Wir treffen täglich auf Kunden, welche fachlich sehr wenig über die private Krankenversicherung wissen. Gefühlt sind ein Großteil der PKV-Kunden unwissend, was ein PKV-Vertrag ist. Viele Kunden haben sich privat versichert, weil es günstiger als in der gesetzlichen Kasse war. Fast alle glauben, dass Alterungsrückstellungen den Vertrag im Rentenalter günstiger machen. Es ist Zeit, die echten Unterschiede zwischen Kasse und Versicherer zu erklären.

 Wer kann in das private System?

In Deutschland besteht seit 2009 eine Pflicht auf Krankenversicherung. Jeder Mensch muss eine Krankenversicherung haben. Dabei kann relativ frei entschieden werden, in welchem System man sich versichern möchte. Der Zugang zum privaten System ist aber an Bedingungen geknüpft:

  • Arbeitnehmer können in das private System wechseln, wenn das Gehalt eine Grenze übersteigt (2017 - 57.600 Euro Bruttogehalt).
  • Beamte erhalten eine staatliche Krankenversicherung und können die Restkosten immer privat versichern. Das staatliche System wird als „Beihilfe“ bezeichnet.
  • Selbstständige können sich immer privat versichern. Was falsch ist. Denn in den letzten 20 Jahren hat sich der Arbeitsmarkt stark verändert. Viele Menschen sind heute selbstständig, welche früher noch Arbeitnehmer gewesen wären. Stichwort Subunternehmer im Handwerk, selbstständige Paketauslieferer oder andere Errungenschaften der modernen Arbeitswelt. Viele Selbstständige gehören aufgrund ihrer finanziellen Situation nicht in das private System.

 

Zwei unterschiedliche Systeme

In Deutschland unterscheiden wir die Krankenversicherung in das gesetzliche und private System. Das gesetzliche System ist oberflächlich für den Patienten relativ einfach konzipiert. Sie werden krank und gehen zum Arzt. Die Behandlungen, die der Arzt durchführt, werden von der Kasse übernommen. Manche Ärzte bieten Behandlungen auf privater Basis an. Diese Leistungen werden dann „privat“ bezahlt.  Besonderheit: Der Arzt bekommt nur Behandlungen von der Kasse bezahlt, die auch versichert waren. Deshalb kennt jeder Arzt die Kassenleistungen genau. Anders ist es in der privaten Versicherung.

 

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Im Gegensatz zur Kassenleistung weiß kein Arzt weiß was Sie versichert haben. Das ist bei Privatpatienten auch nicht relevant. Denn der Patient gilt als Selbstzahler. Bedeutung: Jede ärztliche Behandlung wird vom Patienten selber bezahlt. Natürlich kann das auf Dauer sehr teuer werden. Und deswegen bieten Versicherer eine Rückdeckungsversicherung für medizinische Kosten für Selbstzahler an. Diese Rückdeckungsversicherung nennt sich private Krankenversicherung.

Der Begriff „private Krankenversicherung“ ist irreführend, weil er impliziert, dass es sich um eine bessere Variante der gesetzlichen Kasse handelt. Besser ist die PKV nur, wenn Sie alle Leistungsbereiche besser ausstatten als in der gesetzlichen Kasse. Der PKV-Vertrag ist eher ein Art Baukastensystem für eine Krankenversicherung. Dabei gibt es keinen festen Bauplan und jeder Kunde darf selber entscheiden, welche Leistungen er möchte. Dieser Baukasten kann zum Beispiel schlank oder üppig ausgestattet werden.

Wichtig: Jede medizinische Leistung, die der PKV-Vertrag in den allgemeinen Versicherungsbedingungen abdeckt, übernimmt der PKV-Versicherer. Jede Leistung, die Sie im Baukasten nicht gewählt haben, zahlen Sie selber.

Regel: Je teurer ein PKV-Vertrag ist, desto besser sind die Leistungen. Natürlich ist teuer nicht immer gut. Der Vergleich der Anbieter ist sehr wichtig. Wer einen günstigen Beitrag versichert hat, hat weniger Leistungen versichert und zahlt im Krankheitsfall mehr aus eigener Tasche. Deshalb ist günstig relativ zu sehen. Der Gesetzgeber lässt Ihnen hier das Wahlrecht auf das Leistungsniveau. Durch die Unisex-Tarife (seit dem 21.12.2012) ähneln sich die Leistungen. Dennoch sind die Unterschiede immer noch deutlich.

