Neuer AXA Tarif: ActiveMe 2019 – Top oder Flop?

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Anja Glorius
21. Mai 2019
Neuer AXA Tarif: ActiveMe 2019

Neuer AXA Tarif: ActiveMe 2019

Jahrelang war es bei der Produktentwicklung still um den Versicherungsriesen AXA Krankenversicherung. Seit 2018 sprach man bereits über eine Innovation im Krankenversicherungsmarkt mit der Einführung eines digitalen Produkts, welches gute Leistungen mit digitalen Features verbindet.
Am 24.05.2019 startet offiziell der Produktverkauf des neuen Tarifs. Vornehmlich will das Unternehmen junge und digital affine Kunden erreichen. Denn zum Tarif gehört die aktive Nutzung des Vertragsportals „MyAxa“, das Gesundheitsportal „Meine Gesundheit“ und die Nutzung digitaler Medizinprodukte.

Hat ActiveMe leistungstechnisch am Markt eine Chance?

Im direkten Vergleich zum führenden Digitalprodukt der privaten Krankenversicherung der Ottonova, hat die AXA Krankenversicherung sich nicht von Altbewährtem getrennt, sondern bietet weiterhin eigenverantwortliche Entscheidungen des Versicherten. Ottonova setzte zuletzt neben der Digitalstrategie auf enge Kundenkommunikation, initiiert durch die Notwendigkeit von Leistungszusagen. Im AXA Tarif ActiveMe ist dies nicht in allen Bereichen notwendig. Trotzdem will die AXA die Kundenbindung stark digitalisieren und dadurch Kosten- Effizienz- und Zufriedenheitsgewinne realisieren. Diese Schritte sind häufig komplex und schwierig, aber auch notwendig. Der Wettbewerb wird in diesen Bereichen stärker und weltweit lauern Unternehmen, um den deutschen Krankenversicherungsmarkt durch moderne Produkte neu zu ordnen. Positiv ist auch der Lösungsansatz alter Probleme der PKV, wie Prämienzahlung während der Elternzeit und Kinderkrankengeld.

Prämienzahlung während des Bezuges von Elterngeld

Hier haben die meisten Versicherer Nachholbedarf. Die Beitragszahlung in der Elternzeit ist für werdende Eltern immer ein Thema. ActiveMe reduziert die Prämie bei Elterngeld für zwei Monate um die Hälfte.

Ausgleich des Einkommens bei Krankheit eines Kindes

Es gibt nur zwei Regelungen am gesamten Markt für private Krankenversicherungen, die dieses Problem lösen. Im neuen digitalen Produkt nähert man sich der Lösung. Eltern, deren Kind krank ist erhalten ab dem 4. Krankheitstag eine Pauschale von 200 EUR pro Versicherungsjahr.

Präventionsförderung

Die gesetzliche Krankenversicherung erkannte es schon vor mehr als zehn Jahren. Prävention kostet zwar Geld, hilft aber Krankheitskosten zu reduzieren. Im Jahr 2017 haben 10 % der gesetzlich Versicherten an Präventivmaßnahmen aktiv teilgenommen. Die AXA ermöglicht im neuen Tarif die Teilnahme an Präventionskursen nach § 20 Abs. 1 SGB V zu 100% in Höhe von 200 EUR jährlich.

Schutz bei Auslandsreisen

Bisher galt in vielen Tarifen der PKV das Prinzip, dass private Reisen und der entsprechende Schutz Privatsache des Kunden sind. Aber was bringt es dem Versicherer, wenn durch mangelnden Schutz hohe Folgekosten entstehen? Nichts. Genau. Daher zahlt die AXA im ActiveMe auch für Schutzimpfungen im Ausland, welche von der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts (STIKO) empfohlen werden.

Wie sind die Leistungen gestaltet?

ActiveMe verbindet die bisherige Einsteigerwelt EL-Bonus-U mit der Hochleistungswelt Vital-U.
Eine Kurzübersicht relevanter Leistungsparameter zeigt das Spektrum des neuen Tarifes:

