Risikovoranfrage in der PKV – darauf ist zu achten

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Marcel Liesegang
30. Juni 2022

In der PKV spielt die Gesundheit und subjektive Risiken eine große Rolle bei der Beurteilung, ob ein privater Krankenversicherer verbindlich Versicherungsschutz anbieten wird. Wir klären in unserem Ratgeber alle Fragen rund um den sicheren Weg in die PKV mit der Risikovoranfrage, wie Sie Fehler vermeiden und wie es richtig geht.



Inhalt

Bevor Sie einen Antrag bei einem Versicherer stellen, ist es wichtig, nichts dem Zufall zu überlassen. Versicherer verfügen über unterschiedliche Annahmerichtlinien und bewerten Vorerkrankungen durchaus andersartig. Im Vorfeld ist es daher schwer einzuschätzen, ob ein Antrag auf Krankenversicherung reibungslos angenommen, abgelehnt oder nur mit Zuschlägen (Risikozuschlag) oder anderen besonderen Bedingungen akzeptiert wird. Sie sollten nur dann einen Antrag auf Krankenversicherung stellen, wenn Sie wissen, dass Sie angenommen werden. Wer einmal von einem Versicherer abgelehnt wird, hat häufig keine Möglichkeit mehr, bei einem anderen Krankenversicherer angenommen zu werden. Vermeiden können Sie das mit einer anonymen Risikovoranfrage.

Was ist eine Risikovoranfrage (RVA)?

Um im Vorfeld bereits ausloten zu können, ob ein Versicherer Ihr individuelles Risiko versichert, haben Sie das Instrument der Risikovoranfrage.

Bei einer RVA wird Ihr Gesundheitszustand möglichst genau und unter reellen Bedingungen, am besten anonym, möglichst vielen Versicherern zugänglich gemacht. Infolgedessen werden die verschiedenen Risikoprüfer der Versicherer ein Votum/Einschätzung abgeben, zu welchen Bedingungen der Versicherungsschutz möglich ist. Es ist denkbar, dass die Versicherer bei der Kalkulation zu verschiedenen Ergebnissen kommen.

Hier ein Praxisbeispiel:

Bei unserer Anfrage haben 14 Versicherer ein Votum abgegeben. 12 Versicherer haben das Risiko abgelehnt (rot markiert). 1 Versicherer bat um weitere Informationen, um das Risiko besser einordnen zu können (gelb markiert). Nur ein Versicherer bot Versicherungsschutz mit einem Risikozuschlag von 25 % (grün markiert).

In diesem konkreten Fall beschrieb sich unser Kunde als gesund. Die Versicherer sind allerdings der Auffassung, dass das langfristige Risiko zu hoch ist. Lediglich ein Versicherer schätzt dies anders ein. Die Bewertungskriterien liegen allerdings im Verborgenen. Unter normalen Umständen sollte man doch davon ausgehen, dass den Versicherern zur Prüfung des Risikos über die gleichen Hilfsmittel verfügen, was im Grunde auch richtig ist, jedoch gewichtet der Versicherer Risiken unterschiedlich – dabei können wirtschaftliche und vertriebliche Größen in die Betrachtung einfließen. So könnte ein Versicherer Bagatellerkrankungen wie Heuschnupfen kritischer betrachten und in der Fläche einen vergleichsweise hohen Risikozuschlag verlangen, um mehr „Puffer“ für jene Kunden zu haben, welche sich mit Diagnosen versichern wollen, welche sonst zu einer Ablehnung geführt hätte.

Wann steht dem Versicherungsschutz in der Regel nichts im Weg?

Nicht in jedem Fall muss eine Voranfrage gestellt werden. Bei folgenden Umständen kann von einer RVA abgesehen werden:

  • Sehr guter Gesundheitszustand
    Können sämtliche Fragen verneint werden, ist der BMI in Ordnung und Arztbesuche haben sich auf „Husten, Schnupfen und Heiserkeit“ beschränkt – sollte der privaten Krankenversicherung gesundheitlich nichts im Wege stehen. Vorsorgeuntersuchungen ohne Befund erschweren die Annahme nicht.

  • Gute Bonität, keine Negativmerkmale
    Bei Antragsstellung wird die Bonität z. B. über die Schufa, Bürgel, Infoscore oder Creditreform abgefragt (wird bei der RVA nicht berücksichtigt, da anonym angefragt wird). Merkmale in der Bonität führen häufig zu Ablehnung, da der Versicherer ein hohes Beitragsausfallrisiko hätte.

