Beihilfe Schleswig-Holstein und PKV, was ist versichert?

Jetzt teilen via
Anja Glorius
26. November 2022
Beihilfe Schleswig-Holstein und PKV, was ist versichert?
Beihilfe Schleswig-Holstein und PKV, was ist versichert?

Beihilfe in Schleswig-Holstein. Was ist laut Beihilfeordnung versichert? Welche PKV und Zusatztarife (Beihilfeergänzung) sind für Beamte empfehlenswert?


Inhaltsverzeichnis

Beihilfe Schleswig-Holstein und PKV: Was ist versichert?

Am Beihilfesystem lässt sich ablesen, wie der Staat, also Bund und Länder, sich um die Krankenvorsorge ihrer Beamten kümmert. Anders als der „nullachtfünfzehn“ Arbeitnehmer, dessen Beiträge von seinem Arbeitgeber direkt an die gesetzliche Krankenversicherung abgeführt werden, haben Beamte keinen Arbeitgeber, sondern einen Dienstherrn. Dieser kommt seiner Fürsorgepflicht ebenso nach, in dem er eine zuständige Behörde, die Beihilfestelle installiert, die sich um alle Belange der Krankensicherung für Beamte wie auch in Schleswig-Holstein kümmert.

Rein formal sind Beamte von der Versicherungspflicht befreit, weshalb sie sich privat versichern können – und dies aus finanziellen Gründen auch in den allermeisten Fällen tun, siehe pauschale Beihilfe. Beamte in Schleswig-Holstein erhalten einen Zuschuss für die anfallenden Kosten ihrer Krankenabsicherung zuzüglich zum Sold. Je nach Personenkreis fallen die Beihilfesätze und die Beihilfeleistungen aus. Lesen Sie in unserem Beihilfe-Ratgeber für Beamte in Schleswig-Holstein, was genau in welcher Höhe an Aufwendungen von der Beihilfe abgedeckt wird und darüber hinaus, wie ein solider Gesundheitsschutz mit Beihilfe, privater Krankenversicherung und Zusatzbausteinen wie der Beihilfeergänzung miteinander kombiniert wird.

Welche Krankheitskosten übernimmt die Beihilfe in Schleswig-Holstein?

Wie hoch die Beihilfe für den einzelnen Beamten in Schleswig-Holstein ausfällt, hängt unter anderem davon ab, ob und wie viele (beihilfeberechtigte) Kinder im Haushalt leben, ob man aktiv im Dienst ist oder schon Pensionär oder in Elternzeit, oder ob man als Angehöriger von Beamten beihilfeberechtigt ist. Dabei gewährt die Beihilfe unter bestimmten Bedingungen auch für Kinder und Ehepartnern Beihilfe. Die Beihilfe übernimmt mindestens 50 Prozent und maximal bis zu 80 Prozent. Was Beamte in Schleswig-Holstein zusteht, ergibt sich aus der folgenden Übersicht.

Beihilfesätze: Wie viel Beihilfe erhalten Beamte in Schleswig-Holstein?

Personenkreis Individuelle Beihilfeleistung + Beihilfeergänzung PKV-Leistung
Beamter (mit einem berücksichtigungsfähigen Kind)50 %50 %
Beamter mit mind. 2 Kindern (mit Kindergeldanspruch) Ehepartner (sofern berücksichtigungsfähig) Pensionäre Beamte in Elternzeit (unabhängig von der Anzahl der berücksichtigungsfähigen Kinder)70 %30 %
Kind (mit Kindergeldanspruch), Waisen80 %20 %
Polizeianwärter, Polizeibeamte, Feuerwehrbeamte: 100 % Heilfürsorge (vergleichbar mit GKV-Niveau) bei Einbehalt von 1,4 % des Grundgehalts bzw. Anwärtergrundbetrages ODER Anspruch auf Beihilfe wie oben

Beihilfeleistungen: Höchstgrenzen, Zuzahlungen, Leistungsausschlüsse für Beamte in Schleswig-Holstein

Die Beihilfeleistungen unterscheiden sich gemäß der föderalen Organisationsprinzip von Bundesland zu Bundesland und verweisen dabei mehr oder weniger auf die Leistungen des Bundes laut aktueller Bundesbeihilfeverordnung. Für das Beihilferecht Schleswig-Holstein gilt in weitem Umfang das Bundesrecht. Welche Leistungen Beamten in Schleswig-Holstein zustehen bzw. welche Einschränkungen z. B. durch Höchstgrenzen, Leistungsausschlüsse, Eigenanteile etc. gelten, können Sie der folgenden Übersicht mit relevanten Leistungsfällen für die verschiedenen Bereiche entnehmen:

