Im Januar 2013 hat der Spiegel-Online.de (SPON) ein Interview mit dem obersten Lobbyisten der PKV Branche geführt: Reinhold Schulte - Vorsitzender des PKV Verband. Dieses Interview soll die Beitragsentwicklung in der privaten Krankenversicherung und die Unzufriedenheit der älteren Kundengruppen in der PKV widerspiegeln und thematisieren. Als PKV Lobbyist beantwortet Herr Schulte die Fragen sehr diplomatisch. Wir nutzen dieses Interview, um die Fragen aus der täglichen Praxis heraus zu beantworten. Naturgemäß weichen unsere Antworten deutlich von den Antworten des Herrn Schulte ab. Der Wortlaut des Ursprungsinterviews ist unverändert.

Spiegel Vorwort:

Hamburg - Das Geschäft privater Krankenversicherer ist in den vergangenen Monaten immer stärker in die Kritik geraten. Vor allem ältere Kunden klagen über steigende Beiträge, mehr als 150.000 Versicherte zahlen ihre monatliche Prämie nicht mehr. SPD, Grüne und Linkspartei wollen das Nebeneinander von privater und gesetzlicher Versicherung beenden und eine Bürgerversicherung einführen. Auch in der Union gibt es einige, die das System für reformbedürftig halten - auch wenn sie das meist nur hinter vorgehaltener Hand sagen.
Reinhold Schulte, der Verbandschef der privaten Krankenversicherung (PKV), weist die Vorbehalte als überzogen zurück. Er ist ein Urgestein der Branche. Seit mehr als 40 Jahren ist Schulte bei dem Versicherer Signal Iduna, seit 25 Jahren sitzt er im Vorstand. Mitte 2013 wurde Herr Schulte durch Herrn Laue (Debeka) abgelöst.
Im Interview mit SPIEGEL ONLINE erklärt er, warum er die Beschwerden von Versicherten für Einzelfälle hält und warum die Bürgerversicherung die medizinische Versorgung gefährdet.

SPIEGEL ONLINE:

Herr Schulte, beginnen wir mit einem konkreten Fall: Ein 73-jähriger Fleischermeister zahlt für seine private Krankenversicherung monatlich 1400 Euro. Seine Rente beträgt aber gerade mal 1.000 Euro. Was raten Sie dem Mann?1

Schulte:

Das wäre ein außergewöhnlicher Einzelfall, den ich zunächst genauer kennen müsste. Legen Sie mir die Fakten bitte vor, dann kümmern wir uns darum. Bei einem Beitrag von mehr als 1000 Euro muss er einen sehr umfangreichen Versicherungsschutz haben. Wie jeder Kunde hat er das Recht, in einen Tarif zu wechseln, der besser für ihn geeignet ist.1

KVoptimal.de GmbH:

Das Beispiel vom Spiegel.de ist schlecht gewählt. Natürlich ist 1.400 Euro PKV Beitrag eine Ausnahme. Wir können Herrn Schulte nur zustimmen. Aber es gibt auch sehr viele selbstständige Kunden mit einem PKV Beitrag über dem Höchstsatz der gesetzlichen Kasse (mehr als 650 Euro monatlich). Und für uns ist diese Tatsache schon vom Prinzip her ein Problem. Für die Statistikfreunde: Die letzten 1.000 Kunden bei KVoptimal.de GmbH hatten einen Durchschnittsbeitrag von 514,87 Euro monatlich. Viele dieser Kunden würden in der gesetzlichen Kasse nur ein Bruchteil ihres Beitrags zahlen. Gerade in den neuen Bundesländern wurden nach der Grenzöffnung wahllos „Passanten“ versichert. Viele Kunden leiden heute unter diesen Beiträgen.
Zusätzlich muss man allerdings auch eine gewisse Eigenverantwortung der Kunden ins Spiel bringen. Wer 30 Jahre selbständig ist und keine Altersvorsorge hat, hat bei seiner Unternehmensplanung etwas falsch gemacht. Hat man entsprechende Altersvorsorge, ist die gesetzliche Kasse auch nicht mehr günstig. Dennoch gibt es immer Handlungsmöglichkeiten bei Beiträgen über 500 Euro monatlich. Niemand muss 1.000 Euro monatlich zahlen.

