Ratgeber – Psychotherapie in der privaten Krankenversicherung?

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Anja Glorius
25. Januar 2023
Ratgeber - Psychotherapie in der privaten Krankenversicherung?
Ratgeber - Psychotherapie in der privaten Krankenversicherung?

Psychotherapie kann eine wirksame Behandlungsmethode bei vielen psychischen Erkrankungen und Störungen sein. In Deutschland gibt es zwei Möglichkeiten, eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen: über die gesetzliche oder die private Krankenversicherung. In diesem Artikel werfen wir einen genaueren Blick auf die ambulante Psychotherapie in der privaten Krankenversicherung und geben einen Überblick über die wichtigsten Aspekte dieser Form der Behandlung.

Inhalt

Einführung in die ambulante Psychotherapie

Psychotherapie ist eine Behandlungsmethode, bei der das Gespräch im Vordergrund steht. Sie dient dazu, die Ursachen von psychischen Problemen und Störungen zu erkennen und zu bearbeiten, um diese zu lösen oder zu verbessern. Es gibt verschiedene Formen von Psychotherapie, wie zum Beispiel die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder die kognitive Verhaltenstherapie. Psychotherapeuten sind Fachleute, die eine spezielle Ausbildung abgeschlossen haben und in der Lage sind, Psychotherapien durchzuführen.

Was ist Psychotherapie, wann ist sie sinnvoll und welche Formen der Therapie gibt es?

Psychotherapie oder psychologische Betreuung für private Versicherte kann sinnvoll sein, wenn man unter psychischen Problemen leidet, die unter Umständen auch das tägliche Leben beeinflussen oder stören. Dazu zählen häufig Depressionen, Angst-, Belastungs-, Zwangs- und Persönlichkeitsstörungen.

In Lebenssituationen wie die Folge von Verlusten oder belastenden Ereignissen kann Psychotherapie begründen und hilfreich sein, die Gefühle und Emotionen zu sortieren und zu verstehen.

Häufig treten psychische Belastungen in unterschiedliche Situation auf. Häufig ist man gestresst vom Beruf, hat eine schlechte Partnerschaft oder partnerschaftliche Erfahrung hinter sich oder ein tragisches Ereignis wie eine Fehlgeburt können Auslöser von psychischen Symptomen sein.

Ob und welche Form eine Psychotherapie für privat Versicherte sinnvoll ist, hängt von Ihren Bedürfnissen und den Problemen ab. Daher empfiehlt sich immer die Konsultation eines Arztes oder direkt die Kontaktaufnahme mit einem Psychologen oder Psychotherapeuten.

Wer führt Psychotherapien durch?

Psychologen, ambulante Einrichtungen der Psychiatrie oder Psychotherapeuten führen Psychotherapie durch. Alle beteiligten Berufe sind speziell ausgebildet und zertifiziert. Es gibt neben niedergelassenen approbierten ärztlichen Psychologen aber auch noch andere Formen neben den Psychotherapeuten. Auch Heilpraktiker mit einer zusätzlichen Ausbildung sind theoretisch zur Behandlung berechtigt.

Psychologen sind Spezialisten für die menschliche Psyche und haben ein umfangreiches Studium der Psychologie absolviert. In verschiedenen Bereichen können Sie tätig sein, beispielsweise in der Diagnostik und Behandlung psychischer Erkrankungen, in der Beratung oder auch in Forschung und Wissenschaft.

Psychiatrien sind Einrichtungen, in denen ausgebildete Ärzte, die sich auf die Diagnose und Behandlung von psychischen Erkrankungen spezialisiert haben, tätig sind. Auch sie haben ein Studium der Medizin absolviert und eine weiterführende Ausbildung in Psychiatrie gemacht.

Psychotherapeuten haben eine spezielle Ausbildung in Psychotherapie abgeschlossen. Sie sind in der Lage, verschiedene Formen von Psychotherapie, wie zum Beispiel die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie oder die kognitive Verhaltenstherapie anzuwenden. Psychotherapeuten können verschiedene Abschlüsse haben, wie zum Beispiel den psychologischen Psychotherapeuten oder den Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten.