 

Grundproblem bei der privaten Versicherung

Es gibt in der privaten Krankenversicherung ein echtes Problem. Dieses Problem ist ein großes Geheimnis und wird natürlich nur oberflächlich öffentlich kommuniziert. Sie kennen es bereits. Aber haben Sie es auch realisiert? Der Wechsel in das PKV-System ist in der Regel lebenslänglich. Lebenslänglich bedeutet, dass jeder Kunde zu Beginn entscheidet, welche Leistung im Krankheitsfall, auch im Rentenalter, zur Verfügung stehen soll. 

Es liegt in der Natur der Dinge, dass ein junger und gesunder Mensch keine schweren Erkrankungen erwartet. Folglich fällt die Leistungsauswahl eher mager aus. Man möchte ja sparen. Im Krankheitsfall können Leistungen nicht mehr erhöht werden. Und es ist immer schlecht, eine medizinische Behandlung zu brauchen, diese aber nicht versichert zu haben. Eine Entscheidung für das PKV-System benötigt medizinische und rechtliche Grundkenntnisse. Verhandlungsgeschick vor Ärzten und Versicherern ist wichtig. Selbstvertrauen und finanzielle Sicherheit sind Grundvoraussetzungen um sich privat zu versichern.

Wurden Sie bei Ihrem Wechsel in das PKV-System nach Altersvorsorge oder Verhandlungsgeschick gefragt?

Wichtig: Ihr PKV-Vertrag wird im Rentenalter Minimum 500 Euro monatlich kosten. Planen Sie diesen Betrag zusätzlich ein. Ein Nachlass aus Alterungsrückstellungen ist nicht vorgesehen. Für jüngere Kunden fällt ab dem 60. Lebensjahr die besondere Rückstellung weg. Die Höhe beträgt 10% vom Tarifbeitrag.

Regel: Wer sich privat versichern will, weil die gesetzliche Kasse zu teuer ist, geht den falschen Weg. Planen Sie Ihren Vertrag (den Beitrag) über 50 Jahre ein. Beide Systeme sind ungefähr gleichteuer. Im Rentenalter ohne Altersvorsorge ist die gesetzliche Kasse immer besser. Leistungen sind im Rentenalter zweitrangig, wenn ich diese nicht bezahlen kann oder will.

 

Wer berät mich zu PKV-Verträgen?

Es gibt in Deutschland rund 250.000 Versicherungsvertreter. Jeder Einzelne darf über den Systemwechsel beraten. Dabei erhält der Berater für Ihren Wechsel eine Provision. Wenn Sie nicht wechseln, erhält der Berater keine Bezahlung. Die Wenigsten kennen sich wirklich aus im PKV-Bereich. Leider ist dieser Umstand nicht kennzeichnungspflichtig. Ein nicht kleiner Teil der PKV-Kunden würde heute nicht noch mal in das PKV-System wechseln.

Wichtig: Die PKV ist nicht nur gut. Das System ist gerade zu Beginn kompliziert, bedeutet Verwaltung und erfordert stabile finanzielle Verhältnisse. Darüber hinaus können Sie in jungen Jahren Geld sparen und dieses besser anlegen und natürlich umfangreiche Behandlungen abrufen und nutzen.

Regel: Gönnen Sie sich die private Krankenversicherung. Der Vertrag ist eine Art Luxus und sollte so empfunden werden. Sie tun sich damit etwas Gutes. Werten Sie einen PKV-Vertrag wie ein neues Auto, eine teure Armbanduhr oder eine Immobilie. 

 

Alterungsrückstellungen machen den PKV-Vertrag im Alter günstiger?

Nein. Die allgemeinen Rückstellungen sollen den Vertrag während der Laufzeit stabil halten. Die besonderen Rückstellungen stabilisieren den Beitrag ab dem 65. Lebensjahr. Nur private Rückstellungen machen den Vertrag zum gewünschten Zeitpunkt günstiger.

Wir beraten jeden Kunden so, als ob es sich heute erneut für das PKV-System entscheiden möchte. Damit erhalten Sie Klarheit zu Ihren Chancen und Möglichkeiten. Natürlich auch zu eventuellen Konstruktionsfehlern Ihres Vertrages.