PKV Testbericht: Hanse-Merkur PKV-Tarife KVS1 und KVS3

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Anja Glorius
5. März 2022
PKV Testbericht: Hanse-Merkur PKV-Tarife KVS1 und KVS3
PKV Testbericht: Hanse-Merkur PKV-Tarife KVS1 und KVS3

Seit 2009 ist die gebildete Alterungsrückstellung bei einem Versichererwechsel portierbar und seitdem gewinnt die Hanse-Merkur die meisten Alterungsrückstellungen durch PKV-Wechsler am Markt hinzu. Eine Situation, die den Wettbewerb in der privaten Krankenversicherung deutlich verbessert hat. Vorteile, von denen auch die Hanse Merkur wie alle anderen privaten Krankenversicherung partizipiert. Die Tarife der Serie KVS sind für Kunden ein Einstieg in die private Krankenversicherung, doch welche Leistungen und gegebenenfalls Möglichkeiten haben Kunden im KVS-Tarif der Hanse-Merkur?

Inhalt

Leistungsbereiche in der privaten Krankenversicherung

PKV-Verträge bestehen aus ambulanten, zahnmedizinischen Leistungen und stationären Leistungen. Jeder Leistungsbereich besteht aus vielen Einzelleistungen. Diese Einzelleistungen lassen sich vergleichen.

Aus solchen Vergleichen lässt sich ableiten, ob Tarife ein vollständiges oder ein reziertes Leistungsniveau bieten, was oft im Zusammenhang mit einem günstigeren Preis steht.

Die Tarife KVS1 und KVS3 der Hanse-Merkur bieten im Vergleich zu anderen möglichen Tarifen einen guten Basisschutz für Einsteiger, der später noch verbessert oder bereits beim Einstieg durch intelligente Upgrade-Optionen erweitert werden kann.

Wie unterscheiden sich die Tarife KVS1 und KVS3?

Die Tarife KVS1 und KVS3 unterscheiden sich nur im Selbstbehalt. Alle medizinischen Leistungen sind deckungsgleich. Während der KVS1 pro Jahr 500 Euro Selbstbehalt berechnet, wird bei Tarif KVS3 jährlich 1.000 Euro Selbstbehalt berechnet.

Der Selbstbehalt wird nur für ambulante und zahnmedizinische Arztrechnungen erhoben. Stationäre Rechnungen werden ohne Selbstbehalt erstattet.

Der Tarif KVS1 stammt aus dem Januar 2013 und im Januar 2014 wurde der Tarif KVS3 auf den Markt gebracht. Damit gehören die Tarife zur Unisextarifwelt.

Einsteigertarife in der privaten Krankenversicherung

Die private Krankenversicherung ermöglicht Existenzgründern, sich preiswert in der PKV zu versichern. Grund dafür ist, dass Existenzgründer zum Start wenig Einkommen haben und zum Start die Kosten günstig halten wollen.

Einsteigertarife sind günstiger, weil die Tarife durch reduzierte Leistungen und die damit einhergehende geringere Bildung von Alterungsrückstellungen günstiger kalkuliert werden können. Beide Umstände führen bei einem dauerhaften Verbleib in Einsteigertarifen zu unerfreulichen Nebeneffekten:

  • Das verringerte Leistungsniveau führt in späteren Jahren zu höheren Zuzahlungen bei Arztbehandlungen und Leistungen auf die man zum Start verzichtet hat.
  • Die gebildete Alterungsrückstellung führt zu stärkeren Beitragssteigerungen bei einem späteren Upgrade der Leistung.

Einsteigertarife sind heute Top und morgen möglicherweise ein Flop. Machen Sie sich bitte bewusst, dass es keinen Schnapper im PKV-Bereich gibt. Es gibt nur einen günstigen Beitrag, weil man den Versicherungsschutz mit Einstiegsleistungen eingekauft hat.