SPIEGEL ONLINE:

Aber selbst wenn der Mann nur noch die Hälfte zahlt, ist er ein Sozialfall - und zwar wegen seiner privaten Krankenversicherung.1

Schulte:

Für Notfälle gibt es einen Sozialtarif. Das ist der sogenannte Standardtarif. Er bietet Leistungen auf dem Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), aber meist zu einem günstigeren Beitrag, weil der Versicherte seine Alterungsrückstellungen aus dem alten Tarif mitnimmt. Das heißt: Es wird für ihn deutlich preiswerter.1

KVoptimal.de GmbH:

Der Standardtarif ist nur günstig, wenn man viele Jahre durchgehend bei einem Versicherer versichert war. Bevor man in den Standardtarif wechselt, sollte man immer erst normale Tarife nach §204 vergleichen. In der Regel bringt dieser Schritt sogar noch mehr Vorteile (weniger Beitrag, bessere Leistung als im Standardtarif). Jemand der 30 Jahre durchgehend bei einem Versicherer versichert war, sollte im Alter nicht mehr als ca. 400 Euro Beitrag zahlen.
Außerdem sollte man als Sicherungsfunktion zusätzlich auf den Basis- wie auch Notlagentarif eingehen. Gerade der angesprochene Sozialfall hat bei Leistungsinanspruchnahme nach SGB IV die Möglichkeit bei Leistungen nahe dem gesetzlichen Niveau, die Prämie auf ein Minimum zu reduzieren. Ausgehend vom Höchstbeitrag der GKV (2014: 757,36€), wird die Hälfte vom Versicherer über einen Poolausgleich ausgebucht, außerdem trägt von dem verbleibenden Teil der Sozialträger, je nach Schwere der Hilfeleistung, Großteile.

 

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SPIEGEL ONLINE:

Wenn es angeblich für jeden eine Lösung gibt: Warum können sich dann so viele ältere Menschen und Geringverdiener ihre private Krankenversicherung nicht mehr leisten?1

Schulte:

Tatsache ist, dass mehr als die Hälfte aller Privatversicherten 2013 gar keine Beitragserhöhung hat - oder sogar eine Beitragssenkung. Wo es in relevanten Tarifen Beitragsanpassungen gibt, sind sie im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Ich glaube nicht, dass es viele Problemfälle gibt.1

KVoptimal.de GmbH:

Wenn Sie sich die Antwort des Herrn Schulte ansehen, stellen Sie fest das „keine Antwort“ scheinbar auch eine Antwort darstellt. Als Funktionär und Mitarbeiter der Versicherungswirtschaft, muss Herr Schulte die Interessen der Assekuranz schützen. Eine ehrliche Antwort des Herrn Schulte, hätte hier sicherlich zu einem Aufschrei der Branche geführt.

Problem 1:

Private Versicherer können vererbte Alterungsrückstellungen (mehr Informationen im Blog Spezial: PKV im Alter)in die PKV Beiträge einkalkulieren, um durch die Steigerung des Kapitals günstige Tarife anbieten zu können. Vererbungen entstehen, wenn unzufriedene Kunden ihren PKV Vertrag kündigen und die Rückstellungen im Kollektiv des Versicherers belassen. Umkehrschluss: Kündigen zu wenige Kunden, müssen die fehlenden Vererbungen durch Beitragserhöhungen ausgeglichen werden. Häufige Beitragserhöhungen führen zu Vertragskündigungen und zu neuen Vererbungen und Beitragsstabilität.

