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PKV: Wo versichere ich mich mit Bluthochdruck?

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Bert Kotzan
27. Juli 2023
PKV: Wo versichere ich mich mit Bluthochdruck?
PKV: Wo versichere ich mich mit Bluthochdruck?

Endlich läuft es beruflich und Sie können sich privat versichern. Eigentlich wollen Sie jetzt nur noch den passenden Versicherer auswählen, doch beim Einnehmen der täglichen Bluthochdruck-Tablette kommt Ihnen der Gedanke, dass das gar nicht so einfach wie gedacht werden könnte …

In Deutschland leidet etwa ein Drittel der Bevölkerung wie Sie an Bluthochdruck – viele noch unentdeckt. Während Sie gut mit dem Medikament eingestellt die Krankheit im Griff haben, bedeutet Bluthochdruck für private Krankenversicherungen erst einmal ein Risiko, das für ihre Aufnahmeentscheidung relevant ist. Fakt ist: Menschen mit Vorerkrankungen tragen ein höheres Versicherungsrisiko. Wie sehr Bluthochdruck in der Kalkulation der Beiträge wiegt, entscheiden die Versicherer selbst. Wie wir zeigen, gibt es zwischen den Anbietern große Unterschiede. Um Betroffenen mit Bluthochdruck einen Überblick zu geben, haben wir recherchiert, welche Versicherer grundsätzlich in Frage kommen. Dafür stellten wir bei 22 der größten privaten Krankenversicherer in Deutschland eine anonymisierte Risikovoranfrage mit den Daten eines repräsentativen Musterinteressenten. So haben wir herausgefunden, ob und zu welchen Konditionen der jeweilige Anbieter Bluthochdruck versichert.

Volkskrankheit Bluthochdruck

Bluthochdruck, bzw. medizinisch arterielle Hypertonie, zählt zu den Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Bei Bluthochdruck ist der Druck in den arteriellen Gefäßen dauerhaft erhöht, was langfristig Herz, Gehirn, Nieren und Augen schädigen kann. Mögliche Folgen sind u. a.: Schlaganfall, Herzinfarkt oder Durchblutungsstörungen der Gliedmaßen.

Laut dem Deutschen Herzzentrum der Charité leiden in Deutschland ca. 30 Millionen an Bluthochdruck. Es gibt verschiedene Faktoren, die Bluthochdruck begünstigen. Neben dem Alter sind das Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, Stress, ein hoher Alkoholkonsum oder eine ungesunde Ernährung (kalorienhaltige, stark gesalzene Nahrung). Das führt dazu, dass Bluthochdruck bei den über 60-Jährigen mit 60 Prozent bereits doppelt so häufig auftritt.

Bluthochdruck bereitet anfangs kaum Beschwerden und bleibt daher zunächst oft unentdeckt: Etwa ein Fünftel der Betroffenen weiß nicht, dass es darunter leidet. Für nur fünf Prozent der Patienten mit Bluthochdruck lässt sich eine Ursache wie Verengungen, Hormonstörungen, bestimmte Tumore feststellen und der Bluthochdruck durch die Behebung des Auslösers ggf. heilen. Für die große Mehrheit bedeutet die Therapie derzeit, die individuellen Risikofaktoren auszumachen und durch eine Änderung des Lebensstils den Bluthochdruck zu verbessern. Flankierend dazu verordnen Ärzte blutdrucksenkende Medikamente, auf die die Patienten unterschiedlich reagieren und daher eingestellt werden müssen. Dazu zählen ACE-Hemmer, Betablocker, AT1-Antagonisten, Diuretika und Kalzium-Antagonisten. Welches Medikamente geeignet ist, richtet sich individuell nach dem Lebensalter und den Begleiterkrankungen.

Welche private Krankenversicherung versichert Bluthochdruck?

Um unsere Kunden fachlich gut zu beraten und ihnen konkrete Angebote mit möglichen Tarifen und den dazugehörigen Konditionen vorzuschlagen, gehören anonymisierte Risikovoranfragen zu unserem Tagesgeschäft. Dabei fordern wir ohne Nennung identifizierender Daten Angebote ein, die einen ersten Anhaltspunkt zu den Versicherungsoptionen geben. Grundsätzlich ist es möglich, die Anfrage auch mit Namen zu stellen. Allerdings muss eine Ablehnung beim nächsten Versicherer, den man anfragt, angegeben werden, woraufhin dieser Sie ohne große Prüfung ebenfalls ablehnen kann.

