Beihilfe Baden-Württemberg und PKV, was ist versichert?

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Anja Glorius
28. November 2022
Beihilfe Baden-Württemberg und PKV, was ist versichert?
Beihilfe Baden-Württemberg und PKV, was ist versichert?

Was sichert die Beihilfe in Baden-Württemberg für ihre Beamten ab? Wo sind Beihilfelücken und wie ergänze ich sinnvoll mit PKV & Beihilfeergänzung?


Inhaltsverzeichnis

Beihilfe Baden-Württemberg und PKV: Was ist versichert?

Bei Beamten übernimmt der Dienstherr im Krankheitsfall einen (nicht unerheblichen) Teil der medizinischen Kosten und zahlt diese als Beihilfe aus. So erhalten Beamte in Baden-Württemberg sowie ihre beihilfeberechtigten Ehepartner und Kinder einen bestimmten Zuschuss zu ihren Rechnungen von Arzt, Zahnarzt, Krankenhaus, Heilpraktiker, Rehamaßnahmen, Apotheken, Pflegedienst etc. Wie hoch genau die Beihilfe ausfällt, welche Leistungen beihilfefähig sind und wie sich individuelle Beihilfelücken mit einer PKV Beamtenversicherung und Zusatzbausteinen wie der Beihilfeergänzungstarif bedarfsgerecht schließen lassen, lesen Sie in unserem kompakten Beihilfe-Ratgeber für Beamte in Baden-Württemberg.

Was deckt die Beihilfe in Baden-Württemberg im Krankheitsfall ab?

Mit dem Beihilfeanteil werden Kosten für medizinische Leistungen nie vollständig allein beglichen, sondern nur bis zum zutreffenden Beihilfesatz, der 50, 70 oder 80 Prozent beträgt. Eine Ausnahme bildet die Heilfürsorge für Polizeianwärter und -beamte und ggf. Feuerwehrbeamte, die definierte Leistungen, vergleichbar mit dem Niveau der Regelleistungen der gesetzlichen Krankenkassen, zu 100 Prozent übernimmt. So soll verhindert werden, dass diese Personengruppe aufgrund ihrer risikoreichen Tätigkeit mit hohen Versicherungsbeiträgen belastet wird.

Die Beihilfesätze: Wie viel Beihilfe erhalte ich als Beamter in Baden-Württemberg?

Personenkreis Individuelle Beihilfeleistung + Beihilfeergänzung PKV-Leistung
VERBEAMTUNG VOR 2013
Beamte50 %50 %
Beamte mit mind. 2 Kindern (mit Kindergeldanspruch, ab 3 Kindern 70 % Beihilfe, wenn Kindergeld entfällt) Ehepartner (sofern berücksichtigungsfähig) Pensionäre70 %30 %
Kind (mit Kindergeldanspruch), Waisen80 %20 %
VERBEAMTUNG AB 2013
Dauerhaft für alle (außer Kinder)50 %50 %
Kind (mit Kindergeldanspruch), Waisen80 %20 %
Polizeianwärter, Polizeibeamter im aktiven DienstFreie Heilfürsorge zu 100 % (vergleichbar mit GKV-Niveau, bei Zahnersatz doppelter Festzuschuss) Anspruch auf Beihilfe für Heilpraktiker/Wahlleistungen
FeuerwehrbeamteJe nach Kommune entweder Heilfürsorge oder Beihilfe inkl. Zuschuss zu PKV-Beiträgen

Die Beihilfe in Baden-Württemberg sieht für Verbeamtungen ab 2013 andere Beihilfesätze vor. Für in jüngerer Zeit Verbeamtete und für Pensionäre entfällt somit der höhere Beihilfesatz von 70 Prozent. Bis auf beihilfeberechtigte Kinder erhalten alle den einheitlichen Bemessungssatz von 50 Prozent.

Eine weitere einschneidende Reform steht Baden-Württemberger Beamten 2023 bevor mit der Einführung der pauschalen Beihilfe. Zukünftig wird es neben der individuellen Beihilfe eine zweite Beihilfeform geben, die einen pauschalen Zuschuss zu einer privaten oder gesetzlichen Krankenvollversicherung zahlt.

Mehr über die pauschale Beihilfe lesen Sie weiter unten in diesem Beitrag oder hier in unserem Blog.

Die Beihilfeleistungen in Baden-Württemberg: Welche Höchstgrenzen, Zuzahlungen & Leistungsausschlüsse gelten für Beamte?