Wer sich in einem Einsteigertarif versichert, sollte aus unserer Sicht zeitnah in höherwertige Tarife umsteigen, um seinen Versicherungsschutz für alle Lebenslagen optimal zu gestalten. Aus diesem Grund bieten die KVS-Tarife der Hanse Merkur ein Optionsrecht auf Höherversicherung:

  • 4. Versicherungsjahr ohne Risikoprüfung
  • 6. Versicherungsjahr mit max. 50 % oder
  • 8. Versicherungsjahr mit max. 100 % Risikozuschlag auf die Mehrleistung.

Eine Höherversicherung ist in die höherwertigen Hanse-Merkur-Tarife AZP und KVT möglich. Beide Tarife haben dann kein Optionsecht mehr, da Sie bereits die höherwertigen Tarifinhalte inne haben. Interessant sind die unterschiedlichen Beiträge. Der Vergleich ist exemplarisch für eine 30-jährige Person.

Quelle: www.psp-software.de

Der Tarif KVS ist fast 150 Euro im Monat günstiger als die Tarife AZP und KVT. Diese starke Differenz ist nicht nur auf weniger Leistungen zurückzuführen. Im Tarif werden absolut, weniger Altersrückstellungen angespart. Deutlich wird das Thema am gesetzlichen Zuschlag.

Exkurs gesetzlicher Zuschlag

Der gesetzliche Zuschlag ist für die Beitragsstabilisierung ab dem 65. Lebensjahr gedacht. Je höherer die Ansparungen, desto geringere Beitragssteigerungen ab dem 65. Lebensjahr. Deswegen sollte jeder PKV-Kunde Interesse haben, eine möglichst hohe Summe für Altersrückstellungen anzusparen.

Profi-Tipp für Arbeitnehmende: Schließen Sie einen Beitragsentlastungtarif direkt mit ein. Dieser wir mit 50% vom Arbeitgeber bezuschuss (Höchstzuschuss PKV beachten) und kann in gleichem Umfang wie Ihre PKV von der Steuer abgesetzt werden.

Im exemplarischen Beitragsvergleich einer 30jährigen Person wird der Beitrag für den gesetzlichen Zuschlag genannt. Im Tarif KVS kostet dieser 27,34 Euro. Im AZP werden 49,60 Euro berechnet. Sie zahlen den Zuschlag bis zum 60. Lebensjahr. Der Arbeitgeber trägt 50 % der Kosten. Dann entfällt dieser Baustein. Es ergeben sich zum 60. Lebensjahr mit einem angenommenen 1 % Zinswachstum folgende Werte:

  • KVS3 Ansparsumme gesetzlicher Zuschlag: 11.474,04 Euro
  • AZP Ansparsumme gesetzlicher Zuschlag: 20.816,11 Euro

Ganz objektiv betrachtet, haben AZP-Kunden im Rentenalter einen finanziellen Vorteil.

Wie Sie von hohen Altersrückstellungen partizipieren, lesen Sie hier: Kein Verlust der Altersrückstellungen bei Tarifwechsel (kvoptimal.de)

Haben Sie noch Fragen?

Sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gern. Jetzt kostenfrei informieren.

Einsteigertarife in der PKV und Arbeitnehmende

Einsteigertarife sollten von Arbeitnehmenden grundsätzlich gemieden werden. Der Arbeitgeberzuschuss ist ein wichtiger Vorteil. Anhand einer Steuerberechnung wirken Einsteigertarife erst mal clever. Denn das Nettogehalt steigt:

Quelle: Brutto Netto Rechner 2022

  • Nettogehalt GKV: 3465,02 Euro
  • Nettogehalt mit KVS3: 3.643,82 Euro (+178,80 Euro Nettogehalt)
  • Nettogehalt mit KVT500: 3.415,82 Euro (-49,20 Euro Nettogehalt)

Doch der KVS3 Tarife hat deutlich weniger Leistungen gegenüber dem Tarif AZP und KVT. Ein Beispiel: Im Tarif KVS3 sind pro Jahr 1.000 Euro Selbstbehalt vereinbart. Der Tarif AZP hat keine Selbstbeteiligung. Das entspricht einem finanziellen Nachteil im Krankheitsfall von 83,33 Euro monatlich. Damit sinkt im Krankheitsfall der Vorteil vom Nettogehalt auf 95,47 Euro. Das ist immer noch viel Geld.

