Seit einigen Tagen ist ottonova Krankenversicherung AG mit der Tarifserie Business Class und First Class auch mit den entsprechenden vertragsrelevanten Unterlagen (AVB) online und wir sind gespannt, was der erste digitale private Krankenversicherer im Detail anbietet.

 

Wer oder was ist „ottonova“?

Ottonova Krankenversicherung AG ist ein Krankenversicherer nach deutschem Recht. Was sehr wichtig ist, sonst würden die Voraussetzungen nach §193 VVG nicht erfüllt werden. Die BAFIN hat entsprechend geprüft, in der Folge wird auch in den PKV-Sicherungsfonds eingezahlt. Dadurch sind die Leistungsversprechen über die gesamte Laufzeit (im optimalen Fall lebenslang) gewährleistet.  Auch eine „hippe“ Neugründung unterliegt den formalen Vorgaben rechtlicher Grundlagen der privaten Krankenversicherung und jeder Kunde könnte diesen Versicherer in seine Überlegung mit einbeziehen.

Spannend ist sicherlich das Investitionsvolumen, die Zusammensetzung der Gründungsmitglieder und die Vision. Hierzu berichteten wir bereits am 21.06.2017. Details: Bei dieser PKV läuft alles digital

 

Was bietet „ottonova“ für Kunden?

Die ersten Gerüchte machten sich in der Maklerszene bereits letzte Woche breit. Wir hörten von argen Schnitzern in den Bedingungen. Grund genug für uns, sich dem Thema gewohnt objektiv, wertfrei und natürlich neutral in aller Detailgenauigkeit zu widmen.

Grundsätzlich sind die relevanten Leistungsmerkmale erwähnt. Ottonova hat sich hier durchaus marktfähig im Mittelklasse- bis Hochleistungssegment platziert. Beide Tarife sehen Leistungen in wichtigen Bereichen vor: zum Beispiel künstliche Befruchtung, gemischte Anstalten, Hospizleistungen oder Soziotherapie.

Neu und auch unerwartet: Der Versicherer hat entschieden, nicht nur mit Leistungsbegrenzungen zu arbeiten, sondern auch die Kostensteuerung für Kunden zu übernehmen. In mehr als der Hälfte der Leistungsmerkmale, ist der Kunde zur Zusage verpflichtet oder erhöht seine Leistung bei einer Zusage erheblich.

 

Benötigen Sie mehrere Informationen? Sprechen Sie uns an.

Wir beraten Sie gern - Jetzt kostenfrei informieren.


Die Datenschutzrichtlinien und Erstinformation habe ich zur Kenntnis genommen.

 

Beispiel – Leistung nur nach Zusage:

Nach vorheriger Leistungszusage durch den Versicherer werden Entwöhnungsmaßnahmen gezahlt. Die Zusage wird erteilt bei einer stoffgebundenen Sucht (außer Nikotin) und keiner weiterer Kostenträger zu Zahlung verpflichtet ist. Maximal drei Entwöhnungsmaßnahmen in zehn Jahren. Stationär maximal 4 Monate Behandlungsdauer.

Beispiel – Leistung erhöht sich nach Zusage:

60% Leistung für Zahnersatz. Dieser erhöht sich auf 90% bei professioneller Zahnreinigung in den letzten drei Jahre und der Kostenzusage des Versicherers nach Einreichen eines Heil- und Kostenplans.

 

Vorteil und Innovation der Klauseln

Ottonova hat damit ein Instrument zur Kostensteuerung auf dem Plan, dass in der Branche so bisher kein Versicherer vorhält. Die Versicherer üben sich üblicherweise in Klausen der Leistungserhöhung bzw. Leistungskürzung bei nicht Einholung einer Zusage. Das aber tatsächlich so viele Leistungen, in Abhängigkeit zu einer Zusage stehen ist ungewöhnlich, aber auch beitragstechnisch Erfolg versprechend.

 

Nachteil und Chance der Klauseln

Der Kunde sollte am besten immer den direkten Draht zu seinem Versicherer haben. Alleine handeln ist hier eher nicht anzuraten. Welcher Kunde merkt sich über Jahre hinweg schon, wann er was zu beantragen hat. Hierbei müssen wir langfristig denken. Nicht in Jahren, eher in Jahrzehnten. Dieses Modell ist daher praxisbezogen für Kunden anzuwenden, denen die totale Eigenverantwortlichkeit nicht so wichtig ist und die gerne Handlungsempfehlungen Dritter annehmen und vielleicht auch einmal mehr mit ihrem Versicherer in die Diskussion einsteigen möchten. Gerade hier kann auch ein Geheimnis für Erfolg liegen. Aus der täglichen Praxis können wir ableiten, dass fast alle Kunden ohne Versichererbezug arbeiten. Die Folge ist eine hohe Unwissenheit der Kunden über die Funktion der privaten und der versicherten Leistungen. Leistungslücken und Unzufriedenheit sind die Folge. Provisionsabhängige Vertriebsmitarbeiter haben sich als weniger gute Lösung für Kunden in Leistungsfragen erwiesen. Die Idee, den Kunden durch Formulierung der AVB „nahe am Unternehmen“ zu halten und online mit Hilfe von fachkundigem Personal die notwenige Hilfe zu bieten ist in jedem Fall neuartig. Neuartig, weil die AVB ganz deutlich dafür ausgelegt sind. Mittelfristig ist es denkbar, dass dieser Weg beim Kunden zu einem besseren Verständnis der PKV-Thematik führt.

