PKV Signal Exklusiv – Hochleistung oder Mittelklassetarif?

Der Versicherer Signal bezeichnet die Tarife Exklusiv und Exklusiv Plus als Hochleistungstarife. Dabei haben die Tarife deutliche Schwachstellen. Aus unserer Sicht ist der Tarif für gut verdienende Angestellte und Unternehmer langfristig leistungstechnisch im Marktvergleich nicht zu gebrauchen und andere Tarife sind deutlich besser geeignet.

Inhalt

1. Was ist ein PKV Hochleistungstarif?
2. Welche Macken haben die Signal Exklusiv-Tarife?
   1. Was sind Heilmittel?
   2. Warum sind 80 % Leistung zu wenig?
   3. Was sind Implantate im Bereich Zahnersatzleistungen?
   4. Was sind Lasik-Operationen?
3. Wenn die Leistungen kein Grund sind – dann die Beitragsstabilität?
4. Fazit: Ist der PKV-Tarif Signal Exklusiv eine gute Empfehlung?
5. Praxistipp:

Was ist ein PKV Hochleistungstarif?

Wie die Bezeichnung erahnen lässt, sind Hochleistungstarife mit starkem Leistungsniveau ausgestattet. Doch die Exklusiv-Reihe, hat Leistungsdefizite. Zusätzlich hat die Signal auch noch einen stärkeren Tarif im Angebot. Der Prime – Tarif der Signal-Iduna (ehemals Produktgruppe Deutscher Ring) ist höherwertig als die Exklusivreihe. Deswegen empfinde ich die Definition Hochleistung als irreführend. Unterschiedliches Leistungsniveau kann nicht zeitgleich eine Höchstleistung ein.
Der Begriff Hochleistung impliziert eine Art grenzenloses Leistungsniveau. Kein PKV-Tarif leistet wirklich final grenzenlos. Jeder Tarif hat an bestimmten Stellen Ein- bzw. Beschränkungen. Deshalb ist es ratsam, bei der Auswahl eines PKV-Tarifs Weise vorzugehen.
Auch Testergebnisse helfen bei der Tarifauswahl nur begrenzt. Um einen Test durchführen zu können, müssen Testrichtlinien entwickelt werden. Und je nachdem wie diese Richtlinien ausfallen, siegen Tarife, welche vielleicht gar nicht zu Ihnen passen. Damit klar wird, was ich meine, werfen wir einen Blick auf die Schwachstellen der Signal Exklusiv-Tarife.

Welche Macken haben die Signal Exklusiv-Tarife?

Macken lassen sich nicht sofort erkennen. Erst recht nicht, wenn man gesund ist und kein Bedarf an Leistungen hat. Typische Defizite sind Heilmittel, Implantate und Lasik Operationen. Alle drei Leistungen wirken bei Vertragsbeginn noch weit weg. Sie werden aber nicht nur heute privat versichert sein, sondern auch mit 50, 65 oder 80 Jahren.

Was sind Heilmittel?

Unter Heilmittel werden Therapien verstanden. Dazu zählt Physiotherapie, Ergotherapie, Podologie, Logopädie, Elektrotherapie, Lichttherapie. Aber auch Massagen, Bäder, Packungen, Fango, etc. Packungen, Bäder, etc. Der Leistungsbereich Heilmittel umfasst eine große Ansammlung an Leistungen.

Warum sind 80 % Leistung zu wenig?

Der Vertrag hat eine lebenslange Laufzeit und der Bereich Heilmittel umfasst eine riesige Sammlung an Leistungen. Es ist deswegen wichtig zu verstehen, dass Leistungen, welche heute unwichtig erscheinen, später eine tragende Rolle spielen können. Zuzahlungen werden bei Dauertherapien schnell kostspielig und daher nervig.
Dazu gibt es noch eine weitere Begrenzung der Leistung.

