Theoretisch ist die private Krankenversicherung besser als die gesetzliche Kasse. Praktisch aber, sind beide Systeme unterschiedlich. Und was im Endeffekt besser ist, hängt von der Vertragsgestaltung ab. Deshalb ist es wichtig, sich vor Vertragsabschluss mit dem PKV-System auseinanderzusetzen und die Verträge genau zu prüfen. Immerhin bleiben Sie lebenslang PKV versichert. Es gibt typische Fehler, welche Kunden immer wieder machen, wenn eine private Krankenversicherung abgeschlossen wird. Wir zeigen welche das sind.

 

Der Begriff Anfängerfehler beschreibt eigentlich am besten, worum es geht. PKV-Verträge sind so aufgebaut, dass nachträgliche Änderungen nur bei bester Gesundheit notwendig sind. Nach einer mehrjährigen Laufzeit tauchen erste Diagnosen auf und mit Erstaunen wird festgestellt, dass das Leistungsniveau nicht ganz so ist wie geplant. Zu diesem Zeitpunkt sind vertraglichen Korrekturen bereits ausgeschlossen. Deshalb sollten PKV-Verträge gleich zu Beginn richtig konstruiert sein.

 

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Viele PKV-Verträge beinhalten Leistungsbegrenzungen in Euro. Als Beispiel erstattet der Versicherer eine medizinische Massage bei Verspannungen mit max. 30 Euro pro Behandlung. In 35 Jahren, als zum 65. Lebensjahr, haben die 30 Euro noch eine Kaufkraft (Inflation 1,5%) von 17,82 Euro. Werden Massagen in 35 Jahren eher teurer oder günstiger sein? Es ist wichtig, sich vor Vertragsabschluss mit diesen Fragen zu beschäftigen. Einen PKV-Vertrag wird immer für die Zukunft abgeschlossen. 

 

Anfängerfehler 1: PKV-Leistungsgebiete nicht bekannt.

Die größte Schwierigkeit ist es, das Leistungsniveau zu erfassen und zu bewerten. Es ist wirklich aufwendig, Leistungen zu vergleichen. Zumal nur gesunde Kunden in das PKV-System wechseln können. Wer gesund ist, hat in der Regel kein Gefühl für Leistungswertigkeiten. 

  • Hilfsmittel, sind medizinische, technische Geräte zur schnelleren Genesung. Häufig wird diese Leistung eingeschränkt. Zum Beispiel gibt es den AVB-Passus „in einfacher Ausführung“ oder „einmal im Jahr“.
  • Privatkrankenhäuser: Viele Tarife begrenzen die Kostenübernahme für private Krankenhäuser auf die Bundespflegesatzverordnung oder Krankenhausentgeltgesetz. Damit sind einige Privatkrankenhäuser praktisch ausgeschlossen.
  • Reha- und Kurmaßnahmen sind häufig nur teilweise oder eingeschränkt versichert, oder abhängig von anderen Umständen.
  • Material- und Laborkosten können im dentalen Bereich sehr teuer werden. Deswegen nutzen viele Versicherer sogenannte Kostenlisten. In diesen Listen werden Höchstsätze als maximaler Erstattungssatz genannt. Es gilt zu prüfen ob diese Sätze ausreichend sind und inflationsbedingt kann eine schleichende Leistungsreduzierung über die Jahre erfolgen.
  • Heilmittel, sind Therapien wie Logopädie, Physiotherapie, Ergotherapie, etc. Auch in diesem Bereich werden Kostenlisten genutzt um die maximalen Behandlungskosten zu begrenzen. Inflationsbedingt sind solche Listen meistens immer nachteilig.
  • Vorsorgeuntersuchungen sind regelmäßig begrenzt auf gesetzliche Programme. Spätestens wenn ein Freund an Darmkrebs verstirbt, stellen Sie fest, dass Darmkrebsvorsorge alle 10 Jahre etwas dünn ist.

Wer sich PKV-versichert sollte prüfen, welche Leistungen zu welchem Umfang versichert sind. Alle genannten Punkte sind klar definiert in den AVB. Natürlich auch weitere Leistungen. Die sogenannten Produktinformationsblätter sind nur bedingt aussagekräftig. Vorteile und Nachteile der neuen IPID Produktblätter in der PKV

Wichtig: Wer Luxus-Leistungen will, muss Luxus-Leistungen bezahlen. Wer gute Leistungen will, muss gute Leistungen bezahlen. Luxus-Leistungen zum guten Preis gibt es nicht.

 

Anfängerfehler 2: Keine Kenntnisse über das PKV-System.

Sie brauchen zukünftig Verhandlungsgeschick gegenüber Ärzten, aber auch gegenüber Versicherern. Ärzte rechnen zu viel ab und Versicherer kürzen Leistungen. Alle Arztrechnungen laufen über Ihren Tisch, müssen erfasst und verwaltet werden. Erstattungen von Versicherern müssen gegengeprüft werden. Große Behandlungen sollten immer per Kostenvoranschlag mit dem Versicherer abgesprochen werden. Auch bei Leistungsablehnungen kann nachverhandelt werden.

