Jede Woche eine Spritze setzen und die Fettpolster verschwinden. Abnehmspritzen versprechen einen schnellen Erfolg beim Abnehmen – und haben vielen mehr oder weniger Überwichtigen bereits dabei geholfen, merklich abzuspecken. Medikamente wie Ozempic und Wegovy haben einen regelrechten Hype ausgelöst. In den sozialen Medien rühmt man sich inzwischen mit dem „Ozempic Body“. Die Börsenwerte der Pharmakonzerne, die hinter den Abnehmspritzen stehen, sind „raketenlike“ angestiegen. Eigentlich ein Diabetes-Mittel, könnten sie bald eine Antwort sein auf eines der größten Gesundheitsrisiken: Übergewicht. In Deutschland sind immerhin mehr als die Hälfte davon betroffen. Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten (bisher) nicht, aber wie sieht es für Privatversicherte aus?
Die Basics zu den neuen „Abnehm-Wunderwaffen“ (FAQ)
Bisher gab es kaum wirkungsvolle Medikamente gegen krankhaftes Übergewicht. Es kamen zwar regelmäßig neue Substanzen auf den Markt, die jedoch nur eine geringe Gewichtsabnahme ermöglichten, während sie gleichzeitig zum Teil schwerwiegende Nebenwirkungen mit sich brachten. Anders die neuen Abnehmspritzen. Derzeit sind in Deutschland zum einen Ozempic und Wegovy des dänischen Herstellers Novo Nordisk auf dem Markt. Sie haben beide den identischen Wirkstoff Semaglutid – nur in unterschiedlicher Dosierung. Ozempic enthält 1 mg Semaglutid, Wegovy ist höher dosiert mit 2,4 mg Semaglutid und um einiges teurer. Das hat zur Folge, dass Übergewichtige stärker nach dem günstigeren Ozempic fragen, was zu Lieferengpässen führt und auch dazu, dass auch Diabetes-Patienten, die dieses Medikament schon länger nehmen und darauf angewiesen sind, mitunter darunter leiden.
Seit Kurzem haben sie Konkurrenz bekommen vom Abnehm-Präparat Mounjaro des US-Herstellers Eli Lilly. Hier heißt der Wirkstoff Tirzepatid. Weitere Abnehm-Medikamente sind in der Entwicklung bzw. stehen kurz vor ihrer EU-Zulassung.
Wie wirken Wegovy & Co.?
Ursprünglich wurden diese Wirkstoffe zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt, da sie helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken. Nachdem man beobachtete, dass die Patienten auch deutlich an Gewicht verloren, wurde hier weiter geforscht. Allen neuen Abnehmspritzen bzw. den jeweiligen Wirkstoffen gemein ist, dass sie zur Gruppe der Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1)-Analoga gehören. Indem die Medikamente dieses natürliche Hormon GLP-1 imitieren, wird das Hungergefühl nach dem Essen reduziert und der Stoffwechsel angeregt.
Abnehmwillige, die das Mittel getestet haben, berichteten, dass sie weniger Hunger verspüren. Auch in verschiedenen Studien wurde die Abnehm-Wirkung nachgewiesen. Beeindruckend ist bereits die Zulassungsstudie, bei der Erwachsene mit starkem Übergewicht (BMI 30 und höher) mit dem Semaglutid über einen Zeitraum von 17 Monaten im Schnitt 15,3 Kilogramm und damit 15 Prozent ihres ursprünglichen Körpergewichts verloren. Zum Vergleich: In der Placebogruppe waren es nur 2,6 kg und damit 2,4 Prozent des Körpergewichts.
Die Abnehmspritzen sind einfach in der Anwendung. Das Mittel wird fertig dosiert mithilfe eines Fertigpens von den Anwendern selbst einmal wöchentlich unter die Haut gespritzt, zum Beispiel in den Bauchbereich. Die Dosierung ist unter anderem abhängig von Alter, Körpergewicht und Gesundheitszustand.
Hinweis: Was viele nicht wissen: Das Mittel wirkt nur, solange es eingenommen wird. Studien zeigten, dass Menschen ohne Abnehmspritze und ohne Umstellung der Lebensgewohnheiten (Ernährung, Bewegung) nach etwa ein bis eineinhalb Jahren wieder ihr altes Gewicht erreichten. Wer mit Wegovy etc. abnehmen möchte, braucht daher eine Dauerbehandlung, ähnlich wie z. B. bei Bluthochdruck. Allein auf Abnehmspritzen als „Lifestyle-Medikament“ zu setzen ist also nicht nachhaltig. Vor allem vor dem Hintergrund, dass nicht adipöse Menschen viel weniger abnehmen werden.