Problem 2:

Vermittler der Assekuranz werden flächendeckend mit hohen Einmalvergütungen bei Neuabschluss bezahlt. Wechselt der Kunde nicht, verdient der Versicherungsberater kurzfristig kein Geld. Darüber hinaus gibt es in Deutschland viel zu viele (ca. 250.000 Stück) Versicherungsvertreter. Der Markt ist zu klein um dauerhaft gut, (aber ohne Ertrag) beraten zu können. Im Endeffekt wird der Kunde nicht wirklich informiert über seine Möglichkeiten. Weder der Versicherer noch der Vertreter haben ein Interesse an dieser Beratungsart. Es fehlt die Interessengleichheit zwischen Kunden und Versicherer. Deshalb gibt es Unternehmen wie KVoptimal.de GmbH.

Problem 3:

Menschen werden älter und damit aus Sicht der Versicherer teurer. Es macht aus Versicherersicht keinen Sinn einem steigenden Risiko (alternde Kunden) gleiche oder ähnliche Leistungen für weniger Beitrag anzubieten. Tarifwechsel werden nahezu vorsätzlich verhindert. Zahlenbeispiel: PKV Unternehmen nehmen monatlich 3 Mrd. Euro an Beiträgen an. Wenn jeder Kunde indem für ihn optimalen Tarif versichert wäre, würden die PKV Unternehmen ca. 1 Mrd. Euro weniger an Beiträgen (monatlich) einnehmen. Der § 204 VVG hat potentzial das PKV System zu sprengen. Der PKV Verband weiß das sehr genau.Bei Versicherern wie z.B. Alte Oldenburger, Debeka, LKH und LVM lässt sich weitestgehend eine inflationäre jährliche Anpassung (moderate Steigerungen) feststellen. Deshalb empfehlen wir heute primär diese Versicherer.

Problem 4:

Die „Entmischung“ sorgt dafür, dass der Ausgleich des Kollektivs nicht mehr ermöglicht wird. Versicherer schließen i.d.R. verkaufsoffene Tarife für Neukunden alle fünf Jahre. Für das in dem Tarif versicherte Kollektiv bedeutet das, sie werden gemeinsam älter, verursachen gemeinsam mehr Krankheitskosten und durch die steigenden Beitragsanpassungen wechseln die restlichen Versicherten in andere, günstigere Kollektive. Der Versicherer hat diese Entmischung kalkulatorisch nach der Kalkulationsverordnung nicht eingebunden. Vergleicht man Versicherer, die nach diesem Prinzip verfahren mit Versicherern, die wenige Paralleltarife haben und diese über Jahrzehnte fortführen, sieht man Versicherer mit „Entmischung“ müssen höhere Beitragsanpassungen durchführen.

Problem 5:

Ein PKV Vertrag ist kein „Trick" um sein Nettogehalt aufzubessern. Ein Wechsel in das PKV System muss gut überlegt ein. Als Kunde können Sie zu Erwerbszeiten nahezu immer sparen durch einen Wechsel in das PKV System, Ihr Rentenalter muss aber von Beginn an mit eingeplant werden. Ein Großteil der Versicherer werben mit billigen Tarifen (Die Versicherer drücken es anders aus. Aber schöne Slogans ändern nicht das Thema. Günstige Beiträge sind dauerhaft betrachtet schlecht für die Rückstellungsbildung). Der PKV Vertrag ist eine Kapitalanlage. Zahlen Sie wenig Beitrag, haben Sie wenig Ertrag. Wenig Erträge bedeuten hohe Beiträge im Alter. Mehr Informationen über die steigenden Beiträge beider Systeme führen zu einer besseren Vorbereitung der Versicherten. Informationen zur GKV-Steigerung 2015 finden Sie hier:GKV Bemessungsgrenze 2015

SPIEGEL ONLINE:

Wie bitte? Ihr Verband spricht selbst von 155.000 Nichtzahlern. Menschen also, die ihre Beiträge mehrere Monate nicht gezahlt haben. Deutlich mehr Versicherte dürften Probleme haben, das Geld aufzubringen.1

Schulte:

