Unser Kunde wurde nach vielen Jahren Vertragslaufzeit von der Signal aufgrund eines Beitragsrückstandes in den Notlagentarif umgestellt. Eine solche Tarifumstellung kann kaum verhindert werden und führt häufig zu starken vertraglichen Nachteilen. Wir zeigen anhand von Beispielen der AXA und Signal, was passieren kann, welche Nachteile entstehen und wie diese behoben werden können.

Warum werden Kunden in den Notlagentarif umgestellt?

Die Umstellung in den Notlagentarif erfolgt automatisch, wenn der Kunde die Prämienzahlung einstellt. Vorab führt der Versicherer ein zweistufiges Mahnverfahren durch.

  • Die erste Mahnung erfolgt nach zwei Beitragsrückständen.
  • Die zweite Mahnung erfolgt, wenn der Rückstand nach der ersten Mahnung, noch höher ist als ein Monatsbeitrag. Zeitgleich wird ein Hinweis auf das mögliche Vertragsruhen gegeben.
  • Ruhen: Ist der Beitragsrückstand nach Zugang der zweiten qualifizierten Mahnung größer als ein Monatsbeitrag, ruht der Vertrag. Von diesem Zeitpunkt gilt der Notlagentarif als versichert.

Unser Kunde wurde nach ca. 6 Monaten in den Notlagentarif umgestellt, weil es nicht möglich war, den Beitragsrückstand unter einen Monatsbeitrag zu drücken. Bis zur Umstellung in den Notlagentarif sind nur zwei Mahnungen erfolgt. Wer unachtsam mit der Post vom Versicherer umgeht, kann auch „überraschend“ umgestellt werden.

 

Folgende Tarifkombination wurde von der Signal in den Notlagentarif überführt:

 

Vollwertiger PKV-Versicherunschutz mit Lohnfortzahlung und Entlastungstarif
Vollwertiger PKV-Versicherunschutz mit Lohnfortzahlung und Entlastungstarif

 

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Der Notlagentarif bietet nur eingeschränkt Versicherungsschutz und leistet einfach formuliert nur für akute Erkrankungen. Natürlich ist der Beitrag viel günstiger. Wichtig zu wissen, die Versicherungsdauer im Notlagentarif "kostet" laufend Alterungsrückstellungen. Hier zu sehen unter dem Bereich AB (Anrechnungsbeitrag). Ohne Alterungsrückstellungen kostet der Notlagentarif monatlich 79,14 Euro. Für Versicherte mit Beihilfeanspruch ist der Tarif, je nach Beihilfehöhe, günstiger. Zusätzlich muss noch die Pflegeversicherung (PVN/ PVB) entrichtet werden. 

 

Versicherungsschutz nach Notlagentarif
Versicherungsschutz nach Notlagentarif

 

Wie können Sie den Notlagentarif wieder verlassen?

Sobald der Beitragsrückstand ausgeglichen ist, wird der alte Tarife wieder aktiviert. Unser Kunde war für rund fünf Monate im Notlagentarif versichert und wurde nach dem vollständigen Ausgleich der Beitragsschulden in den alten Tarif zurück geführt. Allerdings hatte die Signal auch alle Zusatzbausteine gekündigt. Es ist deshalb sehr wichtig, Schreiben vom Versicherer zu beachten. 

 

Versicherungsschutz ohne Zusatztarife
Versicherungsschutz ohne Zusatztarife

 

 

Warum kann der Versicherer vertragliche Bausteine (Zusatztarife) kündigen?

In Deutschland wurde zum 01.01.2009 die Pflicht zur Krankenversicherung (§193 VVG Versicherungspflicht) eingeführt. Der Krankenversicherungsschutz wurde damit unter gesetzlichen Schutz gestellt. Kein Kunde darf den Versicherungsschutz verlieren, nur weil er die Beiträge nicht bezahlen kann. Dieser Schutz der Krankenversicherung wurde aber nicht für alle Teile des Vertrages erteilt, sondern erstreckt sich nur auf ambulante und stationäre Leistungen.

Der exakte Wortlaut, §193 VVG, Absatz 3, Satz 1:

Jede Person mit Wohnsitz im Inland ist verpflichtet, bei einem in Deutschland zum Geschäftsbetrieb zugelassenen Versicherungsunternehmen für sich selbst und für die von ihr gesetzlich vertretenen Personen, soweit diese nicht selbst Verträge abschließen können, eine Krankheitskostenversicherung, die mindestens eine Kostenerstattung für ambulante und stationäre Heilbehandlung umfasst und bei der die für tariflich vorgesehene Leistungen vereinbarten absoluten und prozentualen Selbstbehalte für ambulante und stationäre Heilbehandlung für jede zu versichernde Person auf eine betragsmäßige Auswirkung von kalenderjährlich 5 000 Euro begrenzt ist, abzuschließen und aufrechtzuerhalten

Wie unser Beispiel zeigt, kündigen Versicherer Zusatztarife. 