Leistungsmerkmal Einsteigertarif Mittelklasse Hochleistung
EL-Bonus-U ActiveMe Vital300-U
Arztwahl Primärarztprinzip Gesundheitslotse Freie Arztwahl
Arzneimittel 100% 100%, Generika-Klausel 100%
Sehhilfe 100EUR alle zwei Jahre 250EUR alle zwei Jahre 250EUR alle zwei Jahre
Heilmittel 75%, gemäß der Heilmittelliste 80% bis zu 2.000EUR Rechnungsbetrag, darüber hinaus zu 100% gemäß der Heilmittelliste 90%, gemäß der Heilmittelliste
Ambulante Kurbehandlung Nein Ja Ja
Lasik 400EUR je Auge 1.000EUR je Auge Unbegrenzt
Soziotherapie Ja Ja Ja
Palliativmedizin Ja Ja Ja
Ambulante Psychotherapie 70% bis zu 50 Sitzungen 80% 100% bis zu 30 Sitzung. 80% bis zu 60 Sitzungen, danach 70%
Unterbringung im Krankenhaus Mehrbettzimmer Zweibettzimmer Ein-/Zweibettzimmer
Privatärztliche Leistung im Krankenhaus (Chefarzt) Nein. Ja, auch mit rechtgültiger Honorarvereinbarung Ja, auch mit rechtgültiger Honorarvereinbarung

Zu den vollständigen ActiveMe Tarifbedingungen

Möchten Sie ein Beratung zum AXA Tarif ActiveMe? Sprechen Sie uns an.

Was hat sich noch verbessert?

Bisher hatten die AXA Tarife EL-Bonus-U und Vital-U zwar einen offenen Hilfsmittelkatalog, zählten diesen Katalog aber ganz konkret auf und stellten bei anderen Hilfsmitteln auf die Standardausführung ab. Dies ist für Kunden zwar ein Mehrwert gegenüber einem geschlossenen Hilfsmittelkatalog, ist allerdings dennoch stark einschränkend. Der neue Tarif ActiveMe stellt nicht mehr auf die einfache Ausführung der weiteren Hilfsmittel ab und lässt daher höhere Erstattung bei innovativen neu entwickelten Hilfsmitteln zu.
Vorsorgeuntersuchungen sind grundlegend nach gesetzlich eingeführten Programmen ohne Altersbegrenzung erstattungsfähig. Neu im ActiveMe der AXA ist die jährliche Möglichkeit der umfangreichen Vorsorgeleistung. So dürften PKV Kunden künftig jährlich einen Check-Up, ein Hautkrebsscreening und eine Früherkennungskoloskopie oder iFOBT in Anspruch nehmen.
Innovativ ist auch der Arzneimitteleinschluss. Künftig werden, soweit medizinisch notwendig, Abführmittel, Mittel zur Regulierung des Körpergewichts, Stärkungsmittel, medikamentenähnliche Nährmittel und Vitaminpräparate erstattet. Allerdings schließt der Tarif Medikamente bei erektiler Dysfunktion aus. Statistisch gesehen, sind 30 % aller 60- bis 70-jährigen Männer betroffen. Es wird also auch im Tarif ActiveMe später fast jeden dritten Kunden betreffen. Hier hätte die AXA durch eine langfristige Sicht Punkten können.

Deutliche Verbesserung der Regelung des Primärarztprinzips für ActiveMe Kunden?

Neu wird das Primärarztprinzip nun Gesundheitslotse genannt. Liest man die Regelung, handelt es sich jedoch um das bisher bewährte Primärarztprinzip, welches auch beim EL-Bonus-U verwendet wird und freiwillig im Vital angewandt werden kann. Gesundheitslotse ist der Begriff, an den man sich gewöhnen sollte, beschreibt er doch die originäre Funktion des gewählten Arztes.
Dies soll die Erstkonsultation des Facharztes vermeiden und bestmöglich in einer Hand, dem Hausarzt, bündeln. Gerade ältere Kunden mit einigen Erkrankungen unterschiedlicher Bereiche, wissen die Arbeit eines Arztes, der eine koordinierende Funktion innehat, zu schätzen.
Die AXA hat schon früh erkannt, dass bei einem Primärarztprinzip nicht auf den Versicherungsfall abgestellt werden darf. Andernfalls ergibt sich ein großes Kostenrisiko für den Versicherten, denn ein Patient kann die Tragweite einer Erkrankung und Folgekosten wie auch -behandlung kaum einschätzen. Diese bewährte Regelung wird auch im ActiveMe fortgeführt.
Ist man beispielsweise beruflich regelmäßig in einer anderen Stadt eingesetzt, kann man nicht auf den bisherig gewählten Arzt des Vertrauens zurückgreifen. Einen neuen zu finden, gestaltet sich unter der Maßgabe Allgemeinmediziner oder praktischer Arzt ohne Fachkennung nicht einfach. Auch in Großstädten mit einer hohen Ärztedichte, sind allgemein praktizierende Ärzte häufig überlaufen und klagen über eine zu hohe Patientenanzahl.
Künftig betrifft die Kürzung bei nicht einhalten des Prinzips des Gesundheitslotsen (Primärarztprinzip) nur noch so lange den Versicherungsfall, bis eine Überweisung zum genutzten Facharzt eingereicht wird. Zwar greift die Überweisung nicht rückwirkend und entfaltet die Wirkung der 100%igen Erstattung nur in die Zukunft, führt allerdings zu einem überschaubaren Kostenrisiko.
Als Gesundheitslotse anerkannt ist auch der Online-Arzt mit Fachkennung. Nutzt ein Versicherter beispielsweise das Angebot der TeleClinic und erhält so ärztlichen Rat und Behandlung, so erstattet die AXA die Arztkosten auch dann, wenn ein Facharzt aktiv war.