Das Thema Nichtzahler hat nichts mit der PKV zu tun, es betrifft die gesetzliche Krankenversicherung übrigens viel stärker. Das Problem hat der Gesetzgeber mit der neuen Pflicht zur Versicherung verursacht. Vorher hatte in vielen Fällen das Sozialamt diese Beiträge gezahlt. Nichtzahler sind übrigens keineswegs alles Leute, die nicht zahlen können. Ich höre von unseren Außendienstmitarbeitern, dass es auch viele gibt, die gar keine Krankenversicherung wollen. Wenn sie krank werden, zahlen sie es selbst. Das hat es immer gegeben. Nun gilt aber seit 2009 eine gesetzliche Versicherungspflicht. Und für wirklich Hilfebedürftige gibt es eigens eine Absicherung im Basistarif, wobei die Versicherung den Beitrag halbiert und die Sozialbehörde den Rest übernimmt. Das betrifft derzeit rund 11.000 Personen, das sind 0,1 Prozent der Privatversicherten.1

KVoptimal.de GmbH:

In der gesetzlichen Kasse gibt es 600.000 Nichtzahler. Diese Zahlen sind kein PKV Problem, sondern ein grundsätzliches Problem(hier der Bericht des NTV über die Anzahl der GKV Nichtzahler). Der Spiegel vermischt hier Tatsachen um es der PKV anzukreiden. Viele dieser Kunden sehen es schlicht nicht ein, sich zu versichern. Die Kunden wollen nicht. Natürlich können auch welche nicht. Aber viele wollen nicht. Die aktuelle Anzahl an nicht versicherten Menschen finden Sie hier: Offizielle Nachricht vom Bundestag zu der Anzahl der Nichtversicherten.

SPIEGEL ONLINE:

Wenn wir bei SPIEGEL ONLINE Artikel über die PKV veröffentlichen, bekommen wir eine Flut von Zuschriften mit dem Tenor: Ich kann mir meine Beiträge nicht leisten.1

Schulte:

Das behaupten Sie, das kann ich nicht überprüfen. Nicht jeder, der über seinen Beitrag klagt, ist deshalb schon hilfebedürftig. Und wir bekommen immer wieder Post von Versicherten, die sich für den Service und die Unterstützung bedanken - häufig nach überstandenden Krankheiten. Viele wissen, wenn es ernst wird, was sie an uns haben.1

KVoptimal.de GmbH:

Viele Versicherte beklagen sich über ihre Prämie der PKV aus subjektiver Sicht. Wir tragen dafür Sorge, dass die PKV optimal strukturiert wird, zeigen dabei aber auch die Kosten, die diese in der GKV bei gleichen Einnahmen hätten. Diese Betrachtung wird häufig von Versicherten nicht wahrgenommen, daher bildet dies nicht zwingend eine echte Hilfebedürftigkeit ab. Dennoch kann können wir in über 85% der Anfragen helfen. Es gibt immer Lösungen. Der Kunde braucht aber einen Berater, welcher sich auch auskennt. Und diesen unter 250.000 möglichen Beratern zu finden ist aufwendig und schwierig.

SPIEGEL ONLINE:

Wer 1.000 Euro Rente hat und 1.400 Euro Beitrag zahlt, braucht keine Hilfe?1

Schulte:

Die Rente ist für viele doch nur ein Teil des Alterseinkommens, oft sogar der kleinere Teil. Ein selbstständiger Fleischermeister, der in der Regel nur wenig in die Rentenkasse eingezahlt haben dürfte, hat meist noch weitere Einkünfte: aus dem Verkauf seines Betriebs, aus Lebensversicherungen, Versorgungswerken und so weiter. 1400 Euro Beitrag ist außergewöhnlich hoch und nicht normal in der Branche. Da würde ich gerne mal die Fakten im Detail sehen. Und man muss die Kosten in Relation zum gesamten verfügbaren Einkommen setzen.1

KVoptimal.de GmbH:

Wer 1.000 Euro Rente hat und privat versichert ist, hat in seiner Altersvorsorgeplanung erhebliche Fehler gemacht. Hier sollte vor dem 55. Lebensjahr eine strukturierte Aufstellung der Altersvorsorge in Verbindung mit der PKV unabhängig durchgeführt werden. Dennoch stellen wir fest, dass einige Versicherte im System der privaten Krankenversicherung falsch aufgehoben sind. Diese wurden beim Systemwechsel nur auf günstige Einstiegsprämien hingewiesen, jedoch nicht auf die nötige Planung für die Zukunft. Möglichkeiten zur Rückkehr in das gesetzliche System finden Sie hier: Wie komme ich in die GKV zurück?

