Die Kosten in Lebensversicherungen und Rentenversicherungen

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Björn Kotzan
25. Oktober 2018

Die Kosten in Lebensversicherungen und Rentenversicherungen

Für den Laien sind die vertraglichen Kosten in Lebensversicherungen und Rentenversicherungen nur schwer aufzufinden. Dabei entscheiden die Kosten über den Anlageerfolg. Wer sich wundert, warum sein Vertrag kaum Gewinne macht, findet hier die Antwort auf die Fragen. 

Seit 2012 ist der Markt von Lebensversicherungen und Rentenversicherungen im Wandel. Nicht nur die Niedrigzinsphase macht den Versicherern das Leben schwer, sondern auch der Gesetzgeber. Die Transparenz von Versicherungsbedingungen wird zunehmend gefordert und muss von den Versicherern umgesetzt werden. Wir haben uns auf das Auslesen von vertraglichen Bedingungen spezialisiert und erfassen strukturiert die vertraglichen Kosten.

 

Welche Kosten sind in Lebensversicherungen und Rentenversicherungen?

Die Gesamtkosten setzten sich aus verschiedenen Kostenblöcken zusammen. Abschluss- und Vertriebskosten, laufende Verwaltungskosten, Anlagekosten, Stückkosten und Kosten der Fondsgesellschaften. In der Versicherungswelt wird von Alpha-, Beta-, Gamma- und Kappa-Kosten gesprochen.

  • Abschlusskosten – Alpha-Kosten
  • laufende Verwaltungskosten – Beta-Kosten
  • Anlagekosten – Gamma-Kosten
  • Stückkosten – Kappa-Kosten
  • Kosten der Fondsgesellschaften – Kapitalanlagekosten

 

1. Was sind die Abschluss- und Vertriebskosten?

Unter Abschluss- und Vertriebskosten werden die Provisionen erfasst, die die Versicherungsgesellschaft an den Versicherungsvertreter auszahlt. Die Berechnung der Provision wird prozentual von der Beitragssumme vorgenommen. Der Versicherer darf heutzutage 2,5% der Beitragssumme bilanziell auf die Verträge anrechnen. Alles darüber hinaus, in der Regel max. 4% (2,5+1,5), muss aus dem Gewinn finanziert werden. Diese Einschränkung gilt erst seit 2015. Davor waren vertraglichen Provisionen deutlich höher. Die gesamten Abschluss- und Vertriebskosten werden in den ersten 5 bis 7 Jahren mit den Einzahlungen verrechnet. Das Verfahren nennt sich Zillmerung. Das ist auch der Grund, warum Lebensversicherungen und Rentenversicherung in den ersten zehn bis fünfzehn Vertragsjahren ein Minus ausweisen. Minus bedeutet, dass der Vertrag weniger Guthaben ausweist, als Einzahlungen eingegangen sind.

Deshalb sollten bei Lebensversicherungen und Rentenversicherungen immer Tarife gewählt werden, die auf Abschluss- und Vertriebskosten verzichten. Solche Tarife werden als Wettbewerbstarife, Nettotarife oder Mitarbeitertarife bezeichnet. Wir verwenden den Ausdruck Mitarbeitertarife, weil der Privatkunde die Möglichkeit bekommt, den Vertrag zu den gleichen Konditionen wie die Mitarbeiter des Versicherers abzuschließen. Im Gegenzug kostet die Vertragseinrichtung eine Pflege- und Einrichtungsgebühr. Von normalen Maklern oder Vertretern werden solche Tarife nicht angeboten.

 

Haben Sie Fragen zu den Kosten in Ihrer Lebensversicherung?

 

2. Was sind die laufenden Verwaltungskosten einer Lebensversicherung?

Jeder Versicherer nimmt von den eingezahlten Beiträgen eine Gebühr für die Verwaltung des Vertrages. Im Jahr 2016 betrug die durchschnittliche Verwaltungskostenquote aller Versicherer 2,25%. Spitzenreiter ist die Heidelberger Leben mit ca. 7% laufender Verwaltungskostenquote.
Eine gute Verwaltungskostenquote sollte unter dem Durchschnitt von 2,25% liegen.

3. Was sind die Anlagekosten?

Anlagekosten sind Kosten, die vom Vertragsguthaben abgezogen werden und vom Anlagevolumen abhängig ist. In der Regel werden diese Kosten mit einer festen Quote vom Vertragsguthaben einbehalten. Zum Beispiel 0,5% pro 100 Euro Vertragsguthaben pro Jahr. Diese Kosten zählen zu den Verwaltungskosten.