Hier folgt ein Auszug aus den Beihilferegelungen für Baden-Württemberg mit relevanten Beihilfeleistungen und deren jeweiligem Umfang bzw. Einschränkung.

HÄUFIGE LEISTUNGSFÄLLE … … UND IHRE BEIHILFELEISTUNG
Für (beihilfefähige) zahntechnische Material- und Laborkosten zahlt die Beihilfebis zu 70 %
Zweibettzimmer/Chefarztbehandlungfür 22 € pro Monat
Eigenbeteiligung im Krankenhaus je Tagkeine
Ehepartner sind berücksichtigungsfähig, wenn deren Einkünfte im vorletzten Jahr unter dieser Grenze lagen: < 20.000 Euro
LEISTUNGSFÄLLE BEIM ARZT … … UND IHRE BEIHILFELEISTUNG
Ärztliche Behandlungwird im Rahmen der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) übernommen
HeilpraktikerleistungenErstattung gemäß GebüH, jedoch max. bis zu den Erstattungssätzen in der GOÄ
ArzneimittelApothekenpflichtige Arzneimittel und Nahrungsmittelergänzungen in Ausnahmen, keine Zuzahlung
BeförderungInnerhalb von 30 km mit Einschränkungen
Hilfsmittel gemäß dem Hilfsmittelkatalog mit Höchstsätzen, keine Kürzung
Sehhilfen Gestelle bis 20,50 Euro, Gläser und Kontaktlinsen zu bestimmten Höchstgrenzen
LEISTUNGSFÄLLE BEIM ZAHNARZT … … UND IHRE BEIHILFELEISTUNG
Zahnärztliche Behandlungwerden im Rahmen der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) übernommen
Zahnersatzbeihilfefähig, auch während der Anwärterzeit
Implantatebis 2 Implantate je Kiefer, bei bestimmten Indikationen ohne Begrenzung
Material- u. Laborkostenzu 70 % beihilfefähig
Kieferorthopädiewird bei Beginn vor dem 18. Lebensjahr übernommen, bei medizinischer Notwendigkeit auch darüber hinaus
LEISTUNGSFÄLLE IM KRANKENHAUS … … UND IHRE BEIHILFELEISTUNG
Regelleistungenja
ZweibettzimmerJa, wenn 22 Euro/Monat von der Besoldung einbehalten werden, sonst kein Anspruch
Privatärztliche BehandlungJa, wenn 22 Euro/Monat von der Besoldung einbehalten werden, sonst kein Anspruch
LEISTUNGSFÄLLE BEI DER PFLEGE … … UND IHRE BEIHILFELEISTUNG
Ambulant/StationärBeihilfeleistungen gemäß Sozialgesetzbuch (SGB) XI
Unterkunft/Verpflegungwird erstattet, wenn Eigenanteil überschritten ist
SONSTIGE LEISTUNGSFÄLLE … … UND IHRE BEIHILFELEISTUNG
Kur- und RehaleistungenKuren inkl. Mutter- bzw. Vater-Kind Kuren und Mütter/Vätergenesungskuren, inkl. 240 Euro Fahrtkosten und 26 Euro (max. 30 Tage) für Unterkunft/Verpflegung alle 4 Jahre, stationäre Rehabilitationsmaßnahmen inkl. Fahrtkosten (max. 240 Euro) und Unterkunft und Verpflegung nach Zusage
Familien- und HaushaltshilfeBei außerhäuslicher Unterbringung (inkl. 14 Tage danach) sowie Tod, wenn Kinder bis 15 Jahren im Haushalt, bis zu 13 Euro/h für nebenberufliche Kraft, 26 Euro/h für hauptberufliche Kraft (= 0,4 % bzw. 0,8 % der Bezugsgröße) Max. 12 h/Tag, darüber hinaus nur nach Genehmigung. Bei schwerer Krankheit und Problemschwangerschaft erst nach 4 Wochen Karenzzeit
Säuglings- und KleinkinderausstattungPauschale Beihilfe von 250 Euro
Kostendämpfungspauschale75 bis 480 Euro/Jahr, je nach Besoldungsstufe, ausgenommen Waisen

Alle Angaben ohne Gewähr.

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Sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gern. Jetzt kostenfrei informieren.

Wofür zahlt die Beihilfe in Baden-Württemberg nicht (Beihilfelücken)?