 

Welche Zusatztarife wurden gekündigt und wo liegt das Problem?

Die Signal hat das Krankentagegeld (Lohnfortzahlung im Krankheitsfall) in Höhe von 3.600 Euro monatlich und den Beitragsentlastungstarif für das Rentenalter (275 Euro garantierte Beitragsentlastung zum ersten Monat ab dem 65. Lebensjahr) gekündigt.

Unser Kunde ist 1965 geboren, 53 Jahre alt und hat altersbedingte Erkrankungen. Es ist daher ausgeschlossen, jemals wieder eine Absicherung der Lohnfortzahlung abzuschließen. Der Arbeitgeber zahlt für 6 Wochen das Gehalt weiter. Bis zur Rente trägt der Kunde alleine das Risiko, bei einer langfristigen Erkrankung kein Einkommen zu haben.

Auch brisant ist der Entfall des Beitragsentlastungstarifs. Mit Rentenbeginn stellt der Arbeitgeber den Arbeitgeberzuschuss ein. Der Kunde muss mit dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben den PKV-Beitrag alleine tragen. Beide Tarife unterstützen den Kunden bei den finanziellen Lebensplanungen. Die Kündigung ist sehr nachteilig.

Zusätzlich problematisch wird es bei Versicherern, die den Versicherungsschutz in Bausteine aufgeteilt haben. Die Signal bietet nur Kompakttarife an. Diese bestehen aus ambulanten, stationären und dentalen Leistungen. Bei Baustein-Tarifen kann auch der Zahntarifbaustein gekündigt werden. Aktuell haben wir einen Vorgang bei der AXA auf dem Tisch, wo die AXA im Rahmen der NLT-Umstellung das Krankentagegeld, den Kur-Tarif und den Zahnbaustein gekündigt hat.

Wer diese Bausteine nach dem Notlagentarif zurückhaben möchte, muss neu abschließen. Es gilt das neue Eintrittsalter zur Beitragsberechnung (der Baustein wird teurer als vorher) und es wird eine Gesundheitsprüfung durchgeführt (es kann Risikozuschläge oder eine Antragsablehnung aufgrund bestehender Erkrankungen geben).

 

AXA beendet Zusatztarife und bietet Neuabschluss an
         AXA beendet Zusatztarife und bietet Neuabschluss an

Deshalb führt die Umstellung in den Notlagentarif zu weitreichenden Konsequenzen. Zeitgleich verbraucht der Notlagentarif noch Alterungsrückstellung. Deshalb wird der alte Tarif zusätzlich teurer bei einer Rückkehr in den Alttarif.

 

Konnten wir dem Kunden helfen?

Insgesamt konnten wir die vollständige Wiederherstellung bei der Signal für unseren Kunden erreichen. Allerdings ist Eile geboten. Wenn die Kündigung erst einmal Monate zurückliegt, werden die Zusatztarife, durch den Wechsel in den Notlagentarif, dauerhaft entfallen. Was weg ist, ist weg.

 

Was ist zu tun, wenn der Versicherer in den Notlagentarif umstellt?

In erster Linie ist es wichtig, den Beitragsrückstand auszugleichen. Wer sechs Monate im Rückstand ist, muss sechs Monatsbeiträge einzahlen. Im Zweifel sollte dieses Geld geliehen werden. Denn der Ausgleich des Rückstands führt zu einer Rücküberführung in den alten Tarif. Sollte der Versicherer zwischenzeitlich die Zusatztarife gekündigt haben, sollte direkt Kontakt zum Versicherer aufgenommen werden. Für Kunden, die unser Betreuungskonzept nutzen, koordinieren wir die richtigen Schritte.

 

Kann ich eine Tarifumstellung in den Notlagentarif verhindern?

Wenn keine Beiträge gezahlt werden, kann eine Umstellung nicht verhindert werden. Es gibt aber einen Fallablauf, wann der Versicherer umstellt. Durch eine kontrollierte Zahlung von Teilbeiträgen, können Sie die Umstellung verzögern oder verhindern. Natürlich muss ein finanzieller Spielraum vorhanden sein.

 

Kann ich im Notlagentarif das Tarifwechselrecht nach §204 nutzen?

Solange der Notlagentarif besteht, ist kein Tarifwechsel innerhalb der Gesellschaft möglich.

 

Weitere Informationen zum Notlagentarif:

Der Notlagentarif als Notfallabsicherung

Der Notlagentarif ist keine Lösung gegen steigende Beiträge 

 

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