z.B. die Beiträge stabil zu halten. Eine Übersicht über beitragsstabilen Versicherer ist deswegen gerade für Kunden von Wert. Natürlich ist das Thema Beitragsstabilität so eine Sache: Es gibt keine stabilen Beiträge. Laut der Webseite Statista sind Gehälter von 2011 bis 2016 um 15,2% gestiegen. Im Mittelwert um 2,5% pro Jahr. Deshalb könnten Beitragserhöhungen um 2,5% pro Jahr schon als stabil bewertet werden. Spannend ist diese Art von Transparenz auf jeden Fall. Allerdings fehlt ein objektiver und einheitlicher Maßstab zum Bewerten der Zahlen.

Welche Aussagekraft hat die Antwort der Bundesregierung?

Diese Art von Unternehmensvergleich ist für ein Individuum nicht wirklich aussagekräftig. Es wird das gesamte Kollektiv bewertet. Der Vorteil des Kollektivs kann aber der Nachteil des Einzelnen sein. Als Auswertungsgrundlage wurden Beiträge genommen. Es ist aber nicht ersichtlich, ob Beiträge für Neukunden, für Bestandskunden oder beide Kundengruppen gemischt betrachtet dargestellt sind. Es ist auch nicht ersichtlich ob der gesetzliche Zuschlag berücksichtig ist. Als Pflichtbaustein zur PKV und im Rahmen prozentualer Ergebnislage nicht ganz unwichtig. Alle genannten Parameter beeinflussen das Ergebnis.

Welches Ergebnis liefern die Zahlen?

Gerade Kunden der Mecklenburgische (-1,1%) und Signal Krankenversicherung (-0,3%) können staunen. Rechnerisch haben die Unternehmen die Beiträge gesenkt. Jedes Jahr und im Durchschnitt.

 

Durchschnitt: 2017 hatte jeder deutsche Staatsbürger im Durchschnitt 214.500 Euro Vermögen, laut Bundesbank.

 

Die geringsten Beitragserhöhungen gab es bei der Concordia (0,43%), Inter (0,75%), SDK (0,9%) und Debeka (0,98%).
Die höchsten Erhöhungen gab es bei UKV (3,02%), LVM (3,07%), Nürnberger (3,12%), R+V (3,68%), Württembergische (4,22%) und Central (4,33%).
Diese Werte werden viele Kunden überraschen. Subjektiv werden die Erhöhungen deutlich stärker wahrgenommen. Es stellt sich die Frage, welche Zahlen ausgewertet wurden und wie das Ergebnis zustande kommt.

 

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Nach welcher Methodik wurde das Ergebnis berechnet?

Wie oben erwähnt ist die Datenbasis der Beiträge nicht bekannt. Es ist deshalb nicht nur subjektiv (als PKV-Kunde) schwierig, die Daten nachzuvollziehen, sondern auch objektiv. Es sind aber interessante Fakten festzustellen. Am 21.12.2012 wurden die sogenannten Unisextarife in der PKV eingeführt. Seit diesem Datum scheint sich alles zu bessern. Trennen wir die Datenmenge bei diesem Schnittpunkt, lässt sich sagen, dass bis 2012 die Beiträge jährlich um 3,2% gestiegen sind. Seit 2013 hingegen steigen die Beiträge nur noch um 1,3% jährlich.

PKV Anbieter mit den Höchsten Beitragsanpassungen

Laut der Webseite Statista liegt von 2013 bis 2017 die durchschnittliche Inflationsrate bei jährlich 1%. Mit anderen Worten, die üblichen Gründe für Beitragssteigerungen in der PKV (längere Lebenserwartung, steigende medizinische Kosten, Niedrigzinsphase) fallen nur mit 0,3% pro Jahr in das Gewicht.

Welche Rückschlüsse lassen sich aus dieser Auswertung ableiten?

Zum ersten sind die Fragen ungenau formuliert. Offensichtlich haben die Fragensteller keine tieferen PKV-Kenntnisse. Versicherer sind nun mal Formulierungskünstler, wie sich auch schon an manchen Bedingungswerken ableiten lässt. Diese unpräzisen Fragen können zu einer freien Interpretation der Fragestellung führen und ungenaue Antworten produzieren. Im Gesamtdurchschnitt liegen die jährlichen Beitragserhöhungen bei 2,25% und damit unter dem Wert der Gehaltssteigerungen von 2,5% im gleichem Zeitraum. Ein Traumergebnis in der aktuellen politischen Lage.

Eine Übersicht aller uns bekannten Beitragserhöhungen für das Jahr 2018 finden Sie hier:
PKV Beitragserhöhungen 2018 - Alle Details - Alle Versicherer