Auch nach der Beihilfereform mit dem Einheitssatz (außer für Kinder) sind Beamte bzw. Pensionäre und ihre Angehörigen in aller Regel nicht schlechter gestellt als der „normale“ Arbeitnehmer, der einen Arbeitgeberzuschuss erhält. Im Gegensteil: Die beihilfefähigen Leistungen orientieren sich zwar meist am GKV-Niveau, sie übertreffen diese aber in vielen Fällen. Zudem lässt sich für Beamte der Gesundheitsschutz mit verpflichtenden PKV Beamtentarifen und Zusatzbausteinen wie der Beihilfeergänzung sinnvoll und bedarfsgerecht aufstocken.

Mit einer Restkostenversicherung oder auch mit beihilfekonformen Tarifen können Beamte in Baden-Württemberg die Differenz zur Kostenübernahme abdecken. Die verschiedenen privaten Krankenversicherer bieten hier eine gute Auswahl an speziellen Beamtentarifen an, die genau auf die jeweilige Beihilfeleistung und den Beihilfesatz des Bundeslandes ausgerichtet sind. Beihilfe und PKV Tarif decken dann im Idealfall 100 Prozent der beihilfefähigen Kosten:

Beihilfe + PKV-Beamtentarif = 100 Prozent der Beihilfeleistungen

Die Beihilfeergänzung: Warum Beamte in Baden-Württemberg diesen PKV Zusatzschutz abschließen sollten?

Was Beihilfe und PKV Beamtentarif auch in der Kombination nicht (vollständig) übernehmen, sind Hilfsmittel wie Sehhilfen, Zahnersatz sowie Heilpraktikerleistungen. Da gerade diese Leistungen von den meisten irgendwann in Anspruch genommen werden, sollten sich Beamte in Baden-Württemberg zusätzlich absichern, um nicht mit hohen Zuzahlungen oder sogar gänzlich abgelehnter Kostenübernahme konfrontiert zu werden.

Im Prinzip alle Leistungen, die nicht von Beihilfe und kompatibler PKV-Restkostenversicherung übernommen werden, können mit einem passenden PKV-Tarif abgedeckt werden. Für Beamte werden hier spezielle Beihilfeergänzungstarife angeboten, die je nach Tarif oder gewählter Tarifkombination Zahnbehandlungen, Wahlleistungen wie Ein- oder Zweibettzimmer oder Chefarztbehandlung, Krankenhaustagegeld, Kurtagegeld, die Auslandsreisekrankenversicherung etc. zu möglichst 100 Prozent abdecken.

Beihilfe + PKV-Beamtentarif + Beihilfeergänzung = bedarfsgerechte Absicherung

Den eigenen Beihilfelücken auf die Spur kommen …

Zugegeben: Das Wording, das sich in der Versicherungsbranche in Vertragstexten und auch in der Kundenkommunikation durchgesetzt hat, ist nicht immer sehr verständlich. Daher wird es für die Versicherten schwer, in Versicherungsfragen überhaupt den Durchblick zu bewahren oder Angebote zu vergleichen. Sinnvoll ist ein Check des Versicherungsstatus für Beamte nicht nur bei Beginn der Laufbahn, sondern regelmäßig. Bin ich noch gut versichert? Bin ich gut abgesichert für die größere Familie oder das Alter?

Wir sind spezialisiert auf Beamtenversicherungen und Tarifoptimierung und prüfen Ihre Verträge auf Schwachstellen und Beihilfelücken und sehen uns gern für Sie nach passenden Alternativen um.

Guter Rat ist nicht teuer: Jetzt Termin vereinbaren und durch eine Beratung im Bereich Beamtenversicherung und eine Tarifoptimierung wunschfrei abgesichert werden.

Unser Tipp für Beamte in Baden-Württemberg: Die wirklich sinnvollen Beamtenversicherungen:

Verbeamtet in die PKV oder GKV? Haben Sie in Baden-Württemberg wirklich die freie Wahl?

Bald ja! Baden-Württemberg ist das sechste Bundesland, das in 2023 die pauschale Beihilfe einführt. Damit wurden die Weichen gestellt, dass Beamte sich zukünftig frei entscheiden können, ob sie weiterhin gesetzlich versichert bleiben wollen oder in die private Krankenversicherung wechseln. Bisher ist es so, dass die Beihilfe im Prinzip nur mit einer privaten Krankenversicherung kompatibel war. Nur, die Beamten, die sich privat mit einer Restkostenversicherung abgesichert haben, haben Beihilfe in voller Höhe erhalten. Diejenigen Beamten, die beispielsweise aus gesundheitlichen Gründen in der „Gesetzlichen“ geblieben sind, haben nur wenig Anrecht auf Beihilfeleistungen gehabt und sie mussten zudem die gesamten Beiträge allein tragen.