  • Eindeutiger Berufsstatus
    Konservative Versicherer bevorzugen einen „klar definierten“ Beruf. „Zwielichtige“ oder unklare Berufsbezeichnungen könnten zur Ablehnung führen.

  • Regelmäßiges und ausreichendes Einkommen
    Einige Versicherer fragen nach dem Einkommen oder sie machen dies indirekt bei Abschluss eines Krankentagegeldes. Hier geht es um subjektive Merkmale der Bestandsfestigkeit. Hat der Kunde also das Potenzial auch lange Mitglied zu sein.

  • Durchgehende Vorversicherungszeiten
    Der Versicherer fragt immer nach der Vorversicherung – es wird geprüft, ob in der Vergangenheit lückenloser Versicherungsschutz bestand. Es werden meistens die letzten 3 Jahre abgefragt.

  • Kein Zahlungsrückstand beim Vorversicherer
    Sollte es offene Beiträge beim Vorversicherer geben, sollten diese vorab ausgeglichen werden (ebenfalls nicht Inhalt einer RVA da die Anfrage anonym erfolgt).

Sollten diese Punkte nicht auf Sie zutreffen, ist eine Risikovoranfrage sinnvoll und die Antragsstellung erfordert ein gewisses Fingerspitzengefühl. Hierbei unterstützen wir Sie selbstverständlich.

Haben Sie noch Fragen?

Sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gern. Jetzt kostenfrei informieren.

Was ist der Inhalt der Risikovoranfrage?

Durch die beschriebenen Einflusskriterien ergibt sich der Inhalt einer Risikovoranfrage.

Im Normalfall können wir bereits vor der RVA einschätzen, mit welchen ungefähren Ergebnissen zu rechnen sein wird.

Wenn die Aussicht auf einen Versicherungsschutz groß ist, kann es sinnvoll sein, die Anfrage auf die sinnvollsten Tarife und der besten Versicherungslösung zu beschränken.

Sollten einige Unklarheiten bestehen und der Fokus auf das Beschaffen von Versicherungsschutz beschränkt sein, da Ablehnungen oder höhere Zuschläge zu erwarten sind, so sollte das „Suchfeld“ möglichst groß sein, damit im besten Fall zwischen verschiedenen Versicherer gewählt werden kann. Es findet also eine klassische anonyme Ausschreibung statt.

Ebenfalls sollten ergänzende Bausteine, die nicht erschwernisneutral abgeschlossen werden können (also mit Gesundheitsprüfung), wie das Krankentagegeld, Pflegepflichtversicherung oder Krankenhaustagegeld direkt mit angefragt werden, da auch hier Zuschläge möglich sind.

Die Beantwortung der Gesundheitsfragen sollte im besten Fall unter reellen Antragsbedingungen erfolgen, denn nur so kann sichergestellt werden, dass das Votum später aussagekräftig ist. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass sich der Inhalt der RVA später mit dem Inhalt des Antrags deckt, da außerplanmäßige Abweichungen wieder ein Ablehnungsrisiko bürgen oder das Ergebnis stark verändern können.

Unser Fazit zur Risikovoranfrage:

Eine anonyme Voranfrage ist ein hilfreiches Mittel, um vor Antragsstellung Klarheit über Ihre Möglichkeiten zu erlangen. Die langfristigen Risiken und folgen aus einer misslungen Antragsstellungen könnten nachhaltige Konsequenzen auf die Versicherbarkeit oder Qualität des Versicherungsschutzes haben.

Expertentipp

Die RVA kann nur funktionieren, wenn der Inhalt stimmt. Kassenärzte rechnen nicht direkt mit den gesetzlichen Kassen, sondern mit der Kassenärztlichen Vereinigung ab. Überprüfen Sie daher Ihre Akte aus der kassenärztlichen Vereinigung auf Falschdiagnosen, Schattendiagnosen oder fehlerhafte Abrechnungen. Manchmal wurde aus einer Verspannung ein Bandscheibenvorfall oder aus der Entfernung eines Muttermals Verdacht auf weißen Hautkrebs, obwohl es sich nur um eine Verdachtsdiagnose handelte. So vermeiden Sie bei möglichen Rückfragen des neuen privaten Krankenversicherers Unklarheiten. Gerade bei groben Schnitzern des Kassenarztes kann eine schwerere Diagnose (die eigentlich nicht existiert), zu einer vorvertraglichen Anzeigepflichtverletzung führen – diese später abzuwenden kann sich als schwierig gestalten oder zum Verlust des Versicherungsschutzes führen. Bei der Beantragung Ihrer Akte helfen wir Ihnen gern.

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