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PKV: Wo versichere ich mich mit Zöliakie?

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Anja Glorius
20. August 2023
PKV: Wo versichere ich mich mit Zöliakie?
PKV: Wo versichere ich mich mit Zöliakie?

Sie leiden an Zöliakie und stehen vor der Wahl, sich privat zu versichern? Sie wissen bereits, dass Vorerkrankungen von privaten Krankenversicherungen genau überprüft und viele Anträge in der Folge abgelehnt werden. Welche Versicherer grundsätzlich in Frage kommen, haben wir für Sie recherchiert, indem wir an 22 der größten privaten Krankenversicherer eine anonymisierte Risikovoranfrage gestellt haben. Risikovoranfragen gehören sozusagen in das „geheime Instrumentarium“ der Versicherungsexperten, mit denen sich herauszufinden lässt, ob und zu welchen Konditionen die privaten Krankenversicherungen bei bestimmten Vorerkrankungen Versicherungsschutz anbieten.

Hier lesen Sie, wer für Menschen mit Zöliakie besonders freundliche Annahmebedingungen bietet oder wer sie rigoros ablehnt. Zu den Themen Risikozuschläge und Ablehnung gehen wir näher ins Detail und entlassen Sie mit einer Empfehlung, wie Sie das Unternehmen „PKV finden trotz Zöliakie“ jetzt am besten angehen.

Factsheet Zöliakie

Zöliakie gehört zu den Nahrungsmittelunverträglichkeiten, die in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen haben. Bei Betroffenen führt das Getreideeiweiß Gluten zu

Symptomen wie Bauchschmerzen, Blähungen und Appetitlosigkeit und – was noch schwerer wiegt – zu schweren Darmschädigungen. Bei einer Zöliakie reagiert der Körper auf Gluten wie auf Bakterien als feindliche Eindringlinge und schätzt sie irrtümlich als gefährlich ein: die Dünndarmschleimhaut entzündet sich.

Daher wird Zöliakie auch als Glutenunverträglichkeit oder Glutenintoleranz bezeichnet. Glutenunverträglichkeit kann jedoch ein Symptom verschiedener Erkrankungen sein kann. Die Deutsche Zöliakie Gesellschaft (DZG) unterscheidet daher in drei Krankheitsbilder: Neben Zöliakie sind das die Weizenallergie und die Gluten- oder Weizensensitivität.

Gluten ist in Weizen, Hafer, Grünkern, Roggen, Gerste und Dinkel enthalten. Hinzu kommen die daraus hergestellten Produkte wie Nudeln, Kekse, Müsli, Bier, Paniertes, die meisten Brot- und Backwaren. Kurzum: ein großer Teil der Grundnahrungsmittel!

Welche private Krankenversicherung versichert Zöliakie?

Um herauszufinden, welche private Krankenversicherung Zöliakie versichert, haben wir bei 22 Anbietern eine anonymisierte Risikovoranfrage gestellt. Das gehört für unsere Versicherungsberater bei KVoptimal.de zum Tagesgeschäft. Die Ergebnisse geben uns und unseren Kunden einen ersten Anhaltspunkt zu den Versicherungsoptionen.

Unser Musterinteressent mit Zöliakie – Die Daten der PKV-Risikovoranfrage:

Geschlecht: männlich

Alter: geboren am 13.11.1982 (40 Jahre)

Beruf: Key-Account-Manager

Größe: 184cm

Gewicht: 76kg

Sehhilfe: Nein

Erkrankungen: Zöliakie Marsh Grad 1

Keine Behandlung und keine Medikamente

Therapie: Produktvermeidung

Besonders gut haben folgende Versicherer abgeschnitten:

AXAohne Erschwernis
SDKohne Erschwernis
Universaohne Erschwernis

Folgende Versicherungen versichern mit Risikozuschlägen oder abhängig von einem ärztlichen Attest

BarmeniaRisikozuschlag in Höhe von 15 %
BBKKRisikozuschlag in Höhe von 23 Euro
HallescheRisikozuschlag in Höhe von bis zu 80 %
InterRisikozuschlag in Höhe von 40 Euro für den QMP-Tarif
LKHRisikozuschlag in Höhe von 15 % auf den ambulanten Tarif
Continentaleärztliches Attest
Münchner Vereinärztliches Attest
Nürnbergerärztliches Attest

Diese Versicherer lehnten unseren Musterinteressierten mit Zöliakie ab:

AllianzAblehnung
Alte OldenburgerAblehnung
ARAGAblehnung
ConcordiaAblehnung
DKVAblehnung
GothaerAblehnung
Hanse MerkurAblehnung
OttonovaAblehnung
R+VAblehnung
SignalAblehnung
WürttembergischeAblehnung

Hinweis: Diese Liste zeigt beispielhaft, wie unterschiedlich die Risikobewertung im konkreten Fall ausfällt. Sie ist nicht als Versicherungsangebot zu verstehen. Risikoanfragen sind stets sehr individuell und abhängig von der jeweiligen Ausprägung der Zöliakie und ggf. weiteren (Vor)Erkrankungen bzw. dem Gesundheitszustand und weiteren Faktoren wie dem Alter.