Auch beim Thema Nebenwirkungen von Abnehmspritzen heißt es verantwortungsvoll handeln. Bekannt sind Begleiterscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Bauchschmerzen. Meist sind diese Nebenwirkungen mild und sie verschwinden nach einiger Zeit wieder. Seltener treten schwerwiegendere Nebenwirkungen wie eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse oder Nierenprobleme auf.
Wie teuer ist die Abnehmspritze Wegovy?
Wegovy wurde Anfang 2022 in der EU zugelassen. Da der Wirkstoffspiegel langsam aufgebaut werden muss, schwanken die Kosten während der ersten 16 Wochen der Abnehm-Therapie. In der Erhaltungsdosis kostet Wegovy schließlich um die 300 Euro im Monat.
Wer kann die Abnehmspritzen verordnet bekommen?
- Die Abnehmspritzen gibt es nur auf Rezept.
- Ein Rezept erhalten Menschen mit Prädiabetes oder Diabetes Typ-2 sowie mit Adipositas. Letztere müssen entweder einen BMI über 30 aufweisen oder einen geringeren BMI von 27 bis 29, der von gewichtsbedingten Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen begleitet wird.
- Abnehmspritzen auf Rezept gibt es auch für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren, die laut BMI-Wachstumstabelle als adipös gelten und mindestens 60 kg wiegen.
- Nicht zugelassen sind Abnehmspritzen dagegen für Schwangere und Stillende.
Die Therapie mit den Abnehmspritzen ist kein Ersatz für eine gesunde Lebensweise, sondern versteht sich als Ergänzung zu einer kalorienreduzierten Ernährung und verstärkten körperlichen Aktivität zur Gewichtsregulierung. Während der Therapie sollte man regelmäßig ärztlich überwacht und betreut werden.
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Wann erstattet meine PKV die Kosten für Abnehmspritzen?
Grundsätzlich muss ein Arzneimittel zur Behandlung medizinisch notwendig sein, damit es von der PKV auch erstattet wird. Zudem gelten diese drei Voraussetzungen:
- Es muss eine Verordnung vom Arzt oder Zahnarzt vorliegen. Je nach Präparat wird häufig auch eine Verordnung durch einen Heilpraktiker akzeptiert.
- Das Medikament muss in einer Apotheke gekauft werden: Häufig ist der Erwerb auch über eine Internet- oder Versandapotheke möglich.
- Das Medikament ist anerkannt. Medikamente aus der Alternativmedizin werden ggf. erstattet, wenn sie sich in der Praxis bewährt haben bzw. wenn die Schulmedizin keine Alternative bietet. Im Zweifel sollte die private Krankenversicherung vorab angefragt werden.
Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten die Abnehmspritzen bisher nicht. Sie gelten im Sozialgesetzbuch als sogenannte „Lifestyle Arzneimittel“ und fallen in eine Kategorie mit Haarwuchs- oder Potenzmitteln. Die Hersteller hoffen darauf, dass die Krankenkassen die Kosten bald mittragen.
Anders sieht es bei den privaten Krankenversicherungen aus. Abnehmspritzen können als ärztlich verschriebenes Medikament von privaten Krankenversicherungen erstattet werden. Sie leisten für eine Therapie mit Abnehmspritzen, wenn …
- … die Therapie medizinisch notwendig ist
- … es indikationsbezogen verordnet wurde.
- … der PKV-Tarif sie nicht ausschließt.
Die Erstattungshöhe variiert je nach PKV und kann zwischen 50 und 100 Prozent liegen. Laut PKV-Verband wird maximal der durch den Hersteller gewählte Listenpreis gezahlt. Die genaue Erstattungshöhe hängt vom jeweiligen Tarif ab.
Fazit: Die „Fett-Weg-Spritze“ als Gamechanger in der Therapie von krankhaftem Übergewicht
Die Studienergebnisse klingen verheißungsvoll. Und es gibt bereits viele Mediziner und weitere Experten, die die allgemeine Kostenübernahme für Abnehmspritzen von gesetzlicher und privater Krankenversicherung fordern. Durch zu erwartende neue Zulassungen von weiteren Abnehmspritzen werden der Wettbewerb verstärkt und die Preise zukünftig wahrscheinlich deutlich erschwinglicher werden. Wenn mit den Abnehmspritzen tatsächlich ein für viele effizientes und verträgliches Medikament gefunden wurde, lässt sich gewichtsbedingten Erkrankungen der Kampf ansagen und die Budgets der Krankenversicherungen damit entlasten.
Wir beraten Sie gern dazu, ob und in welchem Umfang Ihre PKV Abnehmspritzen erstattet. Gern finden wir auch für Sie die optimale Krankenversicherung – oder nur einen neuen Tarif (Stichwort: interner Tarifwechsel) mit besonders starken Leistungen in diesem Bereich. Nutzen Sie unser Gespür für Kundenwünsche und für die passenden Tarife und Versicherer. Wir arbeiten unabhängig und können die besten Tarife aus dem gesamten Markt auslesen.
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