HÄUFIGE LEISTUNGSFÄLLE … … UND IHRE BEIHILFELEISTUNG
Für (beihilfefähige) zahntechnische Material- und Laborkosten zahlt die Beihilfebis zu 60 %
Zweibettzimmer/Chefarztbehandlungnein
Eigenbeteiligung im Krankenhaus je Tagnein
Ehepartner sind berücksichtigungsfähig, wenn deren Einkünfte im vorletzten Jahr unter dieser Grenze lagen:< 18.000 Euro
LEISTUNGSFÄLLE BEIM ARZT … … UND IHRE BEIHILFELEISTUNG
Ärztliche Behandlungwird im Rahmen der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) übernommen
HeilpraktikerleistungenErstattung gemäß eigenen Höchstbeträgen
Arzneimittelärztlich verordnete Arzneimittel, entfällt bei Kindern, keine Zuzahlung
Beförderungkeine Zuzahlung
Hilfsmittel gemäß dem Hilfsmittelkatalog mit Höchstsätzen, keine Zuzahlung
Sehhilfen Gläser mit Höchstgrenzen, Fassungen bis 60 Euro
LEISTUNGSFÄLLE BEIM ZAHNARZT … … UND IHRE BEIHILFELEISTUNG
Zahnärztliche Behandlungwerden im Rahmen der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) übernommen
Zahnersatzbeihilfefähig (während der Anwärter-Zeit nur bei Unfall sowie nach 3 Jahren im öffentlichen Dienst)
Implantatebei medizinischer Notwendigkeit keine Begrenzung
Material- u. Laborkostenzu 60 % beihilfefähig
Kieferorthopädiewird bei Beginn vor dem 18. Lebensjahr übernommen, danach nur bei schweren Anomalien
LEISTUNGSFÄLLE IM KRANKENHAUS … … UND IHRE BEIHILFELEISTUNG
Regelleistungenja
Zweibettzimmernein
Privatärztliche Behandlungnein
LEISTUNGSFÄLLE BEI DER PFLEGE … … UND IHRE BEIHILFELEISTUNG
Ambulant/StationärBeihilfeleistungen gemäß Sozialgesetzbuch (SGB) XI
Unterkunft/Verpflegungwird erstattet, wenn Eigenanteil überschritten ist
SONSTIGE LEISTUNGSFÄLLE … … UND IHRE BEIHILFELEISTUNG
Kur- und RehaleistungenKurleistungen, Müttergenesungskuren, Mutter- bzw. Vater-Kind Kuren, Zuschuss für Unterkunft/Verpflegung 16 Euro (max. 3 Wochen) Stationäre Rehabilitationsmaßnahmen, inkl. Unterkunft und Verpflegung nach Zusage, i. d. R. bis 3 Wochen
Familien- und HaushaltshilfeBei stationärer Unterbringung (inkl. 7 Tage danach) sowie Tod, wenn Kinder bis 12 Jahren im Haushalt, bis zu 9 Euro/Stunde, max. 72 Euro / Tag
Belastungsgrenze für Eigenanteile1 % des Einkommens
Kostendämpfungspauschale20–560 Euro pro Jahr, je nach Besoldungsstufe
Mindestbetrag für einen Beihilfeantrag100 Euro, erreichen die Aufwendungen aus zehn Monaten diese Summe nicht, wird abweichend Beihilfe gewährt, wenn diese Aufwendungen 15 Euro übersteigen

Alle Angaben ohne Gewähr.

Haben Sie noch Fragen?

Sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gern. Jetzt kostenfrei informieren.

Beihilfelücken: Was deckt die Beihilfe in Schleswig-Holstein ggf. nicht ab?

Da jetzt alle Leistungen und Sätze der Beihilfe in Schleswig-Holstein auf dem Tisch liegen, lässt sich auch herausfinden, ob und welche Lücken sich hier für die Beamten im nördlichsten Bundesland auftun.

Beihilfelücke 1: Betrifft die Beihilfesätze

Leicht ausgerechnet, bemerken alle eine Lücke, die sich aus dem Beihilfesatz von 50, 70 oder 80 Prozent ergibt. Um auf die angestrebten 100 Prozent der Kostenübernahme zu kommen, fehlen 20, 30 Prozent bzw. 50 Prozent. Über diese verbliebenen Restkosten müssen die Beamten eine private Krankenversicherung abschließen. Lange recherchieren und suchen müssen sie dafür allerdings nicht, denn die privaten Krankenversicherer bieten fast immer spezielle Beamtentarife an. Entsprechend ihrer Funktion werden diese auch als Restkostentarife oder beihilfekonforme Tarife bezeichnet.

