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PKV: Wo versichere ich mich mit Brustimplantaten?

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Bert Kotzan
21. August 2023
PKV: Wo versichere ich mich mit Brustimplantaten?
PKV: Wo versichere ich mich mit Brustimplantaten?

Das ist ein Thema, das viele überraschen wird, vor allem die betroffenen Frauen, die überlegen in eine private Krankenversicherung zu wechseln. Für Versicherte mit Brustimplantaten gestaltet es sich tatsächlich schwierig, sich privat (günstig) zu versichern. Denn vielen Anbietern scheint das Risiko sehr bzw. zu hoch. Doch unmöglich ist es nicht, denn es gibt immer noch viele private Krankenversicherungen, die Brustimplantate versichern.

Um das zu besetzen und Frauen mit Brustimplantaten einen ersten Überblick über ihre Versicherungsoptionen zu geben, haben wir aufwändig recherchiert, welche Versicherer grundsätzlich dafür in Frage kommen. Auf unsere anonymisierte Risikovoranfrage erhielten wir aussagekräftige Informationen und fanden heraus, ob und zu welchen Konditionen die ausgewählten 21 privaten Krankenversicherungen Brustimplantate versichern.

Factsheet: Brustimplantate

Viele Frauen entscheiden sich aus medizinischen oder kosmetischen Gründen für eine Brustoperation. Dazu zählen Haltungsschäden, krankhafte Veränderungen (z. B. Tumore) oder rein optische Gründe. Bei einer Brustvergrößerung oder der Rekonstruktion der Brust (Mamma-Rekonstruktion) werden überwiegend Brustimplantate aus Silikongel oder aus einer Kochsalzlösung verwendet.

Verläuft die Brust-OP nach Plan – was die Regel ist –, sind die Patientinnen nach etwa ein bis zwei Wochen wieder vollständig erholt und nach rund anderthalb Monaten frei von jeglichen Einschränkungen. Wie alle OPs bergen Brustimplantate jedoch einige allgemeine und besondere Risiken. In seltenen Fällen kommt es zur Kapselfibrose, bei der der Körper das Brustimplantat in eine Kapsel aus Bindegewebe hüllt, weil er meint, es handele sich um einen Fremdkörper. Die entstandene Kapsel verhärtet sich und verursacht Schmerzen, woraufhin das Implantat ggf. wieder entfernt werden muss.

Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), das u. a. für die Risikoerfassung und -bewertung von Medizinprodukten wie Brustimplantaten zuständig ist, gehören auch Rupturen und andere Implantatdefekte zu den Risiken von Brustimplantaten. So seien nach derzeitigem Stand Silikon-Brustimplantate keine Dauerimplantate, obwohl bei modernen Implantaten Undichtigkeiten selten geworden sind. Eine regelmäßige Kontrolle in der behandelnden Arztpraxis reduziert Defekte und sei empfehlenswert. Weitere mit Silikon-Implantaten in Verbindung gebrachte Folge-Erkrankungen wie die Brustimplantatekrankheit (Breast Implant Illness) oder das Brustimplantate-assoziiertes großzelliges anaplastisches Lymphom (BIA-ALCL) müssen erst noch umfassender erforscht werden. Unter anderem dafür wird aktuell in Deutschland ein Implantat-Register aufgebaut, dass zunächst Brustimplantate (anonym) erfasst und später auch Knie- und Hüftgelenke etc.

2021 wurden in Deutschland knapp 67.000 Brustvergrößerungen mit Silikon-Implantaten durchgeführt. Aktuell treten immer seltener bzw. nur sehr vereinzelt Probleme auf, wenn es beispielsweise um eine überschießende Immunantwort geht oder um ausgelaufene Silikon-Implantate. Verantwortlich sind dafür u. a. Materialinnovationen und EU-Gütesiegel. Obwohl die heutzutage eingesetzten Brustimplantate als sehr sicher gelten, werden sie in die höchste Risikoklasse III für Medizinprodukte eingestuft.