Ob die jeweilige Form des Spezialisten auch von Ihrer PKV bezahlt wird, ist genau zu prüfen. Es gibt Tarife der privaten Krankenversicherung, die nur Therapeuten oder nur ärztliche Psychologen tragen. Hier sollten Sie sich also dringend frühzeitig informieren.

Die ambulante Psychotherapie in der privaten Krankenversicherung

In der privaten Krankenversicherung gibt es oft umfangreichere Leistungen für die Psychotherapie und Diagnoseverfahren als in der gesetzlichen Krankenversicherung. Die Leistungen können je nach Versicherungsvertrag und Tarif völlig unterschiedlich ausfallen.

Die Abrechnung der Psychotherapie in der privaten Krankenversicherung erfolgt über die jeweilige Gebührenordnung. Im Mittelwert erhalten Therapeuten für eine Verhaltenstherapie daher 100,55 EUR.

Quelle: Bundeskammer Psychotherapeuten

Welche Leistungen sind in der privaten Krankenversicherung für die Psychotherapie enthalten?

Die Leistungen für therapeutische Bereiche der Psyche sind je nach Versicherer und Tarif ganz unterschiedlich ausgestaltet.

Die Musterbedingungen der privaten Krankenversicherung als Grundlage der Leistungen äußern sich hier explizit nicht zum Umfang, sondern stellt nur auf Behandlungen und Diagnoseverfahren in Bezug auf niedergelassene approbierte Ärzte und Gebührenordnung für Ärzte ab. Daher wäre die Leistung aus diesem Bereich nur für ärztliche Psychologen und im Umfang der Gebührenordnung für Ärzte möglich:

Quelle: Bundesministerium für Gesundheit in Verbindung mit www.gesetzte-im-internet.de

Versicherer der privaten Krankenversicherung regeln Ihre Leistungen in den Allgemeinen Tarifbedingungen für alle PKV-Tarife und je Tarif in den Tarifbedingungen. So erweitert beispielsweise die Hallesche Nationale Krankenversicherung als PKV Anbieter die Regelung, um die approbierten psychologischen Psychotherapeuten:

Zitat: […..Abweichend von § 4 (2) MB/KK 2009 wird in Tarifen mit Leistungen für Psychotherapie auch für die Inanspruchnahme von approbierten Psychologischen Psychotherapeuten sowie Kinder- und Jugendlichen Psychotherapeuten geleistet. Geleistet wird für tiefenpsychologisch fundierte und analytische Psychotherapie sowie für Verhaltenstherapie….]

Quelle: www.hallesche.de

Haben Sie noch Fragen?

Sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gern. Jetzt kostenfrei informieren.

Wie läuft die Abrechnung der Psychotherapie in der privaten Krankenversicherung ab?

Die Abrechnung in der privaten Krankenversicherung bei der ambulanten Psychotherapie läuft ähnlich wie beim Besuch des Arztes ab. Sie erhalten eine Rechnung und reichen diese zur Kostenerstattung bei ihrer PKV ein. Im besten Fall haben Sie den Umfang der Therapie bereits bei der PKV zur Kostenzusage eingereicht und erhalten dann eine 100%ige Erstattung.

Bei der teilstationären Therapie oder auch stationären Therapie holt sich häufig die Einrichtung die Kostenzusage ein oder der sozialmedizinische Dienst unterstütz den Patienten dabei. Da in diesen Bereichen häufig Pauschalsätze je Tag abgerechnet werden, sind 500 EUR pro Tag keine Seltenheit. Kostensicherheit ist hier also einmal mehr empfohlen.

Praxistipp: Rufen Sie bei einer geplanten stationären Psychotherapie beispielsweise in Folge der Arbeitsbelastung und Burn-out bei Ihrer PKV an. Es gibt Höchstsätze des PKV-Verbandes in diesem Bereich. Diesen sollten Sie mit der Wunschklinik abstimmen.

Bei der ambulanten Psychotherapie können Sie im ersten Schritt die sogenannten probatorischen Sitzungen nutzen. Diese werden über die PKV abgerechnet und das Ziel ist zu entscheiden, ob und welche Therapie dem Patienten hilft. Ein unabhängiger Gutachter entscheidet in der Regel nach Vorlage der Daten des Therapeuten, ob der Umfang gerechtfertigt ist und eine psychische Erkrankung mit Krankheitswert vorliegt.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um eine Psychotherapie in der privaten Krankenversicherung zu bekommen?