Unser Musterinteressent mit Bluthochdruck – Die Daten der PKV-Risikovoranfrage:

Geschlecht: männlich

Alter: geboren am 10.06.1977 (43 Jahre)

Beruf: Geschäftsführer Immobilienmakler

Größe: 190 cm

Gewicht: 95 kg

Sehhilfe: Nein

Erkrankungen: seit 5 Jahren Bluthochdruck

Therapie: sehr gut eingestellt mit Ramipril 5 mg, 1 Tablette täglich

Letzte Messung: 122/81

Besonders gut hat einzig folgende private Krankenversicherung abgeschnitten:

Nürnbergerohne Erschwernis

Folgende Versicherungen versichern Bluthochdruck mit Risikozuschlägen oder abhängig von einem ärztlichen Attest:

AllianzRisikozuschlag in Höhe von 14 %
Alte OldenburgerRisikozuschlag in Höhe von 20 % auf A-Serie
ARAGRisikozuschlag in Höhe von 98 Euro MB600
AXARisikozuschlag in Höhe von 21 %
BarmeniaRisikozuschlag in Höhe von 58 bis 77 Euro
BBKKRisikozuschlag in Höhe von ca. 90 Euro
ConcordiaRisikozuschlag in Höhe von 15 % für ambulante Tarife, 10 % für stationäre Tarife und 15 % für Zusatztarife
ContinentaleRisikozuschlag in Höhe von 263 Euro + Selbstauskunft
DKVRisikozuschlag in Höhe von 9 %
GothaerRisikozuschlag in Höhe von 92,39 Euro bei MediVita 250
HallescheRisikozuschlag in Höhe von bis zu 80 %
Hanse MerkurRisikozuschlag in Höhe von 45 Euro bei KVS3, 15,80 Euro bei PSV
InterRisikozuschlag in Höhe von 70 Euro für Tarif QMP
LKHärztliches Attest
Münchner VereinRisikozuschlag in Höhe von 150 Euro
OttonovaRisikozuschlag in Höhe von 10 bis 22 %
R+VFragebogen
SDKRisikozuschlag in Höhe von 35 Euro für ambulante Tarife, 20 Euro für stationäre Tarife
SignalRisikozuschlag in Höhe von 15 % für Esprit, 17 % für Exklusiv
UniversaRisikozuschlag in Höhe von 16 % für ambulante Tarife, 6 % für stationäre Tarife

Dieser Versicherer lehnten unseren Musterinteressierten mit Bluthochdruck ab:

WürttembergischeAblehnung

Hinweis: Diese Übersicht zeigt beispielhaft, wie unterschiedlich die Risikobewertung der privaten Krankenversicherungen im konkreten Fall ausfällt. Unsere Ergebnisse der Risikovoranfragen sind nicht als Versicherungsangebot zu verstehen. Denn diese sind immer individuell und abhängig von der jeweiligen Ausprägung des Bluthochdrucks und ggf. weiteren (Vor)Erkrankungen bzw. dem Gesundheitszustand allgemein und weiteren Faktoren wie dem Alter.

Haben Sie noch Fragen?

Sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gern. Jetzt kostenfrei informieren.

Warum erheben Versicherer einen Risikozuschlag wegen Bluthochdruck?

Wie unsere Anfrage zeigt, wird von fast allen Versicherern beim Vorliegen von Bluthochdruck ein Risikozuschlag berechnet. Risikozuschläge fallen also bereits bei nicht immer unbedingt ernsten Krankheiten an, sondern auch bei Leiden wie Allergien, Meniskusbeschwerden, Krampfadern – oder eben auch Bluthochdruck. Wie hoch der Risikozuschlag dafür bemessen wird, hängt vom jeweiligen Risiko und der Kalkulation des Versicherers ab. Zuschläge in Höhe von 10 bis 20 Prozent des regulären Beitrags sind durchaus möglich. Die Ergebnisse unserer Risikovoranfrage belegt diese Werte. Konkret werden Risikozuschläge zwischen 6 % (stationäre Tarife der Universa) und bis zu 80 % bei der Hallesche erhoben. Die meisten Versicherer liegen aber im durchschnittlichen Bereich.