Warum erheben Versicherer einen Risikozuschlag wegen Zöliakie?

In Europa und Nordamerika sind einer Studie zufolge rund 1 Prozent der Gesamtbevölkerung an Zöliakie erkrankt. Frauen häufiger als Männer. Durch eine glutenfreie Ernährung für den Rest des Lebens, also der totalen Produktvermeidung, ist die ansonsten unheilbare Zöliakie gut in den Griff bekommen. Gefährlich wird es, wenn sie nicht oder zu spät erkannt wird. Unbehandelt kann die Glutenintoleranz zu Blutarmut, Gerinnungsstörungen, generellen Mangelerscheinungen oder Durchblutungsstörungen führen. Insbesondere jedoch leidet der Darm, dessen Funktionsfähigkeit mit zunehmender Vernarbung schwindet – und sich auch nicht mehr wiederherstellen lässt. Bei Zöliakie wird im Allgemeinen ein Grad der Behinderung von 20 anerkannt.

Zöliakie ist zwar nicht heilbar, wird sie aber frühzeitig erkannt und die Ernährung konsequent auf glutenfreie Kost umgestellt, haben Betroffene die gleiche Lebenserwartung wie Gesunde. Die einzige Therapie in Form einer Ernährungsberatung ist verhältnismäßig günstig und wird von einigen Krankenversicherungen auch übernommen, insbesondere, wenn die Diagnose bei Kindern gestellt wird. Anders sieht es aus, wenn die Krankheit bei Erwachsenen schleichend auftritt oder wenn die Ernährungsumstellung nicht streng durchgehalten wird. Bei fortschreitender Zerstörung des Darms besteht ein höheres Darmkrebsrisiko. Und auch die oben genannten Begleiterkrankungen können den Versicherern bzw. dem Versichertenkollektiv hohe Kosten verursachen – ein Leben lang. Für viele Vorerkrankungen sind Risikozuschläge durchaus üblich und der einzige Weg für Betroffene, in die PKV zu kommen.

Mehr zum Thema Ernährungsberatung als PKV-Leistung z. B. bei Zöliakie lesen Sie hier:

Warum lehnt mich ein Versicherer ab, weil ich an Zöliakie leide?

Ist den Versicherern das Risiko zu hoch, jemand mit bestehender Zöliakie zu versichern, lehnen sie den Antrag ab. Als Basis dienen die Angaben in der Gesundheitsprüfung, die meist in Form eines Fragebogens mit mehr oder weniger detaillierten Fragen den Gesundheitszustand „erkundet“. Häufig lässt sich das Risiko allein anhand der Gesundheitsfragen nicht ausreichend gut einschätzen. In diesen Fällen verlangt die PKV ein ärztliches Attest mit weiteren Angaben von der behandelnden Fachärztin bzw. dem Hausarzt.

Haben Sie Fragen?

Sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gern. Jetzt kostenfrei informieren.

Fazit: Was bedeutet unsere anonyme Risikovoranfrage für Versicherte mit Zöliakie?

Die Hälfte der von uns befragten privaten Krankenversicherungen (11 Anbieter von 22) haben mit einer Ablehnung auf die anonyme Risikovoranfrage reagiert. Von der anderen Hälfte würden fünf unseren Musterinteressierten mit Risikozuschlägen versichern. Diese bewegen sich zwischen 15 und 80 Prozent bzw. zwischen 23 und 40 Euro an zusätzlichem monatlichem Beitrag für bestimmte Tarife. Weitere drei Versicherer benötigen ein ärztliches Attest, um die Risikoeinschätzung abzuschließen. Und nur für drei Anbieter stellt Zöliakie überhaupt kein Hindernis dar.

Dieses Ergebnis gibt ziemlich gut wider, wie unterschiedlich die einzelnen privaten Krankenversicherungen Risiken bewerten. Beziehungsweise, ob sie sich überhaupt auf das Thema einlassen und derartig gesundheitlich vorbelastete Antragsteller nicht von Vornherein ablehnen.

Grundsätzlich ist es möglich, sich als Zöliakie Patient privat zu versichern. Sogar ohne Risikozuschläge!

Für die Betroffenen heißt das: Vergleichen lohnt – und das am besten über eine anonymisierte Risikovoranfrage und eine fachliche Beratung durch Versicherungsexperten. Für die anonymisierte Risikovoranfrage gilt es dann, alle Fragen möglichst genau zu beantworten. Denn: Umso mehr der Versicherer weiß, umso konkreter und belastbarer fällt das Angebot aus!

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