Beihilfelücke 2: Betrifft die Beihilfeleistungen

100 Prozent Kostenübernahme klingen erstmal sehr gut – und sind angesichts von im Durchschnitt weniger Eigenanteil an der Krankenversicherung im Vergleich zum „normalen“ Arbeitnehmer auch meist günstiger für Beamte. Dennoch sollte man diese 100 Prozent Kostenübernahme kritisch hinterfragen, da diese eingeschränkt wird durch das Wort beihilfefähig. Das heißt, dass darunter nur die Leistungen fallen, die von der Beihilfe Schleswig-Holstein übernommen werden, siehe Beihilfeleistungen.

Im Normalfall bewegen sich die beihilfefähigen Leistungen mindestens auf dem Niveau der sogenannten Regelleistungen der gesetzlichen Krankenkassen – vielfach darüber. Was von der Beihilfe je nach Bundesland mehr oder weniger eingeschränkt wird, sind Leistungen im Bereich Zahnersatz, Sehhilfen, Wahlleistungen (Einzelzimmer, Chefarztbehandlung) sowie alternative Heilmethoden (Heilpraktikerbehandlung). Hier übernehmen Beihilfe und PKV-Restkostenversicherung zusammen zwar 100 Prozent, aber nur in den Grenzen der Beihilfefähigkeit.

Wer Höchstgrenzen, Zuzahlungen und Leistungsausschlüsse vermeiden und möglichst alle anfallenden Krankheitskosten abdecken will, muss zusätzlich vorsorgen. Beamte in Schleswig-Holstein wählen dazu einfach die sogenannten Beihilfeergänzungstarife.

Beihilfeergänzung für Beamte in Schleswig-Holstein: Warum sie bei der PKV nicht fehlen sollte

Kurz gefasst kommt ein Beihilfeergänzungstarif als Zusatzbaustein einer PKV dann ins Spiel, um Kostendifferenzen zu decken und den Gesundheitsschutz zu optimieren. Beihilfeergänzungstarife decken die Leistungen ab, die nicht durch Beihilfe und PKV Beamtentarife übernommen werden. Dabei kann dieser zusätzliche Schutz und Komfort zielgerichtet auf den individuellen Bedarf abgestimmt werden. Nach dem flexiblen Baustein-Prinzip der privaten Krankenversicherung werden die gewünschten Leistungen bzw. die persönlichen Beihilfelücken bei Hilfsmitteln, Zahnersatz, Sehhilfen, Chefarztbehandlung, Auslandsreisen etc. mit einem Beihilfeergänzungstarif für einen Gesundheitsschutz nach Maß geschlossen.

Welche Beihilfelücken habe ich?

Auch wer sich bis jetzt mit Beihilfe und PKV-Beamtentarif rundum wohl und gut abgesichert fühlt, sollte seinen Versicherungsschutz auf Beihilfelücken hin prüfen (lassen). Reicht die Absicherung auch für die anstehende Familienplanung oder für Gebrechlichkeiten im Alter? Wir als unabhängige Versicherungsexperten checken Ihren Versicherungsstatus, finden etwaige Schwachstellen und die passenden Tarife bzw. Tarifkombinationen für eine rundum verlässliche Absicherung zu fairen Preisen.

Jetzt einen Termin vereinbaren für eine Beratung durch Versicherungsprofis im Bereich Beamtenversicherungen und Tarifoptimierung.

Tipp: So sind Sie rundum gut versichert als Beamter in Schleswig-Holstein. Unser kompakter Überblick mit den wirklich sinnvollen Beamtenversicherungen:

Pauschale Beihilfe: Als Beamter in Schleswig-Holstein in die PKV oder GKV? Haben Sie eine echte Wahl?

Nein! Für die Antwort muss man etwas ausholen. Schleswig-Holstein bietet wie die Mehrzahl der Bundesländer – und auch der Bund selbst als Dienstherr – nur eine Form der Beihilfe, nämlich die individuelle Beihilfe an. Hierbei werden die tatsächlich anfallenden Kosten entsprechend der gültigen Beihilfeordnung erstattet bzw. bezuschusst. Voraussetzung, um die individuelle Beihilfe zu erhalten, ist die Wahl einer privaten Krankenversicherung, über die dann, wie oben beschrieben, die Restkosten und ggf. Zusatzoptionen versichert werden. Bleiben Beamte in Schleswig-Holstein freiwillig gesetzlich versichert (eine Versicherungspflicht besteht mit der Vereidigung nicht mehr), müssen sie ihre Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung allein tragen.