Ab 2023 haben Beamte in Baden-Württemberg die echte Wahl, ob sie wie bisher die individuelle Beihilfe erhalten oder ob sie die pauschale Beihilfe als Zuschuss zu den Krankenversicherungsbeiträgen einer gesetzlichen oder privaten Krankenvollversicherung verwenden. Die pauschale Beihilfe beläuft sich auf 50 Prozent der Krankenversicherungsbeiträge bzw. auf 353,14 Euro von 706,28 Euro des GKV Höchstbeitrags (Stand 2022). Sie wurde bereits in Hamburg, Bremen, Berlin, Brandenburg und Thüringen eingeführt.

Mehr über die alternative Beihilfeform „pauschale Beihilfe“ lesen Sie hier:

Die Vor- und Nachteile der pauschalen Beihilfe

Ob die pauschale Beihilfe auch für Sie die geeignete Wahl ist, können Sie mit unserer Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen selbst feststellen:

(Klassische) INDIVIDUELLE BEIHILFE PAUSCHALE BEIHILFE (Nicht in Baden-Württemberg!)
je nach Beihilfesatz gibt es einen Zuschuss zu den tatsächlich anfallenden Krankheitskostenpauschaler Zuschuss zu einer Krankenvollversicherung (gesetzlich oder privat), so können Beamte ohne finanzielle Nachteile in der GKV bleiben
PKV Öffnungsklausel: Option für Beamte mit Erkrankungen/BehinderungenGesundheitsschutz kann um private Zusatzversicherungen ergänzt werden
günstig versichert: Beilhilfeanspruch (zw. 50 bis 80 %) liegt i. d. R. über dem GKV-Niveaukein Abrechnungsaufwand, diese erfolgt meist direkt mit der GKV
Differenz zu Beihilfeleistungen wird durch günstige PKV Beamtentarife + Beihilfeergänzung abgedecktggf. günstigere Beiträge für Beamte mit vielen Kindern (kostenlose Familienversicherung), niedrigem Sold (Teilzeit, untere Gehaltsgruppe)
Umfassendere und garantierte Leistungen über den Regelleistungen der GKV (können nicht einseitig gekürzt werden)Anspruch auf die Kostenübernahme von beihilfefähigen Leistungen verfällt
individuell & bedarfsgerecht: Gesundheitsschutz nach Maß mit dem Baustein-Prinzip der PKVBei Umzug in ein Bundesland ohne pauschale Beihilfe müssen GKV-Beiträge allein getragen werden, da neuer Dienstherr nicht unterstützt
Die Kosten müssen abgerechnet und von der Krankenversicherung und der Landesbeihilfestelle zurückgefordert werden, häufig ist eine Vorleistung nötigZuschusshöhe begrenzt auf die Hälfte des Höchstbetrags (Stand 2022: 353,14 Euro von 706,28 Euro)

„Beihilfelücke“ & PKV Öffnungsklausel: Auch gesundheitlich vorbelastete Beamte können damit in die PKV

Wussten Sie, dass die private Krankenversicherung dazu verpflichtet ist, jeden Beamten aufzunehmen – unabhängig von den gesundheitlichen Risiken? Eigentlich ist dies undenkbar, denn für die private Krankenversicherung sind Faktoren wie das persönliche Gesundheitsrisiko und das Alter entscheidend für die Kalkulation der Beiträge bzw. die grundsätzliche Entscheidung über die Aufnahme. Nicht selten werden Versicherte, die beispielsweise an chronischen Erkrankungen leiden, nur mit hohen Risikozuschlägen oder sogar Leistungsausschlüssen versichert. Für einige bedeuten diese Beitragshöhen, dass sie sich nicht privat versichern lassen können oder wollen. Bei Beamten kommt dann hinzu, dass sie damit ihren Anspruch auf die (volle) individuelle Beihilfe verlieren.

Mit der Öffnungsklausel, haben sich die meisten privaten Krankenversicherer darauf verständigt, unter bestimmten Bedingungen auch gesundheitlich vorbelastete Beamte zu guten Konditionen aufzunehmen. So garantieren die Versicherer, auf Leistungsausschlüsse zu verzichten und die Risikozuschläge auf maximal 30 Prozent zu deckeln.

Hintergründe zur PKV Öffnungsklausel als Option für Beamte in Baden-Württemberg mit relevanten Vorerkrankungen und/oder Behinderungen erfahren Sie hier:

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