Für Logopäden (Sprachtherapie nach Schlaganfallen, Unfällen oder Nervenschäden) und Ergotherapeuten wird die maximale Erstattung zusätzlich auf die Bundesbeihilfeverordnung (BBhV) begrenzt. Die BBhV ist ein Preisverzeichnis für Heilmittel-Leistungen. Die Behandlungskosten liegen bei PKV-Kunden sehr häufig über den Werten der Bundesbeihilfeverordnung.
Beispiel:

• Therapeut berechnet 50 Euro für eine Massage.
• Der Maximale Satz nach BBvH beträgt 40 Euro.
• Erstattung Signal 80 % (= 32 Euro).
• Eigenanteil 18 Euro pro Massage.

Was folgt, sind endlose Diskussionen mit dem Versicherer und lästige Zuzahlungen. Lebenslang. Doch es gibt auch einen kleinen Lichtblick: Bei bestimmten schweren Erkrankungen erhöht die Signal den Satz auf 100 % – verzichtet aber nicht auf die Begrenzung der Bundesbeihilfeverordnung.
Die Werte der BBhV werden ungefähr alle vier Jahre ein wenig erhöht. Es ist aber zu erwarten, dass die realen Behandlungskosten stärker steigen als die Werte der Bundesbeihilfeverordnung.

Was sind Implantate im Bereich Zahnersatzleistungen?

Auch im Zahnersatzbereich verstecken sich Leistungsbegrenzungen. Als Implantat wird eine hochwertige Zahnersatzleistung bezeichnet. Der Begriff Implantat leitet sich vom lateinischen Wort implatare ab und bedeutet „einpflanzen“. Einfach beschrieben wird in den Kiefer eine künstliche Zahnwurzel gesetzt. Diese verbindet sich nach ca. 6 Monaten mit dem Kiefer und wird damit zu einer dauerhaften und stabilen Zahnersatzlösung. Hält lange, sieht gut aus, ist teuer.
Die Signal begrenzt die Leistung pro Implantat auf 1.250 Euro pro Stück.

Ein Implantat kostet heute (2022) locker 2.500 Euro. Dazu begrenzt die Signal, die Leistung in einem Eurowert (= 1.250 Euro pro Implantat). Die Inflation reduziert im Laufe der Jahre die Kaufkraft des Geldes. Das bedeutet für Sie, dass Implantate in 20 Jahren ca. 4.000 Euro kosten werden, Sie aber nur 1.250 Euro erhalten. Dazu erhalten Sie maximal 90 % Leistung, wenn Sie jährlich Prophylaxe-Untersuchungen durchführen. Ansonsten gibt es nur 75 %
Beispiel:

• Implantat kostet ca. 2.500 Euro.
• Sie erhalten 1.250 Euro zu 90 % = 1.125 Euro.
• Eigenanteil: 1.375 Euro.

Medizinische Leistungen abgesichert in Eurowerten sind immer bedenklich. Während mein Opa mir noch eine Kugel Eis für 30 Pfennig spendiert hat, zahlen Sie heute auf dem Prenzlauer Berg 3,50 Euro für eine Eiskugel (vegan und hipp).
Verglichen mit der PKV ergeben sich folgende Leistungsdefinitionen:

• Sie haben jährlich eine Kugel Eis versichert.

oder

• Sie haben jährlich für eine Kugel Eis für 1 Euro versichert.

Welche Definition ist besser?
Es gibt aber noch weitere Leistungsbegrenzungen in Eurowerten. Brillen sind beispielsweise mit 300 Euro alle zwei Jahre abgesichert. Eine solche Begrenzung ist aber bei allen Versicherern üblich.

Was sind Lasik-Operationen?

Als Lasik-Operationen wird eine Korrektur der Sehschärfen bezeichnet. In diesem Bereich ist ein kleiner Eurobetrag versichert.