Hier ein aktueller Beitragsvergleich – Stand 2023 einer 30 jährigen Person:

Im AZP verringert sich der PKV-Beitrag im Rentenalter garantiert um 500 Euro. Da der Beitrag höher ist, kann man eine höhere freiwillige Altersrückstellung im Tarif BEN vereinbaren. Ein Arbeitnehmer hat im oben angebotenen AZP-Vertrag im Rentenalter satte 850 Euro Beitragsnachlass (BEN + GRV + KT + GZN) versichert.

Der AZP-Vertrag hat weitere Vorteile:

Wenn keine Rechnungen eingereicht werden, bezahlt die Hanse-Merkur 6 Monatsbeiträge Beitragsrückerstattung (AZP).

  • Freie Arztwahl
  • 100% Heilmittel (10% mehr als im Tarif KVS)
  • 160 EUR mehr Leistungen für Sehhilfen
  • Keine Summenbegrenzung der Leistungen beim Heilpraktiker und für Naturheilverfahren und 100% (20% mehr als im Tarif KVS)
  • 90% für ambulante Psychotherapie (20% mehr als im Tarif KVS)
  • Schutzimpfungen auch bei Auslandsreisen
  • 150EUR pauschale für ambulante Operationen
  • Keine Summenbegrenzung für Zahnersatz und Kieferorthopädie (KVS hat hier nur 4.000 EUR pro Jahr)
  • GOZ bis zum Höchstsatz bei Zahnbehandlung (KVS nur bis zum Regelhöchstsatz 2,3 fach)
  • Ambulante Kur- und Rehaleistung

Welche Leistungsmerkmale sollten Sie genauer unter die Lupe nehmen?

PKV-Versicherte sind in der Regel aus zwei Gründen unzufrieden mit dem PKV-Versicherer. Zum einen, weil die Beiträge steigen und zum anderen, weil medizinische Behandlungen nur teilweise oder gar nicht bezahlt werden.

Steigende Beiträge gehören bei einem PKV-Vertrag aufgrund Kapitaldeckungsverfahren dazu und können nicht verhindert werden. Doch in unserem exemplarischen AZP-Angebot ist schon eine Top-Vorsorge gegen hohe Beiträge im Rentenalter inbegriffen.

Die Leistungseinschränkungen können ebenfalls zum Vertragsbeginn eingesehen und durch kluge Planung minimiert werden. Um den Testbericht nicht ausufern zu lassen, fokussiere ich nur auf einen kleinen Teil der Unterschiede im Leistungsniveau.

Heilmittel

Heilmittel sind persönliche Therapien und ein großes Leistungsfeld in der Medizin. Dazu gehören:

  • Ergotherapie
  • Physiotherapie
  • Logopädie
  • Podologie
  • Ernährungstherapien

Die Hanse-Merkur versichert in der KVS-Reihe nur 90 % pro Behandlung. Dazu sind die 90 % Leistung auf die Bundesbeihilfeverordnung begrenzt. Berechnet ein Heilbehandler höhere Kosten als in der Bundesbeihilfeverordnung festgelegt, sinkt der Erstattungssatz anteilig zusätzlich. Beispiel:

  • Einheit Massage = 45 Euro
  • Leistungshöhe Bundesbeihilfeordnung = 35 Euro
  • Erstattung 90 % des Wertes der Bundesbeihilfeordnung = 31,50 Euro
  • Eigenanteil pro Massage: 13,50 Euro

Was wäre besser? 100 % Leistungen ohne Bezug zur Bundesbeihilfeverordnung. Auch der AZP stellt leider auf die Bundesbeihilfeverordnung ab.