Um diese Ungerechtigkeit im Beihilfesystem auszumerzen und eine echte Wahlfreiheit für Beamte herzustellen, haben einige Bundesländer, allen voran Hamburg, eine zweite Beihilfeform, die pauschale Beihilfe eingeführt. Neben Hamburg bieten Bremen, Berlin, Brandenburg, Thüringen und ab 2023 auch Baden-Württemberg die Alternative zur bisher einzigen individuellen Beihilfe an.

In diesen Bundesländern können sich neue Beamte frei entscheiden können, ob sie sich privat oder gesetzlich versichern. Da Schleswig-Holstein keine pauschale Beihilfe anbietet und zum aktuellen Zeitpunkt (November 2022) auch keine entsprechende Gesetzesänderung in Sicht ist, haben Beamte hier (noch) keine echte Wahlfreiheit ihrer Krankenversicherung.

Bei der pauschalen Beihilfe erhalten die Beamten eine Pauschale als Zuschuss zu ihrer Krankenversicherung – im Übrigen unabhängig davon, ob sie gesetzlich oder privat versichert sind. Die Höhe der pauschalen Beihilfe richtet sich immer nach der Besoldung und ist begrenzt auf die Hälfte des Höchstbetrags in der GKV, also 353,14 Euro von 706,28 Euro (Stand 2022).

Mehr über die neue Beihilfeform „pauschale Beihilfe“, die bereits in einem Drittel der Bundesländer gilt, erfahren Sie hier:

Die Vor- und Nachteile der pauschalen Beihilfe im direkten Vergleich

Pauschale oder individuelle Beihilfe? Beides hat Vorteile. Welche Beihilfeform für Sie geeignet ist, können Sie anhand der folgenden Übersicht besser einschätzen:

(Klassische) INDIVIDUELLE BEIHILFE PAUSCHALE BEIHILFE
beteiligt sich prozentual an den tatsächlich anfallenden Krankheitskostenbeteiligt sich pauschal an den Kosten für die Krankenvollversicherung
Option PKV Öffnungsklausel für Beamte mit Vorerkrankungen: ohne Leistungsausschlüsse und mit begrenzten Risikozuschlägen privat versichertergänzend zur GKV können private Zusatzversicherungen abgeschlossen werden
Beilhilfeanspruch laut Beihilfeverordnung von 50 bis 80 % liegt über dem Niveau des Arbeitgeberzuschusses für „normale“ Arbeitnehmer kein Abrechnungsaufwand, erfolgt meist direkt mit der GKV
Restbetrag zur Beihilfe (20, 30 oder 50 %) wird durch eine günstige private Krankenversicherung (Restkostenversicherung, Beamtentarife, beihilfekonforme Tarife) abgedecktggf. günstigere Beiträge für Beamte mit vielen Kindern, niedrigem Sold z. B. in Teilzeit, untere Gehaltsgruppe
In der Regel umfangreichere und garantierte Leistungen über den Regelleistungen der GKVAnspruch verfällt auf die Kostenübernahme von beihilfefähigen Leistungen
Baustein-Prinzip der PKV: individueller, bedarfsgerechter GesundheitsschutzProblematisch ist der Umzug in ein Bundesland ohne pauschale Beihilfe: da keine Unterstützung vom neuen Dienstherrn müssen GKV-Kosten allein getragen werden
Abrechnung erfolgt mit Beihilfestelle und Versicherung, häufig Vorleistung nötigZuschusshöhe begrenzt auf die Hälfte des Höchstbetrags (Stand 2022: 353,14 Euro von 706,28 Euro)

Öffnungsklausel PKV: Der Weg für gesundheitlich vorbelastete Beamte in die PKV?

Ein Argument gegen die individuelle Beihilfe ist, dass eine private Krankenversicherung für gesundheitlich vorbelastete Beamte in Schleswig-Holstein aufgrund der immensen Risikozuschläge sehr teuer werden kann. Durch die Öffnungsaktion der privaten Krankenversicherungen wurde hier gegengesteuert. Mit der Öffnungsklausel haben sich die meisten privaten Krankenversicherer dazu verpflichtet, allen Beamten, die aufgrund ihres hohen Gesundheitsrisikos mit hohen Zuschlägen konfrontiert wären, günstiger zu versichern: ohne Leistungsausschlüsse und mit maximal 30 Prozent Risikozuschlägen.

Mehr zur PKV Öffnungsklausel für gesundheitlich vorbelastete Beamte in Schleswig-Holstein lesen Sie hier:

Weitere interessante Beiträge

/* */