Welche private Krankenversicherung versichert Brustimplantate?

Zu einer Beratung und um möglichst konkrete Angebote mit allen in Frage kommenden Tarifoptionen und den dazugehörigen Konditionen vorzulegen, gehören für uns anonymisierte Risikovoranfragen zum Tagesgeschäft. Dabei fordern wir von verschiedenen Versicherern mit Eckdaten Angebote ein. Erfahrungsgemäß lehnen viele Anbieter Anträge von Frauen mit Brustimplantaten immer noch prinzipiell ab oder nehmen Behandlungen im Zusammenhang mit den Brustimplantaten als Leistungsausschlüsse komplett aus, was bei Komplikationen teuer für die Versicherten werden kann. Aber es gibt Ausnahmen, wie unsere Beispielanfrage zeigt:

Unsere Musterinteressentin mit Brustimplantaten: Die Daten der PKV-Risikovoranfrage:

Geschlecht: weiblich

Alter: geboren am 05.10.1995 (27 Jahre)

Beruf: Angestellte

Größe: 172 cm

Gewicht: 62 kg

Sehhilfe: Nein

Erkrankungen: seit Oktober 2018 künstliche Brustimplantate

Status: Die Brustimplantate sind zum Verbleib bestimmt. Bei regelmäßiger Kontrolle können die Implantate laut Hersteller ein Leben lang halten. Behandlungs- und beschwerdefrei, erst- und einmalig aufgetreten.

Besonders gut hat einzig folgende private Krankenversicherung abgeschnitten:

Barmeniaohne Erschwernis

Folgende private Krankenversicherungen versichern Brustimplantate mit Risikozuschlägen oder Leistungsausschlüssen:

AllianzLeistungsausschluss
ARAGRisikozuschlag in Höhe von 137 Euro und Arztbericht
AXARisikozuschlag in Höhe von 13 % und Leistungsausschluss
BBKKLeistungsausschluss
ContinentaleLeistungsausschluss
DKVRisikozuschlag in Höhe von 47 %
Hanse MerkurRisikozuschlag in Höhe von 35 Euro
InterLeistungsausschluss
NürnbergerLeistungsausschluss
OttonovaLeistungsausschluss
R+VRisikozuschlag in Höhe von 35 Euro
SDKRisikozuschlag in Höhe von 35 %
SignalLeistungsausschluss
UniversaLeistungsausschluss
WürttembergischeRisikozuschlag in Höhe von 10 %, Leistungsausschluss für Wahlleistungen

Diese Versicherer lehnten unsere Musterinteressierte mit Brustimplantaten ab:

ConcordiaAblehnung
GothaerAblehnung
HallescheAblehnung
LKHAblehnung
Münchner VereinAblehnung

Hinweis: Diese Übersicht zeigt am Beispiel von Brustimplantaten, wie unterschiedlich die privaten Krankenversicherungen diese als Risiko bewerten. Unsere Ergebnisse der Risikovoranfragen sind nicht als Versicherungsangebot zu verstehen. Sie dienen lediglich als erste Übersicht über die Versicherungsoptionen der Betroffenen. Ein konkretes Angebot kann immer nur individuell und im Hinblick auf den Gesundheitszustand und weitere Faktoren wie das Alter erfolgen.

Haben Sie Fragen?

Sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gern. Jetzt kostenfrei informieren.

Warum lehnen mich Versicherer ab, weil ich Brustimplantate habe?

Bei Brustimplantaten geht die Risikoeinschätzung unter den privaten Krankenversicherern weit auseinander. Während die Barmenia der einzige der befragten 21 Anbieter ist, der Versicherte mit Brustimplantaten ohne Einschränkungen versichert, lehnen knapp ein Viertel der befragten Versicherungen Anträge rigoros ab. Vom überwiegenden Rest „verhängt“ die eine Hälfte einen kompletten oder partiellen Leistungsausschluss für Behandlungen, die im Zusammenhang mit den Brustimplantaten stehen, während die andere Hälfte Risikozuschläge veranschlagt.