Unserer Erfahrung nach sollten Sie erst mal mit Ihrem Arzt des Vertrauens sprechen. Dieser überweist Sie mit dem Verdacht einer psychischen Erkrankung an einen Fachmann. Hier haben Sie bis zu fünf Sitzungen zur Einordnung Ihres Leidens. Hier wird ein Gutachten erstellt, welches Sie zur Kostenübernahme an Ihre PKV schicken können.

Wir empfehlen immer, die Kostenzusage einzuholen, um wirklich auf Nummer sicherzugehen und Ärger aus dem Weg zu gehen. Im Gutachten ist auch festgelegt, welche Behandlungsform geplant ist. Denn ob es beispielsweise eine Verhaltenstherapie und tiefenpsychologische Behandlung sein soll, entscheidet der Fachmann.

Die Psychotherapie in der privaten Krankenversicherung im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung

In der gesetzlichen Krankenversicherung sind die Hürden zur Genehmigung einer Psychotherapie in der Regel höher als in der privaten Krankenversicherung. Es gibt auch einige Unterschiede bei den Voraussetzungen für die Inanspruchnahme von Psychotherapien. In der gesetzlichen Krankenversicherung muss zum Beispiel eine schwere psychische Erkrankung vorliegen, um eine Psychotherapie zu bekommen.

Wer sich für eine Psychotherapie in der privaten Krankenversicherung entscheidet, hat den Vorteil, dass die Leistungen in der Regel umfangreicher sind und es weniger Einschränkungen bezüglich der Diagnose gibt. Eine psychische Diagnose mit Krankheitswert muss aber auch in der PKV vorliegen.

Welche Unterschiede gibt es bei den Leistungen für die Psychotherapie in der PKV?

In der PKV gibt es eklatante Leistungsunterschiede je nach gewähltem Tarif oder je nach Versicherern.

Die Leistungsformen erstrecken sich auf Unterschiede bei der Wahl der Behandlung, aber auch bei der Leistungsmenge. Oft werden die Sitzungszahl je Kalender- oder Versicherungsjahr begrenzt. Es gibt jedoch auch Bedingungen, die die Leistung je Versicherungsfall begrenzen.

Es ist also ein großer Unterschied, ob ein Tarif 50 Sitzungen je Kalenderjahr (also einmal wöchentlich) oder 50 Sitzungen je Versicherungsfall bezahlt. Denn psychische Leiden sind häufig langwierig und müssen auch langfristig professionell begleitet werden. Da die Sitzung in der Regel bis zu 100 EUR kostet, sollten Sie auf eine hochwertige Leistung achten.

Negative Beispiele bei therapeutischen Leistungen in der PKV

Die DKV zahlt im Tarif BME ab der 61. Sitzung nur noch 50 % (bei Überweisung vom Hausarzt 70 %).

Kunden der DKV mit langwierigen psychischen Leiden müssen also bereits ab der 61. Sitzung mit einer Selbstbeteiligung von rund 50 EUR je Sitzung rechnen. Ist eine Behandlung mit einer Sitzung pro Woche geplant, entstehen also schnell Kosten von 2.600 EUR pro Jahr. Darüber hinaus ist die DKV auch berechtigt, die Leistung abzulehnen, denn sie bedarf ausdrücklich der vorherigen schriftlichen Zusage des Versicherers.

Ein weiteres ungenügend gibt es von uns für den Tarif Start der Signal.

Auch dieser Tarif leistet nur nach ausdrücklicher vorheriger Zustimmung des Versicherers. Lehnt dieser also ab, erhalten Sie gar keine Leistungen.

Hier ist der digitale PKV Versicherer Ottonova schon weiter. Man verpflichtet zwar zur Zusage der Leistung, garantiert aber die Zusage bei medizinischer Notwendigkeit.

Positive Beispiele bei therapeutischen Leistungen in der PKV

Aber es gibt auch positive Beispiele in der Landschaft der privaten Krankenversicherung beim Leistungsmerkmal der ambulanten Psychotherapie.