Hinweis: Das Premiummodell unseres Betreuungskonzeptes übernimmt diese Tätigkeiten für Sie.

 

Sollen wir Ihnen das persöhnlich erklären? Sprechen sie uns an.

Wir beraten Sie gern - Jetzt kostenfrei informieren.


Die Datenschutzrichtlinien und Erstinformation habe ich zur Kenntnis genommen.

 

Anfängerfehler 3: Rentenalter nicht im Blick.

Kerngebiet unser täglichen Arbeit ist das Thema PKV im Alter. Ich halte es grundsätzlich für zielführender flächendeckend gute Leistungen zu versichern und den Beitrag bis zur Rente durchzuplanen, anstatt die Zukunft zu ignorieren und unnötigen Luxus zu versichern.

Im Rentenalter halbiert sich der Kassenbeitrag für Kassenkunden. Der PKV-Beitrag ändert sich nicht zum Rentenbeginn. Für Arbeitnehmer entfällt noch der Arbeitgeberzuschuss. Wer sich privat krankenversichert ist unweigerlich in der Altersvorsorgeplanung angekommen. Es wird in naher Zukunft eine riesige Bevölkerungsgruppe in Deutschland geben, welche von Altersarmut betroffen ist. Optimalerweise sollte ein PKV-Vertrag günstiger sein als die gesetzliche Kasse. Die Ersparnis muss konsequent für das Alter zurückgelegt werden.

Anderes, als Sie denken: Alterungsrückstellungen haben übrigens nichts mit Ihrem Rentenalter zu tun.

 

Anfängerfehler 4: Lohnfortzahlung falsch berechnet.

Der Arbeitgeber muss im Krankheitsfall für 6 Wochen das Gehalt fortbezahlen. Diese Regelung ist als Minimumregelung gesetzlich vorgeschrieben. Nach der 6. Woche übernimmt der private Versicherer die Lohnfortzahlung. Die Berechnung der Höhe der Lohnfortzahlung sollte das Nettogehalt, den PKV-Beitrag um den Rentenversicherungsbeitrag beinhalten. Fast alle Krankentagegeldtarife sind zu niedrig berechnet und es drohen empfindliche Gehaltseinbußen im Krankheitsfall. Ein Krankentagegeld wird vom PKV-Unternehmen zeitlich unbegrenzt gezahlt. Zumindest solange, bis eine Gesundung eintritt, das Rentenalter erreicht ist oder aus einer Arbeitsunfähigkeit eine Berufsunfähigkeit wird.

 

Anfängerfehler 5: Berufsunfähigkeitsschutz nicht im Blick.

Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall wird nicht gezahlt, wenn eine Berufsunfähigkeit vorliegt. Die Arbeitsunfähigkeit und die Berufsunfähigkeit schließen sich gegeneinander aus. Eine Berufsunfähigkeit ändert nicht den sozialversicherungsrechtlichen Status. PKV-Kunden bleiben auch im BU-Fall privat versichert. Wer nach 1961 geboren ist und im BU-Fall kein Hartz4 beantragen will, sollte die Berufsunfähigkeitsversicherung mit ausreichender Leistung ausstatten.

 

Wie machen Sie es richtig?

Zuerst beginnen die Planungen mit dem richtigen PKV-Tarif. PKV-Versicherer bieten Einsteigertarife, Mittelklasse oder Topschutztarife an. Alle diese Tarife unterscheiden sich in den Leistungen. Wenn Sie hohe Leistungen wollen, können Sie folgende Tarife prüfen:

  • Alte Oldenburger: A, K, Z
  • Hallesche: NK
  • SDK: AM1, S,Z
  • Universa: Uni-A + ST1 + ZA,

Natürlich können Sie auch andere Versicherer prüfen. Aber die genannten Anbieter sind schon ziemlich gut. Meine Favoriten wären in diesem Fall SDK oder Hallesche. Der Wechsel in das PKV-System wird begleitet von anderen Themen. Diese Themen sollten immer im Zusammenhang geplant werden und es ergibt sich draus ein Kreislauf. Sie brauchen nicht nur ein ausreichendes Einkommen um sich privat zu versichern, sondern auch im Rentenalter:

 

Fünf_Fehler

 

Wer ein ausreichendes Einkommen hat, kann in das PKV-System wechseln. Das Gehalt ist die Grundlage um das Krankentagegeld (KT) zu berechnen. Minimum sollte das Nettogehalt plus PKV-Beitrag abgesichert werden. Im Berufsunfähigkeitsfall (BU) sollte eine ähnliche Summe wie im Krankentagegeldbereich abgesichert werden. Für das Rentenalter sollte eine ähnliche Altersvorsorge (AV) abgesichert werden, wie das heutige Gehalt ist.

FAUSTFORMEL: Gehalt  =  Krankentagegeld = Berufsunfähigkeitsrente  = Altersvorsorge.

Der richtige Weg ins PKV-System ist also weitaus komplexer als es auf den ersten Blick erscheint. Es ist wichtig, sich einen kompletten Überblick zu verschaffen. Wir helfen dabei und koordinieren einen unabhängigen Überblick über die Möglichkeiten.