Grundsätzlich ermitteln die privaten Krankenversicherungen in einem Fragebogen und ggf. durch ärztliche Atteste, welche gesundheitlichen Risiken bestehen und zu welchen Konditionen die Versicherten angenommen werden. Um das individuelle Risiko objektiv einschätzen zu können, werden auch weitere Faktoren wie der Beruf und das Alter herangezogen. Würden die Versicherer auf eine solche Gesundheitsprüfung verzichten, wäre das Gesundheitssystem schnell ein Fass ohne Boden, weil nicht vorhersehbar ist, welche Kosten entstehen können – und alle müssten (ungerechterweise) höhere Beiträge bezahlen.

Warum erheben Versicherer einen Risikozuschlag wegen Brustimplantaten?

Bis vor wenigen Jahren wären Beamtinnen mit Brustimplantat nur über die sogenannte Öffnungsklausel in die PKV gekommen. Dies ist eine auf Druck des Gesetzgebers angebotene Option der privaten Krankenversicherungen, auch gesundheitlich vorbelasteten Beamten und Beamtinnen mit gedeckelten Risikozuschlägen den Zugang zur PKV zu ermöglichen. Denn bis dahin war der Stand der Medizintechnik: Brustimplantate müssen in regelmäßigen Abständen ausgetauscht und erneuert werden. Kosten, die dann auf den Versicherer zukommen würde, woraufhin dieser ablehnte (und es wie wir sehen vielfach immer noch tut).

Risikozuschläge in Höhe von 10 bis 20 Prozent des regulären Beitrags sind durchaus möglich und üblich. An unserem Beispiel der Brustimplantate bewegen sich die Risikozuschläge zwischen 10 und 47 Prozent bzw. zwischen pauschal zwischen 35 und 137 Euro. Mit dem technischen Fortschritt, den immer sicher werdenden Implantaten und vielleicht auch dem bald startenden Implantatregister als aussagekräftiger Dokumentation könnte sich der Zugang zur PKV für Frauen mit Brustimplantaten bald vereinfachen – gerade, wenn es sich um moderne Implantate handelt, die zum dauerhaften Verbleib im Körper bestimmt sind.

Fazit: Was bedeutet unsere anonyme Risikovoranfrage für Versicherte mit Brustimplantaten?

Auf der Suche nach einer privaten Krankenversicherung, die auch Brustimplantate absichert, gilt es einige Dinge zu beachten. Wichtig ist es vor allem, verschiedene Angebote einzuholen. Und auch hier empfiehlt es sich, statt eines direkten und offenen Antrags vorab eine anonymisierte Risikovoranfrage zu stellen. Denn stellen Sie einen Antrag und dieser wird abgelehnt, sind Sie bei den meisten anderen PKV Versicherern verpflichtet dies im Antrag auf Versicherungsschutz anzuzeigen. Beantwortet man die Frage nach bereits abgelehnten oder gestellten Anträgen auf Versicherungsschutz falsch, kann dies im Rahmen einer Prüfung der vorvertraglichen Anzeigepflicht weitreichende Folgen haben. Beantwortet man diese Frage ehrlich mit einem “ja”, kann dies negativ konotiert sein.

Wollen Sie eine persönliche, kompetente und erfolgversprechende Beratung, dann wählen Sie am besten unabhängige Versicherungsexperten. Mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung finden wir von KVoptimal.de das passende und überzeugende Gesamtpaket aus Leistungsumfang, ggf. Risikozuschlag und den weiteren Services der privaten Krankenversicherung.

Wir empfehlen Ihnen, durch eine anonymisierte Risikovoranfrage kombiniert mit einer fachlichen Beratung durch uns als Ihre Versicherungsexperten den passenden PKV-Tarif für Brustimplantate zu finden!

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