Offene und geschlossene Tarife in der PKV

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Anja Glorius
19. September 2022
Offene und geschlossene Tarife in der PKV
Offene und geschlossene Tarife in der PKV

Man hört es immer wieder. Ihr Tarif ist geschlossen, deswegen kriegen Sie extrem hohe Beitragsanpassungen, alte geschlossene Tarife sind vergreist, frisches Blut in neuen offenen Tarifen wirkt beitragsstabilisierend. Aber was steckt hinter diesen Aussagen und wie hilft Ihnen die Information, ob es sich um einen geschlossenen oder offenen Tarif in der privaten Krankenversicherung handelt? Wir klären auf.

Einfach erklärt, was sind geschlossene und was sind offene Tarife in der privaten Krankenversicherung?

Ein geschlossener Tarif ist ein Tarif, der vom Versicherer vom Markt genommen wurde. Deswegen können geschlossene nur noch von Bestandskunden durch einen Tarifwechsel innerhalb der Gesellschaft abgeschlossen werden. Neukunden, also Menschen, die sich das erste mal bei einem Versicherer versichern wollen, können nur geöffnete Tarife wählen. Das bedeutet für Sie: Offene Tarife sind für Neukunden geöffnet und beim heutigen Abschluss einer privaten Krankenversicherung Standard. Alle geöffneten Tarife sind Unisextarife.

Sind geschlossene Tarife immer schlecht?

Nein. Es gibt auch geschlossene Tarife, die sich für Kunden lohnen können. Immer dann, wenn Versicherte schon lange Mitglied in Ihrer privaten Krankenversicherung sind und die Ausgangslage im Rentenalter nicht so rosig aussieht, kann der spätere Wechsel in den brancheneinheitlichen Standardtarif nötig sein. Dies ist durch den Wechsel in einen offenen Tarif nicht mehr möglich.

Außerdem gibt es auch bei geschlossenen Tarifen moderne Bedingungen. Wer 30 Jahre bei seinem Versicherer versichert ist, kann seine Leistungen durch einen Wechsel in einem modernen, geschlossenen Tarif verbessern.

Offene Tarife, also Unisextarife, sind erst seit 2013 am Markt und es gibt wenig Auswahl bei den Versicherern. Der Wechsel von der Bisextarif-Welt in die Unisextarif-Welt ist immer ein einmaliger Vorgang.

Wenn Sie unüberlegt oder voreilig in einen offenen Tarif wechseln, entstehen daraus eine ganze Reihe Nachteile.

  • Es gibt wenig Tarifauswahl bei Unisextarifen.
  • Es werden viel weniger Neutarife entwickelt als früher. Das ist zwar richtig so, wird aber Ihre Ausgangslage eventuell verschlechtern.
  • Mit Tarifwechsel in einen offenen Tarif entfällt dauerhaft der Standardtarif für Rentner.
  • Offene Tarife sind oftmals leistungsstärker und Risikozuschläge können bei einem Tarifwechsel innerhalb der Gesellschaft höher ausfallen. 

Je nach privater Krankenversicherung gibt es auch wenig Auswahl unter den Unisex-Tarifen, sodass der Wechsel in einen offenen Tarif unwillkürlich auch spätere Optionen zur Beitragsreduzierung durch Leistungskürzungen unmöglich macht. Eine genaue Betrachtung aller Möglichkeiten ist zwingend geboten vor einem internen Tarifwechsel.

ACHTUNG: Viele Versicherer bieten bei Beitragserhöhungen automatisch den gefragtesten Tarif an. Solch ein Tarif muss praktisch immer ein Unisextarif sein. Nehmen Sie niemals vorschnell Angebot von Versicherern an.

Haben Sie noch Fragen?

Sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gern. Jetzt kostenfrei informieren.

Sind geschlossene Tarif immer für Frauen teurer als für Männer?

Zum Start der Unisextarife am 21.12.2012 gab es den Hinweis, dann Männer zukünftig teurer in der PKV sind als Frauen. Das war tatsächlich damals auch so. Heute spielt dieses Argument keine Rolle mehr. Bei einem internen Tarifwechsel führen die Alterungsrückstellungen zu einem Nachlass. Deswegen ist auch für Männer unter Umständen ein Unisextarif ratsam. Neukunden haben diese Thematik gar nicht mehr zu beachten, weil es keine Bisextarife mehr gibt.

Andersrum ist es ähnlich. Früher war eine private Krankenversicherung für Frauen teurer als für Männern. Wenn Sie heute als Frau den Tarif wechseln, spielt das Thema Bi- oder Unisextarife eine untergeordnete Rolle. Lediglich in Zusatztarifen (Pflegezusatz, Krankenhaustagegeld etc.) kann für Frauen der Wechsel von einem Bisextarif in einen Unisextarif deutlich Beitragsvorteile bringen. Aber wie immer gilt: Sowas müssen Sie fachkundig prüfen – lassen.

Welche Tarifwelten sind denn geschlossen?

Wie gesagt, gibt es erst seit dem 21.12.2012 die neuen Unisextarife. Seitdem hat zum Beispiel die SDK schon eine Unisextarife-Reihe geschlossen (2017). Fachlich werden drei Tarifwelten unterschieden:

  • Tarifwelt bis 2007 – geschlossen | Bisex (Frauen zahlen mehr als Männer) Alterungsrückstellungen gehen bei einem Wechsel des privaten Krankenversicherer verloren. Alte Tarifwelt.
  • Tarifwelt 2008-2012 – geschlossen | Bisex (Frauen zahlen mehr als Männer) Alterungsrückstellungen sind bei einem Wechsel des privaten Krankenversicherer teilweise übertragbar. Neue Tarifwelt.
  • Tarifwelt ab 2013 – offen oder geschlossen | Unisex (Frauen und Männern zahlen gleich viel) Alterungsrückstellungen sind bei einem Wechsel des privaten Krankenversicherers teilweise übertragbar. Unisextarifwelt.

Welcher Tarif für Sie besonders geeignet bei einem internen Tarifwechsel ist, ist individuell und sollte bei einer Tarifvielfalt von bis zu 600 Tarifkombinationen je private Krankenversicherung genau geprüft werden. Dabei helfen wir.

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