Aktuell (2022) kostet eine Lasik OP ca. 1.000 bis 2.000 Euro pro Auge. In den Jahren steigen die Kosten dafür sicher weiter an. Auch hier erlaubt sich der Versicherer eine Leistungsschwäche.
Folgende Punkte sollten als Kunde auch klar sein:

• Keine ambulanten und stationären Kur- und Reha-Leistungen (es wird ausschließlich die Anschlussheilbehandlung nach einem stationären Aufenthalt erstattet).
• Hilfsmittel ab einem Betrag von 1.000EUR bedürfen der vorherigen Zusage des Versicherers, sonst erhalten Sie nur die Erstattung, die entstanden wäre, wenn das Hilfsmittel über den Versicherer bezogen worden wäre.
• Ab der 31. Sitzung der Psychotherapie unterliegt die Erstattung der vorherigen Zusage des Versicherers.
• Ambulante Transportkosten werden nur zum nächsten geeigneten Arzt erstattet.

Alles in allem kann man die Signal Exklusiv-Reihe wählen, wenn bestimmte Erkrankungen die Auswahl eines anderen Versicherers nicht zulassen. Wer allerdings gesund ist, hat keinen Grund, sich für die Signal Exklusiv-Reihe zu entscheiden. Die Tarife sind weder besonders billig noch besonders gut.

Haben Sie noch Fragen?

Sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gern. Jetzt kostenfrei informieren.

Wenn die Leistungen kein Grund sind, – dann die Beitragsstabilität?

Alle zwei Jahre führt die Ratingagentur Franke und Bornberg eine Studie zur Beitragsstabilität durch. Der MAP-Report beschäftigt sich mit den Beitragssteigerungen von Bestandskunden. Daraus lässt sich lesen, dass Kunden im Krankenversicherungsbaustein der Signal mit jährlich 14,29 Euro Beitragssteigerungen rechnen müssen. Dieser Wert ist jetzt nicht unmenschlich hoch, aber dennoch nicht der Spitzenplatz.

QUELLE: Franke und Bornberg – Map Report 921 | Jahr 2021

Fazit: Ist der PKV-Tarif Signal Exklusiv eine gute Empfehlung?

Der Tarif spielt für gesunde Kunden keine wichtige Rolle am Markt. Der Beitrag deutet auf einen Hochleistungstarif hin, die Leistungen sind aber wiederum eher Mittelklasse. Die Signal kann es auch besser. Der Tarif Prime leistet zum Beispiel auch bei den genannten Schwächen. Dafür ist der Tarif Prime aber viel teurer. Im direkten Vergleich kostet der Tarif 112,25 Euro mehr im Monat.

Die genannten Defizite sind im Tarife Prime optimal gelöst. Links Exklusiv, rechts Prime.


Dennoch lohnt der Marktvergleich. Denn andere Versicherer haben auch schöne Töchter / Söhne und bieten die Leistungen des Prime für weniger Geld an oder bessere Leistungen für das gleiche Geld.
Der Signal Exklusiv-Tarif wird oft von Vertrieben und Vergleichsportalen angeboten. Wer als freier Berater die freie Auswahl zwischen allen Versicherern hat, hat eigentlich keinen beitragstechnischen, leistungstechnischen oder annahmetechnischen Grund, den Tarif Exklusiv anzubieten.
Es ist folglich nicht zielführend, Ratingsiegel oder einem tollen Tarifnamen zu folgen. Besser ist es abzuwägen, wie Sie in 30 Jahren behandelt werden wollen und wie der Versicherer Kosten erstatten soll.
Schließlich ist die Wahl der PKV eine Wahl fürs Leben. Fast ein bisschen wie die Ehe, nur ohne Scheidungsmöglichkeit.

Praxistipp

Wenn Sie jung und gesund sind wählen Sie den Prime – Tarif. Der Tarif bildet höhere Rückstellungen als der Exklusiv. Später, wenn Kinder dazu kommen, können Sie vom Tarif Prime in den Exklusiv wechseln. Durch die Verrechnung der Rückstellungen reduziert sich der Beitrag für den Exklusiv deutlich. Gerne helfen wir bei der Konzepterstellung.