Zahnleistungen

KVS-Tarife begrenzen die Leistungen für Zahnersatz und Kieferorthopädie auf maximal 4.000 Euro im Jahr. Dazu sind Zahnbehandlungen nur bis zum Regelsatz der Gebührenordnung versichert. Auch hier der Inflationsnachteil. Aus 4.000 Euro Wert werden in 30 Jahren bei 2 % Inflationsrate gerade noch mal 2.208 Euro. Ein Implantat kostet heute bereits mehr als diese Summe. Inflationsrechner:

Quelle: www.Zinsen-berechnen.de

Profi Tipp: Die Hanse-Merkur bietet den Tarif EKV an. Damit kann man die Leistungshöhe für dentale Leistungen korrigieren. Der Mehrbeitrag ist abhängig vom Alter und kostet für eine 30-jährige Person 22,66 Euro. Der Arbeitgeber trägt 50 % des Beitrages.

Hilfsmittel

Hilfsmittel sind medizinische technische Geräte und Körperersatzstücke. Die KVS-Reihe begrenzt die Leistungen in Euro-Werten. Durch die Inflation sinkt die Kaufkraft des Geldes. Beispiel: Die Leistungen „1.000 Euro für Hörhilfen“ ist zum einen heute schon zu wenig und zum anderen in 30 Jahren durch Inflation vielleicht noch 500 Euro wert. Das bedeutet, dass hohe Zuzahlungen die Folge sind.

Kinderwunschbehandlungen

Die KVS-Tarifreihe schließt Kinderwunschbehandlungen aus. Dazu der Auszug aus den KVS-Tarifbedingungen:

Vorsorgeuntersuchungen

Vorsorgeuntersuchungen sind bei der Hanse-Merkur aus unserer Sicht verbesserungswürdig. Grundsätzlich sollten Vorsorgeuntersuchungen nach unserer Meinung mindestens ohne Selbstbehalt versichert sein und auch ohne zeitliche Begrenzungen (nach gesetzlichen Programmen = auch die gesetzlichen Fristen). Zum Beispiel ist der Check ab 35 nur alle drei Jahre versichert. Ich lasse mir jedes Jahr Blut abnehmen, um sicherzustellen, dass ich nichts verschleppe. Wir haben nur eine Gesundheit und diese ist zu pflegen. Gute Vorsorgeleistungen sind deshalb ein Muss für mich.

Im Endeffekt verkürzt diese Leistungsklausel das Leben. Denn wer sich topfit fühlt und für Vorsorge Geld zahlen soll, neigt erfahrungsgemäß dazu, solche Untersuchungen einzusparen. Deswegen gilt für uns: Wer lang leben will, sollte Vorsorge machen.

Sind die Tarife KVS1 und KVS3 von der Hanse-Merkur empfehlenswert?

Die KVS-Reihe sind aus unserer maximal für 4 Jahre für Existenzgründer zu empfehlen. Arbeitnehmende sollten nach Möglichkeit immer gleich zwischen AZP und KVT entscheiden. Wer sich länger in den KVS-Tarifen versichern möchte, muss genau planen. Dabei helfen wir. Krankentagegeld, Entlastung im Alter, Entfall des Selbstbehaltes im Rentenalter, etc. ohne entsprechende Planung könnten hohe Kosten und Frustration die Folge sein.

Im besten Fall entscheiden Sie sich nur für KVS-Tarife, wenn Tarif AZP oder auch Tarife KVT (500 SB oder 1.000 SB) mit in die Planungen aufgenommen werden. Eine PKV sollte man immer mit einem konkreten langfristigen Plan abschließen.


Wie das geht? Lesen Sie hier: Mit der richtigen PKV-Strategie sorgenlos PKV versichert (kvoptimal.de)

Mit dem Wechsel in die PKV treffen Sie eine wichtige Entscheidung: Wollen Sie im Erwerbsleben günstig versichert oder im Rentenalter günstig versichert sein? Wir helfen gerne bei der Entscheidungsfindung. Unsere Beratung ist in diesem Fall kostenfrei für Sie.

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