Bluthochdruck ist abhängig vom Alter und vom Geschlecht: Während bis zum 60. Lebensjahr Bluthochdruck mehr Männer als Frauen betrifft, verkehrt sich das Verhältnis danach um. Wer unter Bluthochdruck leidet, wird den gewohnten Lebensstil für immer ändern müssen – und zwar so schnell wie möglich! Mit Gewichtsreduktion, regelmäßiger körperliche Bewegung (Ausdauersport), gesunde Ernährung, Stressabbau – und durch Medikamente – kann der Bluthochdruck sehr gut behandelt werden. Heilen lässt sich die Volkskrankheit in dem Sinne nicht.

Unbehandelter oder nicht ausreichend behandelter Bluthochdruck kann zu schwerwiegenden und sogar lebensbedrohlichen Erkrankungen führen. Als chronische Erkrankung können Bluthochdruck und mögliche Folgeerkrankungen hohe Kosten verursachen. Risikozuschläge sind hier durchaus üblich und wie die Liste zeigt, für fast alle Versicherer die einzige Option, Betroffene zu versichern.

Warum lehnen mich Versicherer ab, weil ich an Bluthochdruck leide?

Die guten Nachrichten zuerst: Nur ein Versicherer, den wir anfragten, sieht Bluthochdruck als nicht versicherbares Risiko, weshalb er ablehnte. Um das individuelle Risiko gut einschätzen zu können, führen die Versicherer zunächst eine Gesundheitsprüfung durch, bei der verschiedene Fragen zum Gesundheitszustand möglichst detailliert beantwortet werden. Wenn die Angaben nicht ausreichen, kann die Versicherung zusätzlich ein ärztliches Attest des behandelnden Facharztes bzw. der Hausärztin anfordern.

Übrigens: Den Bluthochdruck bei der Gesundheitsprüfung verschweigen, ist übrigens auch keine gute Idee. Der Fragebogen der Versicherer fragt sicher danach. Unwahre Angaben können hier sogar als arglistige Täuschung aufgefasst werden und neben der Kündigung der Versicherung weitere finanzielle Strafen nach sich ziehen. Wer ärztliche Behandlungen oder gesundheitliche Beschwerden verschweigt, verletzt die sogenannte vorvertragliche Anzeigepflicht und gibt der Krankenversicherung damit die rechtliche Grundlage, den bestehenden Vertrag anzufechten, davon zurückzutreten bzw. Leistungen zu verweigern.

Denn: Ohne Gesundheitsprüfung geht es für die Krankenversicherungen nicht. Würden sie nicht nach dem Gesundheitszustand der Interessenten fragen, müssten letztlich alle Versicherten höhere Beiträge zahlen. Denn die Kosten fallen dann überraschend an und das Risiko für den einzelnen Versicherten wäre ohne detaillierte Kenntnis der individuellen Risiken (ungerechterweise) deutlich höher – und teurer. 

Fazit: Was bedeutet unsere anonyme Risikovoranfrage für Versicherte mit Bluthochdruck?

Betroffene mit Bluthochdruck, die in eine private Krankenversicherung wechseln wollen, können erst einmal beruhigt aufatmen. Die meisten Versicherer werden Sie aufnehmen, wenn auch mit Risikozuschlägen. Diese werden von der jeweiligen Versicherung in der Höhe selbst festgelegt, weshalb sich vergleichen immer lohnt. Letztlich entscheidet das Gesamtpaket mit dem Leistungsumfang, dem Risikozuschlag und den sonstigen Services der Krankenversicherung.

Wir empfehlen Ihnen, durch eine anonymisierte Risikovoranfrage kombiniert mit einer fachlichen Beratung durch Versicherungsexperten den passenden PKV-Tarif für Bluthochdruck zu finden!

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