 

4. Was sind die Stückkosten?

Als Stückkosten wird eine jährliche pauschale Gebühr bezeichnet, die einmalig im Jahr pro Vertrag erhoben wird und mit den Einzahlungen verrechnet wird. Gerade bei Verträgen mit geringen Beiträgen können die Stückkosten als fester Eurowert ins Gewicht fallen. Die Heidelberger Leben hat pro Vertrag 144 Euro als Stückkosten im Jahr angesetzt und ist damit Spitzenreiter. Zum Vergleich:
Wer bei der Heidelberger Leben 25 Euro monatlich angelegt hat, hat nach Abzug der Stückkosten (144:12=12) noch 13 Euro zur Kapitalbildung über. Zum Vergleich: Unser Favorit nimmt im Mitarbeitertarif 18 Euro Stückkosten.

 

5.Was sind die Kosten der Fondsgesellschaften?

Fondsgebundene Lebensversicherungen und Rentenversicherungen legen ein Teil der eingezahlten Beiträge in Fonds an. Die Fondsgesellschaften erheben von der Einzahlung eine Gebühr. Unter Umständen kann dieser Kostenwert mit zu den höchsten Kostenfaktoren gehören. Die Kosten der Fondsanlage wird in der TER-Quote (Total Expense Rate) zusammengefasst. Normal sind Werte zwischen zwei und drei Prozent. Wer die kosten hier reduzieren möchte, sollte darauf achten, dass der Vertrag auch kostengünstige ETF-Anlagen (Index-Nachbildungen) anbietet. Die Kosten sinken dann auf ca. 0,1% bis 0,9% laufend. Der Versicherer kann auch Gebühren für den Fondswechsel erheben. Gute Gesellschaften ermöglichen aber mehrmals im Jahr einen kostenfreien Fondswechsel.

Tipp: Unbedingt darauf achten, dass nicht nur Fonds aus dem eigenen Fondsuniversum angeboten werden. Es kann auch mal sinnvoll sein, fremde Fonds auszuwählen. Mit fremden Fonds meine ich Fonds, die nicht zum Versicherungskonzern gehören.

 

Gibt es sonst noch Kosten in Lebensversicherungen und Rentenversicherungen?

Ja, es geht noch weiter. Es kann bestimmte Anlässe geben, wie z.B. eine Scheidung, bei der es zu einer Vertragstrennung kommt. Müssen Verträge getrennt werden, fällt eine Gebühr an.
Als Risikokosten werden die Kosten bezeichnet, die das Risiko der Versicherung darstellen. Quasi der Kostenanteil, für den nackten Risikoschutz ohne Verwaltungskosten oder sonstige, hier genannte, Kosten.

Der Unterjährigkeitszuschlag ist eine besondere Finesse der Versicherer. Fast alle Kunden entrichten die Beiträge monatlich. Manche Versicherer sagen, dass der Beitrag ein Jahresbeitrag ist und wer monatlich zahlen möchte, muss eine Zuschlag bezahlen. Dieser Zuschlag wird dann von den Einzahlungen abgezogen. Sollte Ihr Versicherer ein Unterjährigkeitszuschlag verlangen, kann es sich sogar lohnen, ein Kleinkredit aufzunehmen um den Jahresbeitrag zu entrichten. Häufig betragen solche Zuschlage um 4%.

Manche Versicherer nehmen beitragsabhängige Kosten. Dann wird je Einzahlung ein Prozentsatz erhoben. Im Schnitt 1-3%. Für einmalige Zuzahlung gilt in der Regel eine reduzierte Gebühr. Deshalb kann es sich lohnen, Beiträge einmalig, aber regelmäßig zu entrichten, anstatt laufend. Gerad bei größeren Einzahlungssummen.

Die Berechnungsmethode der Provisionen wird auch bei Dynamikerhöhungen angewandt. Das bedeutet, dass jede dynamische Vertragsänderung ein Neuabschluss ist und eine Provision gezahlt wird. Deshalb lohnen sich Dynamikerhöhungen in den letzten 10 Vertragsjahren in der Regel nicht mehr.

 

Ist meine Lebensversicherung oder Rentenversicherung zu teuer?

Wahrscheinlich ja. Wir haben viele Kostenpositionen, die alle nicht sehr hoch wirken. Aber in Summe sind das enorme Kosten. Viele Verträge haben mehre Jahrzehnte Laufzeit. Dazu ein Zahlenbeispiel: Angenommen Sie investieren 500 Euro monatlich für 30 Jahre, dann erhalten Sie, je nach Kosten, folgende Ergebnisse:
Ablaufleistung ohne Kosten: 404.348,92 Euro.
Ablaufleistung nach 2% Kosten: 286.577, 82 Euro.

    • 117.771,10 Euro weniger Ablaufleistung.

Wir prüfen für Sie Ihre Verträge und zeigen Ihnen die Kosten auf. Es lohnt sich oder ist auch erschreckend. Doch es bringt Ihnen einen echten finanziellen Vorteil. Wenn Sie die Kosten um 50.000 Euro senken können, erhöhen Sie direkt Ihre Auszahlung um diesen Vertrag.

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