SPIEGEL ONLINE:

Das glauben wir nicht. Warum wäre sonst eine eigene Branche von Versicherungsberatern entstanden, die sich darauf spezialisiert hat, Menschen aus ihren überteuerten Krankenversicherungstarifen herauszuhelfen? Hier gibt es offenbar einen massiven Bedarf, weil die Gesellschaften es den Versicherten systematisch schwermachen, in einen günstigeren Tarif zu wechseln. Es müsste doch in Ihrem Interesse sein, den Kunden selbst zu helfen.1

Schulte:

Das ist unser Interesse. Für mein Unternehmen gilt: Ich bekomme jede Kundenbeschwerde an den Vorstand auf den Tisch. Probleme beim Tarifwechsel kann ich überhaupt nicht bestätigen. Wir weisen extra darauf hin, dass es die Möglichkeit gibt, in einen anderen Tarif des Unternehmens zu wechseln.1

KVoptimal.de GmbH:

Unser Thema ist Krankenversicherung im Rentenalter.

SPIEGEL ONLINE:

Ob alle Privatversicherten diesen Ombudsmann kennen, sei dahingestellt. Aber selbst wenn es Einzelfälle sind: Sie verkaufen ein Produkt, das das Potential hat, Menschen finanziell zu ruinieren.1

Schulte:

Nein, absolut nein. Wenn das so wäre, hätte ich diese Fälle auf meinem Schreibtisch. Wenn vereinzelt solche Extremfälle auftauchen, schalten wir uns sofort ein und suchen nach einer Lösung. Der PKV-Verband setzt sich zudem für einen Nichtzahlertarif ein. Für etwa 100 Euro monatlich wären die Betroffenen für den Notfall abgesichert, könnten sich finanziell erholen und irgendwann wieder in den vollen Versicherungsschutz einsteigen. Aber das muss der Gesetzgeber regeln.1

KVoptimal.de GmbH:

Im Endeffekt hat Spiegel-Online.de hier Recht. Es ist rückwirkend betrachtet nicht richtig wie die PKV/ das PKV System vertrieben wird. PKV Verträge sind Kapitalanlagen. Welcher Vertreter hat die PKV im Verkaufsgespräch schon mal als Kapitalanlage für das Alter verkauft? Den Kunden ist nicht klar, was der Systemwechsel bedeutet. Zum Beispiel würden Kunden auch kein Bankkonto kündigen, wenn das Guthaben bei der Bank verbleibt. Der Fehler liegt in der Darstellung des Systems. Einen PKV Vertrag kündigt man nicht.

SPIEGEL ONLINE:

Das Kernproblem ist doch ein anderes. In den vergangenen Jahren sind massenhaft Leute in die private Krankenversicherung gelockt worden, die dort nichts zu suchen haben. Dabei hat sich die Branche zweifelhafter Drückertruppen wie der von Mehmet E. Göker bedient. Dessen MEG hat Millionen damit gemacht, Versicherte in Billigtarife zu locken, bei denen extreme Beitragssteigerungen absehbar waren.1

Schulte:

Ich kann das nicht beurteilen, weil Göker nicht für mein Unternehmen gearbeitet hat.1

KVoptimal.de GmbH:

„Zweifelhafte Drücktruppen“ arbeiten leider auch mit dem Unternehmen des Herrn Schulte zusammen. Viele Versicherer haben als Absatzkanal Großmakler beschäftigt. Diese neigten in der Vergangenheit dazu, Personen in dem System der PKV zu versichern, die sich langfristig den entsprechenden Schutz nicht leisten konnten. Durch permanent wechselnde Betreuer ist eine detailgenaue Beratung nicht gewährleistet. Dennoch ist dies durch den Spiegel eine Problemverschiebung. Auch Versicherungsvermittler vom Versicherer angestellt oder als Handelsvertreter beschäftigt sind sich ihrer moralischen Verpflichtung nicht bewusst. Es handelt sich um ein Kernproblem der gesamten Branche. Bis zur Einführung von den Tarifen der Welt Unisex wurden Billigtarife von Versicherern entwickelt und zu hohe Abschlussprovisionen an die Vermittler ausgeschüttet um Geschäft zu generieren. Versicherer haben so einen Wettbewerb unter sich geschaffen, der nicht finanzierbar ist. Der Versicherte zahlt am Schluss die Zeche, die durch den Versicherer verursacht wurde. Nach den ganzen neuen Regularien der PKV Branche zählen nach wie vor die Versicherer mit den günstigsten Tarifen zu den am stärksten wachsenden Versicherern.

SPIEGEL ONLINE:

Aber für mehrere große Gesellschaften.1

Schulte:

Offensichtlich ja. Der PKV-Verband hat aber beim Gesetzgeber angeregt, die Provisionen bei neun Monatsbeiträgen zu deckeln und eine Haftungszeit von fünf Jahren einzuführen. Das ist jetzt geltendes Recht.1

KVoptimal.de GmbH:

Grundlegend hat sich leider dadurch nicht viel geändert. Ein großer Einschnitt zur Neugestaltung des Vergütungsmodells ist effektiver. Weg von hohen Abschlussprovisionen, hin zu Betreuungskonzepten die eine langjährige Betreuung ertragsreich gestalten ermöglichen eine Finanzierbarkeit für den Vermittler und eine fundierte Beratung für den Versicherten. Dabei sollte man vermehrt fachlich aktuelle Schulungskonzepte anbieten. Die Branche beschäftigt sich noch zu häufig mit Incentives und Spaß-Schulungsmodellen, die keine Fachlichkeit fördern, sondern einem Belohnungssystem gleichkommen. So wird fachliche Bildung nicht gefördert, sondern den altbewährten Beratungsmodellen genüge getan. Kein Versicherer traut sich hier vollständig neue Wege zu gehen, da das Neugeschäft so einfach nur zu anderen Versicherern gebracht wird.

Wasser predigen, Wein trinken. Die Branche lernt nur sehr schwer aus Fehlern der Vergangenheit und die Bösen sind immer die anderen: Verkäufermotivation 2014

SPIEGEL ONLINE:

Nach unseren Informationen werden in der Branche weiter Provisionen in Höhe von 15 Monatsbeiträgen gezahlt.1

Schulte:

Bei uns nicht. Wenn Sie solche Informationen haben, müssen Sie die auch auf den Tisch packen. Vermutungen bringen uns nicht weiter. Die Finanzaufsicht BaFin wird das prüfen.1

KVoptimal.de GmbH:

Diese Informationen können wir auch nach Recherche bei einigen Marktteilnehmern nicht bestätigen. Lediglich lässt sich bestätigen, dass Versicherer verschiedene Incentives von Teilnehmern als Kick-Back finanzieren. Dies lässt sich als Zusatzvergütung auf Zielvereinbarung werten und damit als Erhöhung der gesetzlichen Höchstgrenze von 9 Monatsbeiträgen. Die Beweislage ist aber schwierig.

SPIEGEL ONLINE:

Sie könnten als Verband aber von Billigtarifen abraten?1

Schulte:

Die Gestaltung von Tarifen ist ein Kernelement des marktwirtschaftlichen Wettbewerbs. Jede Einwirkung des Verbands wäre da ein Verstoß gegen das Kartellrecht.1

KVoptimal.de GmbH:

Seit der Einführung der Unisex Tarifen ist eine vermehrte qualitative Produktgestaltung festzustellen. Unternehmenspolitisch wird jedoch von einigen Versicherern immer noch an den „Preisbrecher“-Tarifen und Wettbewerb anhand von günstigen Prämien festgehalten. Hier kann nur der Gesetzgeber durch einen gesetzlichen Mindeststandard leistungsschwache Tarif unter dem gesetzlichen Niveau verhindern.