Die Barmenia zahlt 80 % für Psychotherapie und begrenzt die Leistung weder auf Zusage noch auf Sitzungsanzahl. Für einen Tarif im Mittelklassesegment ist diese Klausel sehr gut.

Wer ein wenig mehr Geld in seine Gesundheitsversorgung investiert, erhält bei der Halleschen im neu entwickelten familienfreundlichen Tarif der Hallesche NK.Select XLimmer 90 % erstattet.

Sie möchten sich privat krankenversichern, aber hatten in der Vergangenheit eine Psychotherapie?

Die privaten Krankenversicherer tun sich noch immer schwer mit der Einordnung von psychischen Erkrankungen. Gesellschaftlich nehmen aber immer mehr Menschen die Psychotherapie in Anspruch. Ob das nun in einer überlastenden Arbeitssituation wie dem Referendariat ist oder in einer beruflichen Orientierung. Immer mehr Menschen nutzen therapeutische Leistungen.

Die Angst für Folgeerkrankungen oder Folgekosten ist so hoch, dass es in vielen Fällen nahezu unmöglich bleibt, eine private Krankenversicherung abzuschließen. Glück den Verbeamteten, denn diese haben bei Ernennung in den Beamtenstatus das einmalige Privileg in die private Krankenversicherung aufgenommen zu werden.

Aber es gibt auch Ausnahmen, in unserem Hintergrundbericht haben, haben wir Fallstricke aktiv aufbereitet und zeigen Lösungsmöglichkeiten und Chancen.

Wie lange muss ich eine Therapie bei der PKV überhaupt anzeigen?

Geht nichts mehr und man kann sich aktuell nicht PKV versichern, heißt es warten. Wie lange die Therapie abgeschlossen sein muss?

Hier finden Sie die für uns wichtigsten privaten Krankenversicherer, die mit Leistung, Preis und Beitragsstabilität in unserer Beratung eine wichtige Rolle spielen:

PKV-Versicherer Jahre
Allianz10
ARAG10
AXA5
Barmenia10
BBKK10
Conrodia10
Continentale5
DKV5
Gothaer5
Hallesche10
Hanse Merkur5
Inter10
LKH5
Münchner Verein5
Nürnberger5
Ottonova10
R+V10
SDK10
Signal10
Universa10
Württembergische10

Ist ihre Therapie also 5 Jahre abgeschlossen, können sie wieder bei der AXA, Continentale, DKV, Gothaer, LKH, Münchener Verein und Nürnberger eine Risikovoranfrage starten.

In unserem großen Hintergrundbericht mit der leitenden Redakteurin Hannah Petersohn von ProContra haben wir für Sie Themen wie Verhaltenstherapie, Paartherapie und Coaching detailreich recherchiert. Wie ragiert die PKV darauf?

Die Reaktionen der Versicherer sind nicht zeitgemäß

KO Kriterium Psychotherapie

Ausschlusskriterium Psychotherapie

Keine Chance wegen Paartherapie?

Auch ein Coaching ist schon ein Problem beim Abschluss einer PKV

Fazit: Die ambulante Psychotherapie in der privaten Krankenversicherung

Ihr Tarif zur privaten Krankenversicherung sollte dringen auch approbierte psychologische Psychotherapeuten einbeziehen. Auch empfehlenswert ist es, auf Kinder -und Jugendpsychologen zu achten, um den späteren Schutz für Ihre Kinder zu sichern. Diese Regelung finden Sie bei den meisten privaten Krankenversicherern in den Allgemeinen Tarifbedingungen, die für alle Tarife des Versicherers gültig sind.

Außerdem kommt es noch auf die Tarifbedingungen, also das Kleingedruckte je Tarif der PKV an. Hier sind die Regelung der eingeschränkten Sitzungsanzahl unterschiedlich geregelt und reichen von 30 je Versicherungsfall bis hin zu 50 Sitzungen je Kalenderjahr. Gerader hier sollten privat Versicherte sehr achtsam sein und Ihren Tarif auf Herz und Nieren prüfen.

Ist die Regelung schlecht vereinbart, ist ein Upgrade zum Zeitpunkt der Aufnahme einer Therapie verwirkt und nicht mehr möglich.

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