Der PKV-Kunde ist Selbstzahler und sollte deshalb keine planbaren medizinischen Leistungen beanspruchen, ohne den Versicherer zu kontaktieren. Dieses Thema haben die bisherigen Privaten Krankenversicherer nie wirklich erklärt und damit entstehen laufend neue Missverständnisse in der Dreiecksbeziehung zwischen Kunde/Patient, Arzt und Versicherer.

Aktuell krankt das System zu sehr an der „ich bin privat und habe deswegen alles versichert“ Problematik. Es ist eben dann doch nicht so. Besser wäre: „Ich bin privat und deswegen spreche ich mit meinem Versicherer, wenn ich was brauche“.

Zusätzlich ist der Versicherer in Fällen von unverhältnismäßig hohen Kosten dazu in der Lage, den Kunden vorab auf eine spätere Leistungskürzung aufmerksam zu machen. Dies ist ein echter Vorteil für den Kunden, kann aber auch im Arzt-Patienten Kontakt zu Problemen führen. Doch die Welt ändert sich und auch Ärzte sind wirtschaftliche Unternehmen. Der PKV-Kunde muss sich in dieser Umwelt zurechtfinden und lernen zu handeln.

 

Leistungsvorteil gegenüber Einsteiger- und Mittelklassetarifen einiger Anbieter

  • Privatkliniken (bis zu 200% der Fallpauschalen Vergütung nach KHEntgG und BPflV)
  • 5,0 fache Satz bei rechtsgültiger Honorarvereinbarung für ambulant, stationäre und dentale Leistungen
  • Bis zu 90% Zahnersatz, Inlays und Implantate
  • Offener Hilfsmittelkatalog

 Alle Leistungen finden Sie kurz und auch ausführlich hier erläutert: Gesamtleistungsübersicht

 

Preisgestaltung, auf Anfrage an Dr. Brühl, Aktuar der ottonova vom 26.06.2017

Business Class der ottonova und AM30, S1, Z8 der SDK

Versicherte/-r – 30 Jahre alt

Ottonova:         442,64€

SDK:                485,91€

First Class der ottonova und AM30, S1, Z9 der SDK

Versicherte/-r – 30 Jahre alt

Ottonova:         484,31€

SDK:                500,68€

Die Leistungseinschränkungen der innovativen ottonova könnten möglicherweise für interessierte Kunden den Ausschlag geben, der traditionellen SDK den Vorzug zu geben.

 

Leistungseinschränkungen der ottonova – Auszug

  • Heilmittel max. 20% über den Preisen nach der Bundesbeihilfe oder im Einzelfall zu ortsüblichen Sätzen
  • Hörgeräte 1.500€ je Ohr – nur bei einem Ausschluss der medizinischen Möglichkeit eines normalen Hörgerätes kann ein Hörimplantat gewählt werden mit bis zu 4.000€ je Ohr
  • Reha-Maßnahmen und sonstige Kuren bis zu 2.500€ in zehn Versicherungsjahren
  • Sehschärfenkorrektur bis zu maximal 750€ je Auge
  • Vorsorgeuntersuchungen nach gesetzlich eingeführten Programmen ohne Beschränkung auf die Altersgrenzen.

 

Gesamter Leistungsvergleich - als PDF downloaden

Ambulant

Dental

Stationär

Allgemeines

 

Die ottonva wartet mit einem wirklich innovativen Konzept auf. Weg von der Vollkostenmentalität hin zu einem geplanten Leistungsversprechen. Möglicherweise führt dieser Weg langfristig zu einer annehmbaren Prämienhöhe. Wir dürfen gespannt sein, ob ottonova Krankenversicherung AG sein selbst erklärtes Ziel von 12.000 Versicherten (inkl. Zusatzversicherten) in den ersten drei Jahren erzielt. Letztes Jahr haben sich noch ca. 50.000 Versicherte für eine private Krankenversicherung entscheiden. Das wäre also ein Marktanteil von ca. 10% der Neuzugänge. Ein hohes Ziel. Ziele und hohe Umsatzplanungen sind genau die Schwäche der alten Versicherer. Interessant, es bleibt also weiterhin spannend.

Tenor aus dem Gespräch mit Dr. Bernhard Brühl, Aktuar der ottonova auf unsere Anfrage vom 26.06.2017:

Ottonova erhofft sich durch Kostensteuerung anhand von enger Zusammenarbeit mit dem Mandanten, langfristig stabile Beiträge. Weiterhin wird man den Bereich Zusatzversicherung zeitnah anbieten. Beamtentarife würde man ebenfalls noch nach aktuellen Planungen bis Ende des Jahres 2018 anbieten.

 

Assekurate veröffentlichte am 21.06.2017 Produktbewertung

First Class: Bewertung

Business Class: Bewertung

Wie die genauen Grundanforderungen lauten, ist leider unklar. Man gewinnt jedoch den Eindruck, dass Assekurata bedauerlicherweise den Einschränkungen in Menge und Behandlungsdauer, sowie der vorherigen Zusage eher weniger Beachtung schenkt. Verfahrensbeschreibung Assekurata

 

Die Bedingungen der Ottonova Krankenversicherung AG finden Sie hier

Allgemeine Versicherungsbedingungen

Business Class

First Class

 

Lassen Sie sich professionell von uns zur privaten Krankenversicherung der ottonova Krankenversicherung AG beraten. Sprechen Sie uns an.