Am letzten Werktag im September kursieren Gerüchte in der Vermittlerbranche. Zunächst sind morgens lediglich Flüstergeräusche an einigen Geräten zu vernehmen, doch gegen 12:30 Uhr taucht in einer der größten Vermittlergruppen auf Facebook eine Meldung auf: „Top Breaking News – Zusammenschluss von Gothaer und Barmenia.“ Ein Brancheninsider bestätigt die Nachricht, wodurch allen klar wird: Es handelt sich nicht um einen Scherz.

Zwei Schwergewichte im PKV-Markt sind künftig gleichberechtigt unter dem Dach Barmenia.Gothaer Finanzholding. Das ist überraschend, denn beide Unternehmen sind gut positioniert. Im neuen MAP-Report 2022 des Analysehauses Franke und Bornberg (Bilanzrating Private Krankenversicherung 2022 | MAP-Report Nr. 930) erhielt Gothaer sogar ein Top-Rating und wurde unter den Top 10 Anbietern gelistet. Die Pressemitteilung der Barmenia liest ich vielversprechend:Pressemitteilung

Wer profitiert hier von wem?

Laut dem MAP-Report scheint es so, als könne Barmenia von Gothaer lernen. Die Gothaer liegt bei den meisten Kennzahlen klar vor dem Unternehmen aus Wuppertal. In den letzten Jahren hat die Gothaer umfassende strukturelle Änderungen vorgenommen und ihr Kernteam in Köln zentralisiert. Die hohen Abschlusskosten der Barmenia, bedingt durch eine starke Beteiligung im Maklergeschäft, lassen das Unternehmen zunächst weniger vorteilhaft erscheinen. Doch die Barmenia hat im Neugeschäft einen Coup gelandet: Sowohl die bKV als auch die Beamtentarife sind Marktführer. Und in Sachen Beitragseinnahmewachstum ist die Barmenia ganz vorn dabei.

Quelle: Bilanzrating Private Krankenversicherung 2022 | map-report Nr. 930

Die Gothaer hingegen hat, verglichen mit ihrem zukünftigen Partner Barmenia, 60% weniger Marktanteil. Während das Wachstum bei Gothaer stagnierte, verzeichnete die Barmenia kontinuierlichen Zuwachs.

Vertriebstechnisch scheint es so, als wäre die Barmenia dort erfolgreich, wo die Gothaer zu den Verlierern gehört im Bereich der PKV. Beide könnten also profitieren, was möglicherweise das Wachstum von Gothaer wieder ankurbeln könnte im Bereich der privaten Krankenversicherung. Im Gesamtmarktumfeld ist die Gothaer im Übrigen der größere Player.

Was bedeutet die Fusion für Kunden von Barmenia und Gothaer?

Es gab bereits Fusionen, die für Kunden positive und negative Auswirkungen hatten. Der Zusammenschluss von Mannheimer und Continentale erwies sich als nachteilig für die Mannheimer Kunden, die fortan der Geschäftspolitik der Continentale unterlagen.

Andererseits fusionierte der Deutsche Ring, ein Premium-Anbieter für Führungskräfte und Unternehmer, erfolgreich mit Signal Iduna, dem viertgrößten PKV-Vollversicherer in Deutschland. Kunden beider Unternehmen profitierten letztlich von diesem Schritt.

Folgende Szenarien sind denkbar:

  • Alles bleibt für die Kunden unverändert.
  • Kunden erhalten neue Ansprechpartner und wenden sich an die Barmenia.Gothaer.
  • Einige Tarife werden eingestellt, es entsteht eine gemeinsame Tariflandschaft.
  • Kunden können bei einem Tarifwechsel aus Produkten beider Unternehmen wählen.

Wir hoffen, dass die besten Produkte beider Unternehmen weitergeführt werden, sodass alle Kunden von der Fusion profitieren können. So hätten auch Gothaer-Kunden im Premiumsegment die Möglichkeit, im internen Tarifwechsel auf Top-Produkte der Barmenia zuzugreifen.

Für die Mitarbeitenden steht in der Pressemitteilung nur positives. Die rede ist von einer dreijährigen Beschäftigungs- und Standortgarantie in Köln und Wuppertal. Man möchte die Kräfte bündeln und vom gegenseitigen Know-How profitieren. Stimmen Aufsichtsbehörden und Kratellamt also zu könnte die Fusion bereits im Herbst 2024 erfolgen.

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