SPIEGEL ONLINE:

Sie fühlen sich als Verband nicht für die schwarzen Schafe zuständig. Dann müssten Sie aber auch zurückhaltender kommunizieren. Öffentlich treten Sie unter dem Motto auf: Bei uns läuft alles gut.1

Schulte:

Das habe ich nie gesagt. Alle Umfragen zeigen seit Jahren, dass weit über 90 Prozent unserer Kunden sehr zufrieden sind. Bei mehr als hundert Millionen Leistungsfällen pro Jahr kann man leider nicht ausschließen, dass es in Einzelfällen auch mal Probleme geben kann.1

KVoptimal.de GmbH:

Die Feststellung das Kunden zufrieden sind, beruht auf welcher Statistik? Welche Kunden sind wann zufrieden? Welche Kundengruppe wurde befragt? Wenn 90% zufrieden subd, dann sind 10% (900.000 Kunden) nicht zufrieden. Das ist kein entscheidendes Argument den Kunden gegenüber, die Opfer der Fehler des Systems und unternehmenspolitischer Regularien sind. Herr Schulte macht es sich hier als Sprachrohr des Verbandes etwas zu einfach. Man kann nicht über 10% hinwegsehen nur weil 90% zufrieden sind.

SPIEGEL ONLINE:

Selbstkritik haben wir von Ihnen aber selten vernommen.1

Schulte:

Das stimmt nicht. Gewisse Entwicklungen haben wir abgestellt. Nicht nur bei den Provisionen. Wir haben in den allermeisten PKV-Tarifen Leistungen deutlich über dem Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung. In einigen Tarifen hatten die Verbraucherschützer aber ein paar Schwachstellen ausgemacht, vor allem bei den Hilfsmitteln und der ambulanten Psychotherapie. Beides ist jetzt mit der Unisex-Tarifreform gelöst worden, wir haben heute den besten PKV-Schutz aller Zeiten. Und wir haben den Rechnungszins für neue Tarife angepasst. Die Branche hat sich also als reformfähig erwiesen. Und unter dem Strich ist die große Mehrheit unserer Kunden zufrieden mit der PKV.1

KVoptimal.de GmbH:

Richtig. In den letzten Jahren hat sich sehr viel getan für die PKV Kunden. Die Branche hat sich bewegt, bzw. wurde bewegt. Alle genannten Änderungen sind nicht freiwillig von der PKV Branche umgesetzt worden. Die genannten Unisex-Tarife wurden von der EU 2007 veranlasst. Bei der Provisionsregelung (2009) war es der mediale Druck. Bei den Mindestleistungen in 2012 (Hilfsmittel, Psychotherapie, etc.) waren es die Verbraucherschützer. Grundsätzlich braucht es Druck damit etwas Positives passiert. Hier setzen wir mit unserer täglichen Arbeit an.
Wir setzen uns für Sie als langjähriger PKV Kunde ein. KVoptimal.de GmbH zeigt Ihnen die Wege auf. Wir führen Sie durch Ihr PKV Leben und helfen beim Umschiffen der Klippen. Damit Ihre PKV bezahlbar bleibt. Das garantieren wir Ihnen.

 

Das Original-Interview zum Nachlesen auf Spiegel-Online.de:

Spiegel-Online.de Interview 2013 Schulte/ PKV/ Beitragserhöhungen

1 - Quellangabe: Christian Rickens und Christian Teevs: "Interview mit PKV-Chef: "Viele Menschen wollen gar keine Krankenversicherung"". In: SPIEGEL ONLINE | www.spiegel.de. Stand: 23.Januar 2013.http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/interview-pkv-chef-schulte-viele-wollen-keine-krankenversicherung-a-879197.html (abgerufen am 26. September 2014).

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