Wie sieht es mit der Nachhaltigkeit des AXA ActiveMe aus?

Die aktuelle Beurteilung unsererseits kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgenommen werden, da wir den Tarif neutral und ausschließlich nach seinen Leistungsparametern in den Bedingungen beurteilen. Natürlich ist die Beitragsstabilität der Vergangenheit ein Indikator bei der Wahl der richtigen Versicherung. Hier glänzte die AXA in einigen Produktgruppen in der Vergangenheit nicht und wartete mit überdurchschnittlichen Erhöhungen auf. Die Tarifbeiträge für die Komponenten EL-Bonus, EL-Bonus-N, EL-Bonus-U entwickelten sich jedoch marktüblich mit 4,8 % Beitragssteigerung jährlich. Der neue Tarif kann also eine Chance sein, dem Versicherer hier wieder die nötige Attraktivität am Markt zu geben.

Preisliche Gestaltung für Arbeitnehmer – Tarifbeitrag inkl. gesetzlichem Zuschlag

Eintrittsalter Einsteigertarif Mittelklasse Hochleistung
EL-Bonus-U ActiveMe Vital300-U
30 230,33 EUR 365,87 EUR 473,54 EUR
40 273,93 EUR 423,78 EUR 564,64 EUR
50 347,23 EUR 526,63 EUR 721,04 EUR

Preisliche Gestaltung für Arbeitnehmer – Tarifbeitrag inkl. gesetzlichem Zuschlag, Zahntarif Komfort-Zahn-U, Krankentagegeld ab dem 43. Tag in Höhe von 120 EUR, Pflegepflichtversicherung

Eintrittsalter Einsteigertarif Mittelklasse Hochleistung
EL-Bonus-U ActiveMe Vital300-U
30 379,43 EUR 514,97 EUR 622,64 EUR
40 455,05 EUR 604,90 EUR 745,76 EUR
50 574,81 EUR 754,21 EUR 948,62 EUR

Wird der PKV-Beitrag steigen?

Bei solchen Fragen halten sich alle Versicherer bedeckt. Natürlich wird der PKV-Beitrag steigen. Wie auch die Miete, das Einkommen und das Vermögen steigt. PKV-Kunden sollten deshalb mindestens 25 Euro jährliche Beitragssteigerung einplanen. Dabei spielt der Versicherer eine untergeordnete Rolle. Jeder PKV-Vertrag wird teurer. Diese Planzahl gilt bis zum 65. Lebensjahr. Wer sich mit 40 Jahren im AXA Tarif ActiveMe privat versichert, wird mit 65 Jahren vermutlich einen PKV-Beitrag von ca. 1.230 Euro entrichten. Dieser Beitrag ermäßigt sich wieder um die üblichen Vergünstigungen im Rentenalter (KTG, GZN, GRV).
Es gilt also, diesen Beitrag in die Rentenplanung einzukalkulieren und auch alle Optionen für einen niedrigen PKV-Beitrag im Rentenalter zu nutzen. Gerade Arbeitnehmer haben hier wirkungsvolle Optionen. Die AXA bietet hier einen speziellen Tarif an, der den PKV-Beitrag im Rentenalter senkt. Allerdings ist die Rückdeckung der PKV-Beiträge im Rentenalter auf 100 % der lebenslang zu zahlenden Beiträge einer Krankheitskostenversicherung eingegrenzt und muss daher bei Beitragserhöhungen angepasst werden.
Der Beitrag des ActiveMe eines 40ig Jährigen liegt heute rund 200 Euro monatlich, unter dem Höchstsatz der gesetzlichen Kasse. Es gilt, die Ersparnis sinnvoll und vermögensbildend einzusetzen. Denn viele der versicherten Leistungen, werden erst später gebraucht. Es wäre sinnfrei, später in einen günstigen Tarif mit weniger Leistungen zu wechseln, weil der Beitrag nicht mehr bezahlbar ist aufgrund mangelnder Vorbereitung.

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